Generationen rücken zusammen

TRABEN-TRARBACH. Schüler der Hauptschule Traben-Trarbach betreuen in einer Arbeitsgemeinschaft alte Menschen im Ida-Becker-Haus. Die AG ist Teil des Ganztagsschulen-Angebots.

"Die Jugend von heute!" Oft werden Menschen der jüngeren Generation in eine Schublade gesteckt. Dabei wird vergessen, dass jeder einmal jung war und die "Jugend von früher" damals auch ihren Ruf hatte. Die Generationen haben sich voneinander entfernt und betrachten sich mit Scheu, oft auch mit Unverständnis. Dabei ist es gar nicht so schwer, mit Vorurteilen aufzuräumen und Distanz durch Respekt zu ersetzen. Das zeigt eine Arbeitsgemeinschaft der Mont-Royal-Hauptschule Traben-Trarbach, die zur Einführung der Ganztagsschule gegründet wurde. Seit rund vier Jahren betreuen Schüler der Hauptschule unter dem Motto "young meets old" (zu deutsch: "Jung trifft Alt") Senioren des Altenhilfezentrums Ida-Becker-Haus in Traben-Trarbach. Einmal wöchentlich, montags von 15 bis 16 Uhr, treffen sich Sarah Hartleib, Adrian Koper, Nancy Nauschütz, Daniela Susca, Tatjana Enkirch und Anna Greis mit den Senioren. "Meistens warten die alten Leute schon, wenn die Jugendlichen kommen", erzählt die Leiterin der Arbeitsgruppe, Sigrid Steffens. Die Krankenschwester aus Bausendorf bereitet die Betreuungsstunden vor und trägt die Verantwortung für Jung und Alt. "Bevor die Schüler zu den Senioren kommen, gibt's einen Crash-Kurs." Dort lernen sie technische Fertigkeiten, wie die Bedienung eines Rollstuhls und natürlich den persönlichen Umgang mit pflegebedürftigen Personen. Steffens: "Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen, Toleranz sowie Interesse und gutes Benehmen sind Voraussetzungen, die der Schüler mitbringen muss." Mittwochs nachmittags unterrichtet Sigrid Steffens in ihrer AG rund um das Thema "praxisorientierte Seniorenpflege". Dies erleichtert den Schülern den Umgang mit alten Menschen und bietet ihnen eine berufliche Orientierungshilfe. Die Betreuungsstunden gestalten sich, bedingt durch Jahreszeiten und Wetter, verschieden: Beliebt sind Spaziergänge, Singen alter Volksweisen, Vorlesen von Gedichten und Geschichten, Stuhlgymnastik und Bastelstunden.Jungen und Mädchen übernehmen Patenschaft

Der Erfolg der AG "young meets old" bestätigen auch die Mitarbeiter des Altenhilfezentrums. So berichtet Lisa Simon vom Sozialdienst, dass unter Altersdemenz leidende Menschen durch die jahreszeitlich angepassten Gruppenaktivitäten eine grobe zeitliche Orientierung finden können. Durch Sinnesreizungen und Zuwendung gewinnen die Jugendlichen das Vertrauen der Senioren. Körperliche Übung trainiert nicht nur die Grob- und Feinmotorik, sondern fördert auch geistige und menschliche Regungen. Besonderen Erfolg durch persönlichen Kontakt hat das Projekt, seit vor drei Monaten jeder Jugendlicher die Patenschaft für eine bestimmte Person übernommen hat. Dieser Vorschlag kam von den Jugendlichen selbst, die vor dieser Regelung große Probleme hatten, bei dem ständigen Wechsel eine Vertrauensbasis aufzubauen, um eine erfolgreiche Arbeit mit den Senioren möglich zu machen. Die Schülerin Sarah Hartleib nimmt seit drei Monaten an der AG teil. Für sie hat sich die Altenpflege als Traumberuf bestätigt. Ihr "Schützling" kann zwar nicht an allen Aktivitäten teilnehmen, zeige aber in mittlerweile vertrauter Gesellschaft wieder Interesse am Umfeld. Für Sigrid Steffens ist es wichtig, in einer "Ellenbogengesellschaft" Jugendlichen zu zeigen, dass es auch durch ein Miteinander geht, ihnen beizubringen, in einer Zeit von Gesundheitsreformen und Rentenkürzungen, unter denen Menschen leiden, deren Gesundheit und Leben unter Krieg und Wiederaufbau gelitten hat, ein bisschen mehr Menschlichkeit und Respekt zu zeigen.

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