Genießen statt leiden

BERNKASTEL-KUES. Diskutieren und probieren - das war angesagt beim siebten Forum der Wein-Fachfrauen von "Vinissima - Frauen und Wein". Einmal im Jahr treffen sich die Fachfrauen zu einem Forum, zum ersten Mal kamen sie in Bernkastel-Kues zusammen. Dort herrschte im Weinmuseum Riesenandrang.

Das diesjährige Forumsthema war auch auf das Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer zugeschnitten: "Steillagen - Last oder Lust." Darüber hinaus wurde erstmals in der Geschichte des bundesweiten Vereins ein Wettbewerb um den Vinissima-Weinpreis unter den Mitgliedern ausgetragen. Es wurden insgesamt 107 Weine aus einem breit gefächerten Rebsortenangebot dafür angestellt.Der Weinpreis wurde in sechs Kategorien vergeben: Riesling trocken, Weiße Burgundersorten trocken, Spätburgunder trocken, andere Rotweinsorten trocken, Bukettsorten und Edelsüße. Die Weine wurden blind verkostet.Auch ein Wein von der Mosel war erfolgreich: Annette Köwerich vom Weingut Köwerich aus Leiwen holte mit einem 2002er Leiwener Laurentiuslay Riesling Auslese einen dritten Platz bei den Edelsüßen.Das Probierpaket mit den Spitzen-Kreszenzen ist direkt beim Verein Vinissima in der Dorfstraße 8 in 79235 Vogtsburg erhältlich.Weinbaugebiete mit ihren Steillagen sind Kulturlandschaften, die es zu erhalten gilt. Wer aber trägt die Mehrkosten, die ihre Bewirtschaftung verursachen? Darüber diskutierte eine Expertenrunde aus Politik, Weinbau und Vermarktung mit dem Publikum."Diese Landschaft gilt es zu erhalten"

Auf dem Podium saßen Geschäftsfrau Monika Drews, Winzer Reinhold Franzen, der in der Steilstlage Bremmer Calmont Weinberge besitzt, EU-Abgeordnete Christa Klaß, Jürgen von der Mark, einer der drei "Master of Wine" in Deutschland sowie Sommelière Catherine Thevenot.Es bedeute große Last, harte Arbeit- auch im Finden Steillagen geeigneter Arbeitskräfte, erklärte Franzen. Aber diese grandiose traumhafte Kulturlandschaft gelte es zu erhalten. "Dabei haben wir die Möglichkeit, uns mit diesen einzigartigen Weinen aus der Globalisierungsfalle zu lösen", sagte er unter lautem Beifall.Zurück zu den klassischen Top-Weinen?

Die Verzahnung zwischen Weinerzeuger, Händler, Gastronomie und Tourismus müsse noch effektiver werden. Der Focus müsse gerichtet werden auf die Eigenständigkeit, Einzigartigkeit und die Qualität, sagte von der Mark. Der höhere Preis werde dann auch bezahlt. Auch die Politik sei gefragt; der Markt müsse stabilisiert werden auf vielen Ebenen, unterstrich Christa Klaß."Wir müssen es schaffen, dass wir die besten Lagen erhalten - etwa mit dem Rückbau aus der Fläche zurück in die Steillagen und einem qualitätssichernden Anbau", bemerkte Drews. "Warum besinnen wir uns nicht auf eine Renaissance der klassischen Top-Weine?", prangerte die Geschäftsfrau den Hang zu zu vielen Klassifizierungen an.In Bezug auf Förderungen wurde in der Diskussion eines deutlich: Der Winzer muss nicht als Bittsteller dastehen. Selbstbewusst auftreten, sich der Qualität unserer Lagen bewusst sein, das sei angesagt. "Die Ehrfurcht, die wir selbst haben, müssen wir mehr herüberbringen in Richtung Verbraucher", betonte von der Mark. "Die Region muss sich viel konzentrierter darstellen nach der Devise: ,Hier hab' ich einen Wein, den kann keiner auf der Welt nachmachen'."Thevenot ergänzte: "Und der Gast will nicht mit dem Winzer leiden, er will genießen."

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