Genussvolles im Gotteshaus

TRABEN-TRARBACH. (G.K.-B.) Viele Diskussionen gab es im Vorfeld um die Weinprobe "Zwischen Himmel und Erde", mit der das diesjährige Moselwein-Festival eröffnet wurde. Speis' und Trank im Gotteshaus, das konnten manche sich nicht vorstellen. Am Ende waren jedoch 160 "Kirchgänger"begeistert.

 Edle Tropfen in der Kirche kredenzt: Die Weinprobe in der evangelischen Kirche zu Trarbach bot neben köstlichen Weinen auch Speisen und ein musikalisches Programm vom Feinsten.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Edle Tropfen in der Kirche kredenzt: Die Weinprobe in der evangelischen Kirche zu Trarbach bot neben köstlichen Weinen auch Speisen und ein musikalisches Programm vom Feinsten.Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Dem Himmel ist die evangelsche Kirche zu Trarbach schon recht nahe, fast 100 Stufen führen zu ihr hinauf. Der handgerüttelte Sekt aus der Sektmanufaktur Lieser wurde im Schein der hinter den Weinbergen untergehenden Sonne vor dem Gotteshaus gereicht. Zu Saxophon-Klängen lockte Anne Kaftan die Gäste dann aus der Sommerschwüle in die Kirchenkühle. Mit Weinlaub und Kerzen waren die zwischen den Kirchenbänken stehenden Tische festlich geschmückt. Albrecht Eggert, Vorsitzender des Winzer- und Bauernverbandes, dankte der Toleranz von Pfarrer Jörg Henrich, die eine solche Weinprobe möglich gemacht habe. "Familie Henrich hat Unglaubliches geleistet", merkte er anerkennend an."Kirche und Wein in diesem würdevollen Rahmen ist wie Sonne und Süße", sagte Pfarrer Henrich, der mit ausgewählten Bibeltexten die Weinprobe bereicherte und dazu aufrief, diesen Abend ganz bewusst mit allen Sinnen zu genießen. Dass Wein und Kirche zusammengehören, machte Gebietsweinkönigin Silvia Steffes aus Zell deutlich. "Wein inspiriert, macht kreativ - dazu regt auch die Kirche an."Weitere königliche Weinrepräsentantinnen aus Kröv und Enkirch waren zugegen, und Stadtweinkönigin Dorothe I. kommentierte die hochkarätigen Weine, die den Gästen gereicht wurden. Aus den Traben-Trarbacher Weingütern Storck, Klein, Thomas, Trossen, Sausen, Böcking, Caspari, Franz, Ehses, C.A. Haussmann, Peifer, Conrad-Bartz, Römerhof, Emert und Dinkel stammten die edlen Tropfen, die vom trockenen Hochgewächs über trockene und halbtrockene Riesling- Spätlesen von 1998, 2001 und 2002 bis zu einer Riesling Auslese aus dem Jahr 1976 reichten und die Gäste begeisterten.Dazu gab es Speisen aus der Küche von Thomas Haier (Hotel "Zur Goldenen Traube"), mit Zutaten bereitet, wie sie schon in der Bibel erwähnt wurden. Neben Fladenbroten mundeten mit Räucherlachs und schwarzen Oliven gefüllte Dillpfannkuchen, in Buchenholz geräucherte Lammspieße mit Kräuterquark. Katharina Henrich hat viele Stunden vor dem Backofen verbracht.Die bisher vielleicht feinste Weinprobe in der Doppelstadt - so ein Moselaner wörtlich - bot jedoch auch musikalische Hochgenüsse. Kreiskantor Jürgen Rehberg hatte das aus Frankfurt kommende Allegria-Sextett an die Mosel geholt, und das Vokalensemble wurde für seine kurzweiligen, launigen und brillant vorgetragenen Beiträge mit frenetischem Beifall belohnt. Es war eine Lust den sechs Sängerinnen, die am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt studieren, zuzuhören. Anne Kaftan begleitete mit ihrem Saxophon Jürgen Rehberg an der Orgel. Auch das geht: Die beiden Instrumente schienen wie füreinander geschaffen zu sein. Mit freien Improvisationen spielten beide Künstler bekannte Musical-Melodien aus "West Side Story" und Porgy und Bess" von Leonard Bernstein sowie ein Werk des zeitgenössischen katalanischen Komponisten Mompou. Eine überzeugende Aufführung, die alle Gäste in ihren Bann zog. Dieser Abend fand seinen großartigen Abschluss vor dem angestrahlten Gotteshaus unter einem tiefblauen samtigen Nachthimmel, als das Allegria-Sextett noch einmal sein Können eindrucksvoll unter Beweis stellte und das Mosellied interpretierte.

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