Geplatzte Schecks und Diabetes

WITTLICH. Vor dem Amtsgericht haben sich der Eigentümer und ein Angestellter der nicht mehr bestehenden Wirtschafts- und Unternehmensberatungsfirma CCM wegen Betruges, Untreue und Falschaussage zu verantworten. Einer der Angeklagten setzte wegen seiner Diabetes-Erkrankung eine eingeschränkte Verhandlungsfähigkeit durch.

Der erste Verhandlungstag, der ursprünglich bis zum Abend angesetzt war, dauerte genau zweimal eine Dreiviertelstunde. Dazwischen musste das Gericht 30 Minuten pausieren, um Friedhelm K. Zeit zu geben, sich zu erholen und ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Die von seinem Hausarzt attestierte, sich gerade verschlimmernde Diabetes machte es ihm laut Verteidiger unmöglich, der Verhandlung mit der gebotenen Konzentration zu folgen: Schwindelgefühle, Seh- und Hörstörungen seien just am Morgen aufgetreten. Auch gefrühstückt habe der beleibte Herr nicht - er frühstücke im Übrigen nie. Richter Franz-Josef Thul verordnete einen stetig anwesenden Arzt, der den Angeklagten vor der Sitzung und noch einmal in der Pause untersuchen konnte. Der empfahl ihm im Übrigen für den nächsten Verhandlungstag am kommenden Montag das Frühstücken. Mit Hilfe des Arztes wurde nun zumindest "anverhandelt": Zu einem von vier Strafanträgen sprachen Zeugen vor. Dem 1960 geborenen Friedhelm K. (Wittlich) und dem 14 Jahre jüngeren Sascha K. (Alf) wird vorgeworfen, das Vermögen der Familie I. in betrügerischer Absicht beschädigt zu haben. In der Vermögensberatungsfirma "Concept Consult Management", deren Chef Sascha K. den Mitvierziger Friedhelm K. angestellt hatte, scheint der Angestellte das Sagen gehabt zu haben. Sascha K., der sich im Gerichtssaal kooperativ zeigte: "Die finanziellen Dinge hat meistens der Herr K. geregelt. Er hat meistens die Kundengespräche geführt. Ich war manchmal anwesend." Er selbst habe eher das Telefonieren und die schriftliche Korrespondenz erledigt und bezeichnet sein Vertrauen rückblickend als "blauäugig". Das bestätigte Zeuge I., der den beiden Angeklagten vorwirft, dass sie die von ihm anvertrauten 35 000 Mark nicht wie verabredet gewinnbringend in Luxemburg angelegt, sondern anderweitig genutzt haben. Die CCM war vom in Konkurs gegangenen I. damit beauftragt worden, ihn professionell zu entschulden. Ein Teilbetrag des in bar an die CCM ausgehändigten Geldes ist aufgetaucht: Sascha K. hatte 10 500 Mark auf ein CCM-Firmenkonto in Bullay eingezahlt. Später hatte die CCM drei Ratenzahlungen an I. rücküberwiesen, ein vierter Scheck platzte.Verteidigung: "CCM hat Vertrag erfüllt"

Friedhelm K.s Verteidiger machte vor Gericht die Gegenrechnung auf. Nicht die CCM schulde dem Ehepaar I. Geld, im Gegenteil: Die CCM habe den Vertrag erfüllt, für I. einen Vergleich mit seiner Bank zu erzielen, und warte bis heute auf die Honorarzahlung von 78 000 Mark. Thul erinnerte ihn daran, dass dies nicht Gegenstand der aktuellen Verhandlung sei. Sieben weitere Zeugen mussten unverrichteter Dinge wieder gehen und warten auf ihren Einsatz am Montag. Es bleibt allerdings abzuwarten, ob sich der Gesundheitszustand des Friedhelm K. bis dahin mit Hilfe von Insulin-Spritzen stabilisiert hat und ihm eine zügige Verhandlungsabwicklung zugemutet werden kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort