Gerüstet für die Katastrophe

WITTLICH/BERNKASTEL-KUES/TRIER. Unwetter – wie jüngst Ende Juli – bedeuten für die Freiwilligen Feuerwehren anstrengende und ehrenamtliche Überstunden. Glaubt man den Klimaforschern, werden die extremen Stürme und Niederschläge künftig zunehmen. Der TV hat nachgefragt, wie der Landkreis Bernkastel-Wittlich auf potenzielle Wetterkatastrophen vorbereitet ist.

"Land unter" hieß es Ende Juli in Wallscheid, Laufeld, Hasborn, Eckfeld, Pantenburg und Großlittgen. Heftige Regenfälle hatten die Keller voll laufen lassen. Ein von einer Sturmböe umgeknickter Baum blockierte die A 48 bei Laufeld. Etliche der rund 100 Freiwilligen Feuerwehren im Kreis Bernkastel-Wittlich waren im Dauereinsatz. Wenige Tage vorher hatte ein schweres Unwetter die Kyllburger Waldeifel heimgesucht. Auch über Trier gewitterte es zweimal hintereinander heftig: Ende Juni fegte ein Tornado durchs Ruwertal, Ende Juli fielen in knapp zweieinhalb Stunden 44 Liter Regen pro Quadratmeter: Unterführungen standen unter Wasser, Rohre brachen, auf den Straßen herrschte pures Verkehrschaos. Großalarm herrschte bei den Wehren im Kreis Bernkastel-Wittlich auch nach den Unwettern am Pfingstsonntag 2003, bei denen in Lieser ein Mann von einem Baum erschlagen wurde. Zwei Tage später gingen erneut Sturzfluten über dem Kreis nieder. "Die Anzahl der extremen Wetterereignisse hat zugenommen und wird weiter steigen", sagt Günter Delfs vom Deutschen Wetterdienst. "Die bisherigen Unwetter sind nur ein Vorgeschmack auf das, was uns noch bevorsteht", bestätigt der international renommierte Klimaforscher Mojib Latif. Bei der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich ist man - zumindest theoretisch - auf Wetterkatastrophen vorbereitet: "Es gibt eine Katastrophenkoordinierungsstelle und einen -schutzstab, die bei Unwettern größeren Umfangs zusammen treten und die Einsatzleitung vor Ort unterstützen", sagt Ute Erz, Sprecherin der Kreisverwaltung (KV) Bernkastel-Wittlich. Die Einsatzleitung übernimmt bei kleineren Unwettern der örtliche Wehrleiter, bei großflächigeren der jeweilige VG-Wehrführer und bei kreisweiten der Kreisfeuerwehrinspekteur Willi Herres. Bei Wetter- und sonstigen Katastrophen größeren Ausmaßes würde Landrätin Beate Läsch-Weber die administrativ-organisatorische Einsatzleitung übernehmen. Im Katastrophenschutzstab der KV sind außer Vertretern der Kreisverwaltung Mitglieder der Feuerwehr, des technischen Hilfswerks, des Deutschen Roten Kreuzes und des Malteser Hilfsdienstes vertreten. "Unser Vorgehen bei Katastrophen richtet sich nach Führungsvorschriften des Bundes und des Landes", erklärt Erz. Außerdem seien besonders nach den Einsätzen bei den großen Moselhochwassern 1993 und 1995 individuelle "ergebnisbezogene Alarmpläne" entstanden.Im Ernstfall übernimmt die Landrätin

Hilfe von höherer Ebene kommt, wenn gleich mehrere Kreise von Unwettern oder deren Folgen betroffen sind: "Unsere Abteilung für Rettungsdienst und Katastrophenschutz würde zum Beispiel eingreifen, wenn es an Rhein und Mosel parallele Hochwasser gäbe", sagt Miriam Lange, Pressesprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Tier. Als Aufsichtsbehörde der Kreisverwaltungen überwacht die ADD mögliche Einsätze bei Katastrophen im ehemaligen Regierungsbezirk Trier. "Zum Beispiel prüfen wir, ob die Kommunen ausreichend viele Hubschrauberlandeplätze vorhalten, und wir haben den Überblick darüber, welche Feuerwehr über welche Spezialfahrzeuge verfügt, damit wir im Notfall die Hilfe koordinieren können." Kommt's richtig schlimm, kann die ADD zum Beispiel aus ganz Rheinland-Pfalz Feldküchen ordern. Und sollten die Truppen der Bundeswehr benötigt werden, um mögliche Fluten mit Sandsäcken einzudämmen, ist das ebenfalls Organisationsaufgabe der ADD.

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