Geschenke

Freut euch! Freude in der Advents- und Weihnachtszeit. Worauf freuen wir uns am meisten? Die meisten wüssten hier blitzschnell eine Antwort: Auf die Geschenke! Freuen Sie sich über ein Geschenk? Sicherlich denken Sie jetzt: Wie kann man überhaupt so fragen?

Das ist doch die natürlichste Sache der Welt, dass ich mich über ein Geschenk freue. Doch so manche Beobachtung lässt mich daran zweifeln. Verdienen wir uns nicht lieber etwas, als dass wir uns etwas schenken lassen? Wir suchen Anerkennung durch Leistung. Ist uns etwas Gutes gelungen, fühlen wir uns gut und genießen Lob und Anerkennung. Wir wollen uns das Leben selbst verdienen. Geschenke, die wir entgegennehmen, tragen dann oft den Charakter einer Sonderprämie, die wir uns letztlich auch verdient haben: Schau mal, so viel bin ich dem anderen wert, dass er mir ein so wertvolles Geschenk gemacht hat. Vielleicht erscheint Ihnen das alles übertrieben, besonders jetzt in der vorweihnachtlichen Zeit, in der wir uns aufs Schenken und Freudemachen eingestellt haben. Doch stellen Sie sich selbst einmal auf die Probe. Nehmen wir an, Sie gehen über den Wittlicher Marktplatz, und ein wildfremder Mensch kommt auf Sie zu und drückt Ihnen ein Geschenk in die Hand. Mal ehrlich: Würden Sie sich darüber freuen? Oder würden Sie, vielleicht ganz unbewusst, abwehrend und misstrauisch reagieren? Ich könnte mir vorstellen, dass ich sagen würde: "Und was soll ich dafür kaufen?" oder: "Was bekommen Sie dafür?" Wir rechnen nicht damit, etwas geschenkt zu bekommen, vermuten dahinter gleich ein Geschäft. Wie ist das mit den Geschenken, die Gott uns macht? Das Geschenk unserer Gesundheit, das Geschenk eines Kindes und so vieles andere mehr? Können wir uns von ganzem Herzen über diese Geschenke der Liebe Gottes freuen oder sehen wir diese Geschenke als unseren eigenen Verdienst an? Pfarrerin Susanne Triebler Wittlich

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