Geschichte und Geschichten

TRABEN-TRARBACH. Viel zu sehen gibt es in Traben-Trarbach. Die Ruine Grevenburg die Jugendstilarchitektur, der Alte Stadtturm und noch viel mehr. Man kann gedankenlos daran vorbeischlendern oder aber sich von einem kundigen Stadtführer Geschichte und Geschichten erzählen lassen. Zu Saisonbeginn fängt auch deren Arbeit an.

Wann wurde die Grevenburg erbaut, und wann gesprengt? Warum gibt es in Traben-Trarbach so viele Jugendstil-Villen? Welche Bedeutung haben die Figuren am Brückentor? Viele Fragen drängen sich dem Besucher auf, wenn er durch das Städtchen streift. Nicht alle wollen das wissen, doch fast 5000 Gäste nutzten im vergangenen Jahr das Angebot der Stadtführungen. Und weil Traben-Trarbach noch etwas mehr zu bieten hat als Städte der gleichen Größenordnung, gibt es sogar Sonderführungen: Wanderungen durch die Weinberge, Führungen zum und über die Festungsruine Mont Royal und natürlich die Sonderführungen Jugendstilhäuser in Traben-Trarbach. Und in diesem Jahr bietet die Tourist-Information erstmals mit den "Mittelalterlichen Stadtführungen mit dem Nachtwächter" eine weitere Attraktion an. Auf zwölf Fachleute kann die Tourist-Information zurückgreifen, die während der Fremdenverkehrssaison den Gästen fast alles Wissenswerte über die Stadtgeschichte erklären können. Der älteste Stadtführer ist Richard Ochs. Der 77-jährige ehemalige Weinkaufmann begleitet seit 15 Jahren die Touristen aus dem In- und Ausland zu den Sehenswürdigkeiten. Der passionierte Heimatkundler begnügt sich nicht damit, einfach nur trocken über geschichtliche Daten und Ereignisse zu referieren, er bringt diese Daten und Geschehnisse in einen größeren Zusammenhang. Wenn er vor den einzigartigen Jugendstil-Gebäuden wie Hotel Bellevue oder Villa Huesgen steht, dann macht er allgemeine Anmerkungen zum Jugendstil, über die Besonderheiten und erklärt, warum ausgerechnet in dem kleinen Traben-Trarbach dieser Baustil zur Blüte gelangte. Es waren die zu Reichtum gekommenen Weinhändler, die den berühmten Erbauer der Moselbrücke, Bruno Möhring, beauftragten, standesgemäße Anwesen zu bauen. Richard Ochs hat festgestellt, dass zu den Jugendstilführungen in der Regel ein besonders interessiertes Publikum kommt. Teilnehmer an den "normalen" Stadtführungen sind dagegen oft weniger an den historischen Zusammenhängen interessiert, sie hören sich auch ganz gerne mal amüsante Anekdoten an, die nicht unbedingt einer wissenschaftlichen Überprüfung standhalten. Wie zum Beispiel die Fehde zwischen Kurtrier und Sponheim im 14. Jahrhundert, als Erzbischof Balduin von der Gräfin Loretta auf der Grevenburg mehrere Wochen festgehalten wurde. Der Bischof, im besten Mannesalter, und die junge Gräfin - war da vielleicht was zwischen den beiden? Unterhaltsam sind solche Spekulationen allemal. Ruine Mont Royal vor Verfall bewahren

Richard Ochs kann bei seinen Führungen auch auf eigene Erlebnisse zurückgreifen. Im Mai 1945 kam er nach kurzem Kriegseinsatz als 17-Jähriger zurück in seine Heimatstadt und musste dabei helfen, die Trümmer der gesprengten Moselbrücke wegzuräumen. Gerne führt er die Gäste auch über die Festungsruine Mont Royal. Die wenigen Reste, die von der einstigen gigantischen Anlage übrig geblieben sind, zu erhalten, ist ihm ein besonderes Anliegen. Als Kind war er gelegentlich bei den Ausgrabungen dabei, die der Traben-Trarbacher Heimatbildner Ernst Willen Spies leitete. "Es ist traurig, wenn man sieht, was seitdem wieder verfallen ist", sagt Ochs. Unzähligen Besuchern hat Richard Ochs bereits die Stadtgeschichte näher gebracht. "Es waren welche dabei, die einem Löcher in den Bauch gefragt haben und welche, die plötzlich in einem Gasthaus verschwunden sind", sagt er und ergänzt: "Es macht aber immer wieder Spaß."

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