Geschichten hinter der Geschichte

KLEINICH. Nachdem Kleinich einen Chronisten gefunden hat, stehen die Chancen gut, dass die Geschichte des Kirchspiels in gut zwei Jahren in Druck gehen kann.

Das Ziel ist gesteckt: Möglichst bis Weihnachten 2009 soll die Chronik des Kirchspiels Kleinich erhältlich sein. Für das Team Kleinicher Bürger, die sich dafür einsetzen, bedeutet das noch jede Menge Arbeit. Doch immerhin haben sie nun neuen Auftrieb bekommen. Der Hottenbacher Pfarrer Erik Zimmermann hat sich bereit erklärt, als Chronist das Ganze in eine druckreife Form zu packen. "Für mich als Außenstehenden ist das schon eine Herausforderung", gesteht der Pfarrer ein. Zwar kenne er die Kirchengemeinde, doch den Zugang zur Geschichte des Kirchspiels müsse er sich erst erarbeiten. Das Spannende sei, dass diese Großgemeinde aus mehreren Dörfern bestehe. Da gelte es herauszufinden, was die acht Orte verbinde. In den wenigen Wochen, in denen er sich bislang intensiv mit Kleinich beschäftigte, hat er eine "bewegende Geschichte" entdeckt. Vor allem im 17./ 18. Jahrhundert sei diese immer wieder geprägt gewesen von Kriegen. Eine schwierige Epoche sei auch die der Auswanderungen. Schwerpunkt der Chronik soll aber die jüngere Geschichte sein. Wichtig sind Zimmermann Namen und Gesichter - Menschen, die ihre Spuren im Ort hinterließen: "Die Geschichten hinter der Geschichte entdecken - das ist das Interessante." In dieser Hinsicht hat der "Arbeitskreis Chronik" schon wertvolle Vorarbeit geleistet. Angeregt dazu hatte laut Kurt Stumm vor etwa vier Jahren der Oberkleinicher Emil Göbel. Dank des Heimat- und Verkehrsvereins, der schon zuvor Bilddokumente und Textmaterial gesichtet hatte, seien mittlerweile viele Fotos erfasst und digitalisiert. Von der Bergbautradition im Kirchspiel zeugen eher schriftliche Dokumente. Vor allem Schiefer sei in Fronhofen abgebaut worden, weiß Stumm von drei Gruben, die noch begehbar seien. In den Tälern beidseits von Kautenbach sei aber auch der Abbau von Kupfer, Blei und Silber belegt. Der Ort Kautenbach - halb Kurtrier und halb Sponheim zugehörig - habe einst sogar mit seiner protestantischen Hälfte zu Fronhofen gehört. Ururgroßvater kaufte Haus der Auswanderer

"Das kam durch die Bergwerke", sagt Stumm, der zuvor zwar manches gewusst hatte, aber nicht so konkret. "Es ist schon interessant, wenn man da mal anfängt." Als es mit dem Bergbau zu Ende ging, hätten die Menschen im Weinbau gearbeitet oder in Handwerksberufen. Denn Landwirtschaft sei in dem engen Tal kaum möglich gewesen. Schließlich seien nicht ohne Grund so viele Hunsrücker ausgewandert. "Die haben ein karges Leben gefristet", ist Altbürgermeister Erich Ströher überzeugt. Bei den Recherchen ist er auf die Spur einer Familie gekommen, die mit seiner eigenen in Kontakt stand. "Die ist 1857 ausgewandert und hat das Haus an meinen Ururgroßvater verkauft." Pfarrer Zimmermann habe die Familie dann auf der Passagierliste eines Schiffs entdeckt. Die Kirchspiel-Chronik wird laut Ströher vor jetzigen Ortsgrenzen nicht Halt machen. So werden auch Hochscheid und Wederath eingebunden, die zeitweise dazu gehörten. Wederath sei zwar bereits 1557 kirchlich abgetrennt worden, doch als Kleinich über 200 Jahre später eine Kirche baute, beteiligten sich die Nachbarn daran. Selbst Kreisgrenzen wird die Chronik überschreiten, da auch aktuelle kirchliche Bande wie nach Horbruch, Hirschfeld oder Krummenau einfließen.

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