Geschichten zum "Platt-Lachen"

TRITTENHEIM. (mü) Eine Mundartweinprobe eröffnete die "Moselfränkischen Mundarttage". Beim "Oawend mit Weyn und Platt" begeisterten "Platt-Professor" Jo Nousse und Liedermacher Manfred Pohlmann mit dem Scheitholz.

Was haben Belgien, Eifel, Hunsrück, Luxemburg, Lothringen, Siegerland, Saarland, Westerwald und Mosel gemeinsam? Überall wird moselfränkisch gesprochen. Dass erfuhren die Gäste bei der Eröffnung der Mundarttage. Mit Jo Nousse trat ein "Platt-Professor" auf die Bühne, der im alltäglichen Leben Vollzeitlehrer im Fach Dialekt im lothringischen Sierk le Bains ist. "En Oawend mit Weyn und Platt" und Geschichten zum "Platt-Lachen" warteten auf die Zuschauer im Trittenheimer Jugendheim. Zwölf Weine von fünf Winzern

Fünf Winzer aus "Pijspoat", "Neimogen", "Dhron", "Minnem" und "Trattem" präsentierten insgesamt zwölf Weine, immer zwei Tropfen aus dem gleichen Weinberg, aber verschiedene Jahrgänge. Spannend war der direkte Vergleich zwischen einer 2002er und einer 1989er Riesling-Spätlese: Die Probe gab Aufschluss darüber, wie sich der Wein entwickelt hat. "Der Wein soll jung und alt das Mädel sein", erinnerte sich Winzer Reinhard Phillips an Weingenuss früherer Zeiten. "Aber heute ist alles anders, ein Wein aus dem Jahr 2002 gilt schon als alt." Seit vier Jahren veranstalten die Winzerkollegen eine Mundart-Weinprobe. Auch diesmal gesellten sich Gedichte, Geschichten und Lieder im Dialekt dazu. Die aktuelle Weinprobe war die Eröffnungsveranstaltung der moselfränkischen Mundarttage, die in den Verbandsgemeinden (VG) Bernkastel-Kues, Kröv-Bausendorf, Neumagen-Dhron und Traben-Trarbach stattfinden. Dabei treffen sich jährlich im Herbst und Winter Künstler und Winzer an einem Ort in der Region. "Ziel ist, die Heimatsprache herauszustellen und das Brauchtum zu pflegen", sagte Hans-Werner Schmitt, Bürgermeister der VG Neumagen-Dhron. Schließlich sei die Sprache ein lebendiges Zeugnis der Geschichte. Das empfand auch Greta Leyendecker so, denn "en Pijspoater, der sein Sproach vergisst, gehiert rausgeschmiss", behauptet die 84-Jährige resolut. Das Mundart-Duo Manfred Pohlmann und Jo Nousse unterhielt die Gäste mal mit erotischem Liedgut "auf der Straße nach Dijon", mal mit einem Liebeslied anno 1524: "Hilf, oh Himmel". Pohlmann begeisterte zusätzlich mit seiner "Lothringisch Trompet". Bei diesem Instrument handelt es sich um ein Scheitholz, das in der Tonstruktur dem Dudelsack und der Drehleier vergleichbar ist.Zauber aus der Verschwinderkiste

Die Technik gleicht einer Zitter, Pohlmann spielt mit einem Blättchen in der Hand, man kann aber auch zupfen oder mit einem Federkeil draufschlagen. Hans-Josef Rohr aus Neumagen-Dhron ist bekennender Fan von Pohlmann. "Toll, wenn mit fremden Leuten in der Öffentlichkeit Platt gesprochen wird", sagt er. Stolz erzählte er, dass er nicht nur zu Hause, sondern auch mit den Kollegen in der Firma Dialekt spricht. Winzer Alois Leyendecker war in doppelter Funktion vor Ort. Er verzauberte die Gäste mal mit seiner Verschwinderkiste oder dem "leeren Säckel". Dabei hatte er eine sehr charmante Assistentin: Die vierjährige Hannah Leyendecker verzauberte die Gäste ganz ohne Tricks. Im Publikum saßen auch weit Gereiste wie Gerald Niebergall aus Dorndorf in Thüringen. "Man muss aufpassen und sich konzentrieren, dann kommt man gut nach", schildert er sein Sprachverständnis. Denn auch Gerald Niebergall und seine 14 mitgereisten Freunde sprechen Platt. "Mundart, Gedichte, dazu der Wein; alle Achtung, das war eine runde Sache", findet Jutta Lührmann aus Dorndorf.

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