Gesegnete Schweinsköpfe

KLAUSEN. (cls) In den vergangenen Jahren mussten in mehreren umliegenden Ortschaften traditionelle Feste aus Zeit- und Geldmangel gestrichen werden. Nun stand auch die Zukunft der Krameser Blasiuskirmes auf der Kippe.

Jeden ersten Sonntag im Februar werden die Schweinsköpfe im Festgottesdienst gesegnet und anschließend auf der Kirmes versteigert. Ursprünglich erhofften sich die Bauern mit diesem Segen, dass ihr Vieh, insbesondere die Schweine, von Krankheiten verschont blieben. Warum die Schweinsköpfe versteigert werden, darüber gibt es unterschiedliche Theorien. Eine besagt, dass die Bauern im Mittelalter der Kirche Schweine spendeten, die damals als Festspeise galten. Im Laufe der Jahre wurde diese Naturalien-Spende in klingende Münze umgewandelt, indem man die Schweinsköpfe versteigerte. Andere Quellen berichten vom Ursprung während der Pestzeit im 14. Jahrhundert. Bisher wurde die Versteigerung über Jahrzehnte im Gasthaus Gilles abgehalten. Nach Schließung dieses Lokals im Oktober 2002 übernahm der Männerchor Klausen vorübergehend die Organisation des Festes. Aufgrund des hohen Finanzierungsbedarfs durch Zeltmiete, Heizungs- und Toilettenkosten möchte der Verein das Fest künftig nicht mehr weiterführen.Versteigerung für die nächsten drei Jahre gesichert

Unter großer Teilnahme der Krameser Bevölkerung wurde nun in der Filialkirche Krames über den Fortbestand der Blasiuskirmes diskutiert. Dieser Ort war bewusst für die Besprechung gewählt worden, um deutlich zu machen, dass es um das Geburtstagsfest der Kirche geht, erklärte Pater Karl-Josef Meyer. Er gab zu bedenken, dass heute viele Frauen mit der Verarbeitung der Schweinsköpfe nichts mehr anzufangen wissen. Auch mit Traditionen könnte irgendwann gebrochen werden. Andererseits sei die Versteigerung der Schweinsköpfe auch eine Tradition, die in der Region einmalig sei. Die Diskussion um die Weiterführung des Fests verlief harmonisch: Die Anwesenden beschlossen einstimmig, das Fest weiterzuführen. Die Suche nach einem neuen Ort für die Veranstaltung gestaltete sich hingegen schwieriger. Keine der vorhandenen Scheunen in Krames ist groß genug, um die zahlreichen Zuschauer zu beherbergen. Ein Zelt zu mieten sei jedoch zu teuer. Mit nur drei Gegenstimmen wurde beschlossen, die Versteigerung zumindest für die nächsten drei Jahre im Klausener Pfarrheim, das auch auf der Gemarkung Krames liegt, zu organisieren. Viele Anwesende erklärten sich spontan bereit, bei Vorbereitung und Umsetzung des Fests zu helfen. Neue Ideen werden demnächst noch ausführlich besprochen. Vorgeschlagen wurde unter anderem für den Samstag ein Mundartabend. Auch könnte man montags mit Kundigen oder einem Metzger die Schweinsköpfe zusammen verarbeiten. Dass die Krameser wissen, wie man Feste feiert, ist spätestens seit der 900-Jahr-Feier im vergangenen Jahr bekannt. Daher war die Sorge um den Fortbestand der Kirmes vorerst unbegründet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort