Gespräche mit Händen und Füßen

GIPPERATH. (peg) 20 Jahre Freundschaft zwischen Beuvillers und Gipperath: Das Wochenende stand ganz im Zeichen der Völkerfreundschaft.

"Das wichtigste Instrument zur Verständigung sind Hände und Füße", gesteht Gipperaths Bürgermeister Hans-Leo Schäfer. Damit untertreibt er ein wenig. Manche Gipperather können etwas Französisch, manche Gäste aus Beuvillers etwas Deutsch, die jungen Leute lernen allesamt Englisch in der Schule, und ja, wo immer sich dann Lücken im Vokabular auftun, sind allerdings Hände und Füße gefragt. Doch damit scheint die bunte Mannschaft weit zu kommen und das seit 20 Jahren. Seitdem herrscht ein reger Besucherverkehr zwischen Gipperath und Beuvillers. Der Heimatort der französischen Abordnung liegt in der Nähe von Lieseux und hat etwa 1000 Einwohner. Gipperather gibt es hingegen nur 270. Allein schon deshalb ist die Zahl derer, die alljährlich in die Eifel kommen, auf rund 50 beschränkt. Denn Unterbringung, Organisation und Gestaltung des Wochenendes im Zeichen der Völkerfreundschaft liegen komplett in den Händen der Gastfamilien. Man kennt sich teilweise schon über drei Generationen. Missverständnisse zwischen den Kulturen gibt es längst nicht mehr. Das war beim ersten Besuch noch anders. Kurt Gerhards erinnert sich: "Die beiden Altbürgermeister in den 80er- Jahren mussten sich noch sichtlich überwinden." Sie hatten die Zeiten des "Erbfeindes" und den Zweiten Weltkrieg noch erlebt. Heute bilden sich beim Spiel ohne Grenzen ganz selbstverständlich national gemischte Mannschaften. Deutsche und Franzosen werfen Hufeisen um Stöcke, Tennisbälle auf hölzerne Mützen, um diese zum Einsturz zu bringen, laufen zu fünft auf überdimensionalen Schiern und versuchen einen Ball zwischen einer deutschen und einer französischen Stirn ins Ziel zu transportieren. Alles begann mit Fußball

Es ist Tag drei des diesjährigen Besuches, der mit einem fahnenschwenkenden Einlauf begann: Von Rosport aus waren mehrere Läufer in einer Staffel vor dem Bus hergelaufen. "Das war die sportliche Antwort auf die Gipperather Aktion von 2004", erläutert Wolfgang Eller. Damals waren einige die beachtliche Strecke mit dem Fahrrad gefahren - ein Richtungsweiser an zentraler Stelle im Ort verrät die Kilometerzahl von 646. Und so geht es Jahr um Jahr: Hier ein Boule-Turnier, dort ein Spiel ohne Grenzen, hier eine Planwagenfahrt, dort eine Rundreise im Bus. Stets aber gibt es gute Gespräche, in welcher Sprache auch immer. "Das ist es, was uns so imponiert", sagt Claudia, die aktuelle Präsidentin der "Jumelage Beuvillers plus Gipperath": Trotz sprachlicher Hindernisse Verbindungen aufbauen, die zwar noch kein Ehepaar, aber zahlreiche echte Freundschaften hervorgebracht haben. Und wenn es wichtig wird, fungiert Heike Borsch - oder ihr französisches Pendant Sophie - als Übersetzerin. Die Partnerschaft kam zustande, nachdem Jugendliche in den 80er- Jahren durch die Kriegsgräberfürsorge ihre Ferien in der Normandie verbracht hatten. Alles begann mit Fußball, und bis heute halten die Mannen der Freizeitmannschaft alle Fäden in der Hand.

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