Gesucht: Standort für einen Geldautomaten

Mülheim/Lieser · Die Mülheimer könnten wieder einen stationären Geldautomaten bekommen. Auch in Lieser wird darüber geredet.

"Vor der Metzgerei gibt es Bares. " So titelte der TV vor vier Wochen. Ein Unternehmen aus Wiesbaden hatte damals einen mobilen Geldautomaten in der Ortsmitte von Mülheim aufgestellt. Hintergrund: Nach der Schließung vieler Sparkassenfilialen und dem Abbau von Selbstbedienungsterminals sah es besonders in Mülheim düster aus.
Denn im Gegensatz zu anderen Orten wie Piesport, Zeltingen-Rachtig und Enkirch, gibt es dort auch keine Geschäftsstelle der VR-Bank, bei der Sparkassenkunden ohne Gebühr Geld abheben können. Und der Versuch, mit einer Unterschriftenaktion die Schließung zu verhindern, war nicht von Erfolg gekrönt.

Von dem Protest erfuhr auch Michaela Gratz, Geschäftsführerin der Firma Bargeldquelle aus Wiesbaden. Das Unternehmen stellt unter anderem bei Großveranstaltungen mobile Geldautomaten auf. Gratz setzte sich mit Ortsbürgermeister Friedhelm Leimbrock in Verbindung. Der vermittelte den Kontakt zu Karl-Heinz und Anke Sopp, den Besitzern der gleichnamigen Metzgerei. Sie hatten vehement für eine Ersatzlösung plädiert. Ergebnis: Seit vier Wochen und noch bis zum 17. April steht ein mobiler Geldautomat vor der Metzgerei.

Gratz ist bereit, daraus einen Dauerzustand zu machen. "Der Automat wird ausreichend genutzt", heißt es aus Wiesbaden. Mit der Gebühr von 2,75 Euro pro Abhebung komme das Unternehmen zurecht. Schließlich stehe der Automat in der eher ruhigen Zeit in Mülheim. Bei 80.000 Urlaubern pro Jahr, könne das ein in die Zukunft weisendes Projekt sein.

Voraussetzung: Ein Automat müsste in einem Gebäude fest eingebaut werden. "Das ist derzeit das Problem", sagt Anke Sopp. Ortsbürgermeister Leimbrock bestätigt das. Er wird in diesen Tagen ein Gespräch mit den Geschäftsleuten aus der Ortsmitte führen. "Denn die würden am meisten profitieren", sagt er. Und weiter: "Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden."

Auch in Lieser, wo das Selbstbedienungsterminal abgebaut wurde, gibt es eine Initiative. Der Ortsgemeinderat hat darüber diskutiert, ob es nicht möglich sei, einen Automaten eines freien Anbieters aufzustellen. Beantragt hat dies die Wählergruppe Zeltner. Nach ihrer Meinung wäre ein Automat dringend nötig. Und dies nicht nur in Hinblick auf Betriebe wie Metzger, Bäcker und Apotheke, sondern auch für die Gäste der Übernachtungsbetriebe. Friedrich Zeltner sieht Chancen, wenn sich die ortsansässigen Betriebe engagieren.

Dass ein Geldautomat gewünscht und gebraucht werde, bestätigt Ortsbürgermeister Reinhard Barthen. Er nennt das Beispiel eines Touristen, der bei der Durchfahrt in Lieser anhält und Wein mitnehmen will. Wenn der Winzer den Kunden erst nach Bernkastel-Kues schicken müsse, um Bargeld abzuheben, sei der weg.

Doch seien die Konditionen nicht einfach zu erfüllen. Zum einen müsste ein geeigneter Standort gefunden werden.
Ein privater Anbieter, mit dem man schon gesprochen habe, würde seinen Geldautomaten gerne in der Moselstraße aufstellen. Doch habe man dort bereits vergeblich nach einem Standort gesucht. Hinzu komme ein Mindestaufkommen an Gebühren von 1500 Euro monatlich, damit sich die Investition rechne. Bei einer Gebühr von 2,75 Euro pro Auszahlung wären das mehr als 500 Abhebungen.
Deshalb ist Barthen skeptisch: "Ich bezweifle, dass wir diese Umsätze erreichen." Zumal auch Supermärkte ihren Kunden Barauszahlungen beim Einkauf anböten. Bisher sei noch nichts entschieden, so der Ortsbürgermeister, der sich nach weiteren Unternehmen umschauen möchte. Auch die Wiesbadener Bargeldquelle ist im Spiel. Gratz kündigt an, dass beim Straßenfest im September ein Automat aufgestellt werde. Der könne auch noch einige weitere Tage stehen bleiben.

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