"Get the Groove" auf der Orgel

KASTELLAUN. Pop, Rock, Jazz und Gospel, sie gehören zum festen Bestandteil des Alltags. Die Faszination, die vom Rhythmus, von der bluesgefärbten Harmonik oder dem rauen Gesang im Jazz oder im Rock ausgeht, hat immer wieder Menschen in den Bann gezogen. Es groovt aus dem Radio, von der CD, auf den Kirchentagen. Doch grooven im Sonntagsgottesdienst in der Kirche, an der Orgel?

"Aber selbstverständlich", meint Jürgen Rehberg aus Traben-Trarbach, der Kreiskantor des evangelischen Kirchenkreises Simmern-Trarbach. "Jazz, Rock und Pop haben auch in der Kirchenmusik ihren festen Platz, nicht nur der traditionelle Choral", so der Kirchenmusiker. Denn nur im Spektrum verschiedener musikalischer Ausdrucksmöglichkeiten könne die Kirche lebendig sein, ist er sich sicher. Und: "Es macht auch einfach Spaß an der Orgel", so Jürgen Rehberg. Davon sind auch die nebenamtlichen Organistinnen und Organisten überzeugt, die seit einiger Zeit an einer Fortbildung "Get the Groove" im Kirchenkreis Simmern-Trarbach teilnehmen, die von Rehberg geleitet wird. Mit Begeisterung folgen sie auf der Empore den Ausführungen des Kantors über die Möglichkeiten von Popularmusik an der Königin der Instrumente, lernen viel über "Voicings" und "Pattern", wodurch mit einfachen Mitteln melodische und harmonische Klangbilder bei Musikstücken verändert werden können, und probieren dies dann auch selbst an der Orgel aus. "Es ist oft sehr einfach, schon durch eine kleine Veränderung bei der Anordnung von Tönen oder durch einen anderen Rhythmus auch neue Klangfarben und Stilrichtungen in Musikstücken zu erhalten", so der Kreiskantor, der sich sicher ist: "Popmusik ist auch auf der Orgel oder anderen Tasteninstrumenten im Gottesdienst adäquat darstellbar." Und wie dies geht, zeigt er immer wieder an Beispielen auf der Schuke-Orgel in der evangelischen Kirche in Kastellaun. "Doch diese klanglichen Möglichkeiten beschränken sich nicht nur auf solch große Orgeln wie diese hier in Kastellaun. Auch an den vielen kleinen Orgeln in unseren Dorfkirchen, die nur ein Manual und wenige Register haben, kann ein Organist Musikstücke modern und populär gestalten", ist sich der Kirchenmusiker sicher. Die Organisten müssten sich das einfach nur trauen, so Rehberg. Und das werden sie sich sicher auch. "Bisher war das für uns Neuland, doch es ist spannend und macht riesigen Spaß", so eine Teilnehmerin. Bei so viel Begeisterung ist für Kreiskantor Rehberg klar, dass der Kurs eine Fortsetzung findet. "Im nächsten Jahr werden wir einen Aufbaukurs anbieten und sicher noch öfter auch solche Fortbildungen organisieren, um noch viele Organisten auf eine musikalische Entdeckungsreise mitzunehmen", so der Kirchenmusiker. Und vielleicht wird es dann bald öfter in den Gottesdiensten im Hunsrück und an der Mittelmosel grooven und swingen.

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