Gläubige fordern Mitspracherecht

BERNKASTEL-KUES. Bis 2020 wird es im Bistum Trier und damit auch im Dekanat Bernkastel zu tiefgreifenden Veränderungen kommen. An der Erstellung des Strukturplans sollen die Katholiken mitwirken.

Die Bestandsaufnahme von Dechant Matthias Veit ließ keinen Zweifel über die Brisanz der Thematik aufkommen. "Vieles bricht uns weg. Es gibt weniger Personal, und das ist teilweise überfordert. Es gibt weniger Geld und weniger Katholiken." Dazu kommt die demografische Entwicklung. Wie soll die Kirche darauf reagieren? "Resignieren und klein beigeben? Nein!", sagte Veit im voll besetzten Jugendheim in Kues. Veit sprach vor etwa 120 Vertretern aus den Pfarreien und Pfarrgemeinschaften des Dekanats von einer "Krise" und einer "Herausforderung", die auch Chancen in sich berge: "Wir müssen anpacken und gestalten. Wir müssen uns im Dekanat neu aufstellen und Kirche zukunftsfähig machen." Wie berichtet, wird für das Bistum Trier der Strukturplan 2020 entwickelt. Derzeit besteht das Bistum aus 63 Einzelpfarreien und 326 Pfarreiengemeinschaften. Bis 2020 sollen sie zu zirka 180 pastoralen Einheiten zusammengeführt werden. Die Basisarbeit dafür leistet ein Projektteam. Es zog in den vergangenen Wochen durch die mehr als 30 Dekante des Bistums, um sich die Meinungen der Gläubigen sowie der haupt- und ehrenamtlichen Kirchenmitarbeiter anzuhören. "Das ist ein schwieriges Paket. Es löst nicht nur Freude und Begeisterung aus", gab der Projektleiter, Pfarrer Martin Lörsch, in Bernkastel-Kues zu. Er und Projektreferentin Ute Wagner stellten den Zuhörern den geplanten Ablauf vor. "Wir müssen den Prozess selbst gestalten", sagte der Pfarrer. Das Projekt läuft seit Januar. Was nun folgt, ist eine Bestandserhebung und die Entwicklung von Perspektiven für das Profil und die Aufgaben der Pfarreien in der Zukunft. Anstöße dafür sollen aus den Dekanaten kommen. Dieser Entwurf soll dann in etwa einem Jahr wieder an der Basis diskutiert werden, ehe es an die Feinabstimmung geht. Die letzte Entscheidung trifft der Bischof. Ab Anfang 2008 soll der Strukturplan dann umgesetzt werden - allerdings nicht Hals über Kopf, sondern je nach Bedarf. Schließlich bleibt bis 2020 dafür Zeit. Bei den Zuhörern im Saal ging dennoch die Angst um. Die Angst, dass es in den kleinen Orten kein Gemeindeleben mehr gibt, die Angst, dass die viel zitierte Kirche nicht mehr im Dorf bleibt. Und es gibt Ängste, dass die Menschen an der Basis gar kein Mitspracherecht haben könnten. "Liegt der Plan nicht längst in der Schublade. Werden wir nur vorgeschoben, damit später gesagt werden kann: Ihr seid doch dabei gewesen?", fragte Günter Commes (Wehlen). Auch Mitglieder anderer Gemeinden beklagten fehlendes Mitspracherecht und die mangelnde Kommunikation zwischen Bistumsspitze und der Basis vor Ort. Lörsch: Es gibt noch keine Pläne

"Es gibt keinen Plan, dass ist ein Prozess", antwortete Martin Lörsch. "Wäre es anders, würde ich hier nicht stehen. Ich habe einen Ruf zu verlieren." Es werde auch keine gewaltsamen Fusionen geben, versprach er. Eine Alternative wäre eine verstärkte Kooperation. "Wir wollen so viel vor Ort lassen, wie möglich ist. Wo wir zu schwach sind, müssen wir aber die Kräfte bündeln", sagte Dechant Veit. "Ich will nicht gehandelt werden, ich will so viel wie möglich selbst handeln." Eine Projektgrupppe (zirka 15 Leute) soll die Situation im Dekanat aufarbeiten und Vorschläge machen.

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