Größere Bleibe für kleine Kinder

WITTLICH. Der Brüder-Grimm-Kindergarten zieht um: Im Erdgeschoss des Hauses der Vereine findet er ab Herbst eine neue Bleibe.

100 Quadratmeter in einer Kellerwohnung waren es bisher, 200 Quadratmeter in hellen, hohen Räumen werden es ab Herbst sein. Zu den ersten Nutznießern im Haus der Vereine gehören die Kinder des Brüder-Grimm-Kindergartens, die bisher in einer Kellerwohnung in der Stettiner Straße untergebracht sind. Ideal war es im Keller für die Zwecke eines Kindergartens nie: 100 Quadratmeter für zurzeit 20 Mädchen und Jungs und eine insgesamt kühle Ausstrahlung, die im Sommerhalbjahr, wenn die Bäume und Büsche vor den Fenstern Laub tragen, noch untermalt wird von Dunkelheit. Doch die menschlich warme Beziehung zwischen Kindergarten und Vermietern, die im Stockwerk darüber ein Heilzentrum betreiben, entschädigte für vieles. Ursprünglich wollten die Hauseigentümer dem Brüder-Grimm-Kindergarten schon Anfang des Jahres kündigen. Kiga-Leiterin Birgit Schmitz: "Die Dahms möchten sich schon lange vergrößern und brauchen die Räume für eigene Zwecke." Dennoch warten die Vermieter nun geduldig bis Herbst. Dann wird der Kindergarten ins Haus der Vereine umziehen, wo etwa doppelt so viel Grundfläche samt einem Stück Garten die Kinder erwarten. Der Garten ist wichtig für die Konzeption eines Waldorf-Kindergartens: Mindestens eine Stunde pro Tag verbringen Kinder und Erwachsene jeden Tag draußen. Wer Lust hat, geht schon vor dem gemeinsamen Frühstück an die frische Luft: Besonders für wildere Kinder und jene mit ADS-Syndrom habe sich das als Segen erwiesen, erzählt Schmitz. Montags, wenn bekannterweise in allen Schulen und Kindergärten große Unruhe herrscht, laufen die Brüder-Grimmler im Wald herum. Gertrud Elsen vom Naturschutzbund (Nabu) begleitet sie mit ihrem Wissen, ihren Tieren und einem weitläufigen Gelände dabei. Nach einer Krisenzeit boomt inzwischen die Waldorf-Pädagogik: 20 Kinder besuchen die Einrichtung derzeit, nach den Sommerferien werden es voraussichtlich 22 sein. Als Birgit Schmitz 2002 dort anfing, waren es gerade mal zehn Kinder. Mit massiver Öffentlichkeitsarbeit wendete der Trägerverein die drohende Schließung ab. Mit Puppenspielen in der Stadtbücherei, einer eigenen Internetseite, mit der vierteljährlich erscheinenden Kindergartenzeitung und vor allem mit einer Spielgruppe für Kleinkinder, die längst ein Renner ist, rührten die Eltern die Werbetrommel. Heute ist man Bedarfskindergarten der Stadt. Die wusste auch um das Problem der Suche nach einer größeren Bleibe. Im Sommer 2004 kam dann das Angebot, in die Kasernenstraße zu ziehen. Auch den Umzug werden die Eltern wieder in Eigenregie managen. "Dankbar sind wir über die großzügige 10 000-Euro-Spende der Stiftung der Stadt Wittlich", sagt Schmitz. Sie half dabei, den Schuldenberg auf 25 000 Euro zu drücken. Für den kommenden Samstag haben die Waldorf-Eltern erneut fleißig gewerkelt, um wieder Geld in die Kassen zu bringen. Auf dem Gelände der Grundschule Jahnplatz bieten sie zwischen 11 und 17 Uhr neben Gesundem, selbst gebackenen Kuchen und allerlei Brauchbares für den Alltag an: Bastelarbeiten in bekannter Waldorf-Manier, Kleidung, Küchengegenstände, Bücher, Spielzeug oder Fahrräder samt Zubehör, um nur einige Beispiele zu nennen.

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