Großlittgen kam früh groß heraus

GROSSLITTGEN. Woher stammt der Name Großlittgen? Und was hat Minderlittgen damit zu tun? Erklärungsversuche führen nur teilweise zum Ziel.

Es lohnt sich, einen Blick in die Namensgebung des größten Dorfs der Verbandsgemeinde (VG) Manderscheid zu werfen. Zumal sich viele Menschen schon gefragt haben, wie der Ortsname besonders im Hinblick auf das nahe Minderlittgen entstanden ist. Großlittgen (310 Meter über NN) und Minderlittgen (360 Meter) haben keine geografisch orientierte Intention in der Namensgebung, wie es etwa bei den mit "Ober" und "Nieder" beginnenden Ortsnamen der Fall ist. Viele Menschen betrachten Minderlittgen als "Kleinlittgen" im Gegensatz zu "Großlittgen". Denn Minderlittgen ist mit etwa 700 Einwohnern kleiner als der Nachbarort (1123 Einwohner). Dies ist die zufällig bis heute vorhandene Folge der ursprünglichen historischen Namensgebung. Die Wurzeln sind in der geschichtlichen Entwicklung zu suchen. Doch selbst die Annahme, das mittelalterliche Geschlecht der Ritter von Littiche trage die Namensgebung in sich, ist nicht begründet. Denn als diese aus dem luxemburgisch-lothringischen Grenzgebiet stammenden Herren im zwölften Jahrhundert nach Großlittgen kamen, gab es den Ortsnamen bereits.Abstufung vom Ritter zum Edelknecht

Nach der Übernahme der Besitztümer hatten die Ritter den Namen ihres Wohnorts angenommen. Von ihnen wird berichtet, dass sie streitsüchtig und verschwenderisch waren. Auch mit ihren Untertanen gingen sie rabiat um. Sie scheuten sich nicht, die ortsansässigen Bauern zur Tilgung von Schulden an die Herren von Manderscheid zu verpfänden. Letztendlich waren die finanziell aufwändige Lebensführung sowie häufige Streitereien mit dem Kloster Himmerod der Auslöser dafür, dass die Ritter 1281 zu Edelknechten herabgestuft wurden. Auch danach kam es laufend zu Differenzen. 1341 kaufte Kurfürst Balduin von Trier den Rittern von Littich ihren Grundbesitz ab. Nach und nach erwarb er alle Grundherrschaften in Großlittgen, so dass der Ort bis 1794 alleiniger kurtrierischer Besitz blieb. Zurück zum Ortsnamen: Edmund Müller, ein in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts exakt forschender Pater der benachbarten Abtei Himmerod, schreibt: "Littgen (vom Personennamen Liticus) rechnet zu den Siedlungen keltischen Ursprungs. Das althochdeutsche Minnero (mittelhochdeutsch minre) = Minder (lateinisch: minor) für Minderlittgen gilt als Unterscheidungswort zu majus (= mehr), dem Mehr- oder Großlittgen entspricht." Woher allerdings der Name "Liticus" stammt, das hat auch der mittlerweile gestorbene Pater nicht heraus gefunden. In Landkarten des 16. Jahrhunderts wird öfter als Ortsname "Merlitgen" notiert. Gemeint ist damit Großlittgen, die Betonung liegt auf dem bereits erwähnten "Mehr". Konkret heißt dies: "Groß" steht für den Ort mit der über Jahrhunderte größeren mikro-regionalen Bedeutung. Großlittgen wird urkundlich bereits im Jahr 912 erwähnt. In Minderlittgen wird das Jahr 1147 als Zeitpunkt der Ersterwähnung angesehen. Von 1335 bis 1794 war der Ort Teil des Kurfürstentums Trier, und dort verwaltungstechnisch ein Teil des kurtrierischen Amts Wittlich. Mittlerweile hat sich die Zuordnung verändert. Großlittgen ist heute Teil der VG Manderscheid, während Minderlittgen zur VG Wittlich-Land gehört.

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