Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Bei allem Bauchweh, das die Räte verspüren, weil sie den Vereinen den Gürtel enger schnallen sollen: Was bringt diese Magenverstimmung? In erster Linie falsche Hoffnungen! Wenn die Sparvorschläge in allen Ausschüssen, in denen ja auch die Ratsmitglieder sitzen, bis auf eine Ausnahme, wo es eine Gegenstimme gab, einstimmig beschlossen wurden, ist die Richtung klar und eindeutig: Die Kürzungen werden als notwendig befürwortet. Dass Ausschüsse auch anders entscheiden können, haben sie im Fall der Freistellung der Kindertagesstätten-Leiterinnen gezeigt, wo ihnen die Qualität der Arbeit wichtiger war, als das Sparpotenzial. Dieses Signal "Nein" haben die Ausschüsse bei den Vereinen nicht gesetzt. Dass die Fraktionen sich jetzt im Fall der Vereinsförderungen durch eine Vertagung des endgültigen Beschlusses Luft verschaffen wollen, um die Folgen mit den Vereinen direkt zu besprechen, ist eine diplomatische Entscheidung - zumal die Vereinswelt eine große Wählerschaft vertritt, die nächstes Jahr wichtig wird. Ziel dieser Gespäche muss aber sein, den Vereinen keine falschen Versprechungen zu machen, ihnen die Wahrheit zu sagen. Und die ist, dass sich die Stadt Wittlich in guten Zeiten finanziell gesehen vorbildlich verhalten hat, wie Vergleiche mit anderen Gemeinden und Städten beweisen. Tatsache ist auch, dass in schlechten Zeiten hohe Standards nicht gehalten werden können. Interessant war in diesem Zusammenhang die Aussage Joachim Gerkes, SPD: "Wir müssen den Mut haben, das anzupacken. Ich habe mir erlaubt, schon mit der Rücksprache mit den Vereinen zu beginnen. Natürlich tut denen das weh, aber sie zeigen auch große Einsicht. Ich glaube, dass sich das Problem in der Größenordnung, wie wir es hier aufbauschen, nicht stellt." Und angeblich soll es ja auch Wähler geben, die es honorieren, wenn man ihnen "reinen Wein" einschenkt. Lange hat sich die Stadt solidarisch gezeigt mit den Vereinen, jetzt ist es an der Zeit, dass die Vereine für die Stadt "mehr Geld anpacken". Sicher keine leichte Aufgabe für die ehrenamtlich Engagierten, aber im Grunde auch nicht die vordringliche Aufgabe der Stadt. s.suennen@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort