Haft für Unfallverursacher

Bernkastel-Kues · Die Region redete über den Unfall am Fastnachtssonntag. Volltrunken und mit viel zu viel Tempo rammte ein 38-Jähriger bei Graach ein Taxi. Dessen Fahrerin starb. Der Täter räumte vor Gericht alles ein. Das Urteil: 15 Monate ohne Bewährung.

Bernkastel-Kues. "Ich bekenne mich in allen Punkten schuldig." Der 38 Jahre alte Mann lamentiert vor den Schranken des Amtsgerichts Bernkastel-Kues nicht lange rum. Er räumt die Vorwürfe wegen fahrlässiger Tötung und vorsätzlicher Straßenverkehrsgefährdung ein. Wie berichtet war der Mann am Fastnachtssonntag kurz vor Mitternacht auf der B 53 bei Graach vermutlich ungebremst auf ein Taxi aufgefahren. Dessen Fahrerin starb noch an der Unfallstelle.Bitte um Entschuldigung


Ein Jahr und sechs Monate ohne Bewährung fordert Staatsanwältin Nina Dirion-Gerdes. Ein Jahr mit Bewährung erscheint Verteidiger Roland Krawzyck als ausreichend. Richter Oliver Emmer und seine beiden Schöffen bleiben mit einem Jahr und drei Monaten unter dem Plädoyer der Staatsanwältin. Eine Bewährung kommt aber für sie nicht in Frage. Sie sei der Öffentlichkeit nicht zu vermitteln, wenn eine vollkommen schuldlose Person wegen der Fahrlässigkeit eines anderen zu Tode komme, sagt Emmer in der Begründung. Da nütze es auch nichts, dass der Mann bis zu dem verhängnisvollen Tag nichts verbrochen habe und auch seine Sozialprognose günstig sei.
Die besondere Dimension des Unfalls, der in der Öffentlichkeit für viel Aufmerksamkeit sorgte: Der Mann hatte bei dem Unfall mehr als 1,8 Promille im Blut und war mit mindestens 90 Stundenkilometern unterwegs. Erlaubt war an diesem Abend aber nur Tempo 30. Mehrere Schilder wiesen auf dieses Limit hin.Taxi mehrfach beleuchtet


Der Grund für die Geschwindigkeitsbegrenzung: Wegen des Graacher Nachtumzuges waren die innerörtlichen Straßen gesperrt. Viele Autos parkten auf dem Standstreifen der B 53. Taxen war es erlaubt, auf der gut einsichtbaren Straße auf Fahrgäste zu warten. Der Wagen der getöteten Frau war, so die Aussage eines Gutachters, gleich mehrfach beleuchtet.
Die 59-Jährige hatte beim Aufprall des als Lastwagen zugelassenen und 2,5 Tonnen schweren VW Amarok keine Chance. Ihr Wagen landete etwa 40 Meter weiter neben der Straße. Das Heck war abgerissen.
Die besondere Tragik: Die Frau wollte ihren Job spätestens am 1. Juli, als ihr Mann in Rente ging, an den Nagel hängen. "Beide wollten den Ruhestand genießen", sagt Nebenkläger Stefan Patzelt, der den Ehemann vertritt. "Dessen Lebenssituation ist unwiderrufbar zerstört."Tragik für die Familie


Der Angeklagte werde "jeden Tag bis zu seinem Lebensende mit der Tat aufstehen", sagt Verteidiger Krawzyck bei seinem Plädoyer. Zu Beginn und vor dem Urteil wendet der sich an die Familie. Auch ein Brief wird verlesen. "Ich möchte mich für das Leid, das ich Ihnen zugefügt habe, entschuldigen. Die Tat ist unverzeihbar. Ich werde die Verantwortung übernehmen", sagt und schreibt er.
Er trinke nur in Gesellschaft. Dann auch manchmal zu viel. An dem Abend hatte er mit Mitgliedern des Graacher Musikvereins nach dem Umzug gefeiert. Er ist dort seit mehreren Jahren aktiv, obwohl er nicht in dem Ort wohnt. An das direkte Unfallgeschehen habe er keine Erinnerung, gibt er an. Seit dem Unfall lebe er völlig abstinent und habe sich in medizinische Behandlung begeben.
"Es wäre kein Problem gewesen, in Graach zu übernachten", sagt er. Dass er es nicht getan hat, ist für ihn, das Opfer und dessen Familie tragisch. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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