Handball und Riesling sind Weltklasse

BERNKASTEL-KUES. Die Zukunft der Wein- und Kulturlandschaft Mosel liegt vielen am Herzen. Doch nur, wenn der Egoismus hintan gestellt wird, ist auch Großes zu erreichen. So lautet das Fazit der dritten SPD-Moselkonferenz.

 Die Zukunft der Mosel liegt vielen Menschen am Herzen: Entsprechend groß ist das Interesse an der dritten Moselkonferenz. Foto: Dieter Pohlen

Die Zukunft der Mosel liegt vielen Menschen am Herzen: Entsprechend groß ist das Interesse an der dritten Moselkonferenz. Foto: Dieter Pohlen

"Es scheint gut auszugehen!" Den Satz formte Hendrik Hering, rheinland-pfälzischer Minister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, als lauter Jubel von der Gaststube in den Saal brandete. Die deutschen Handballer hatten gerade den Sprung ins Finale der weltbesten Mannschaften geschafft. Weltspitze ist der Wein von Mosel, Saar und Ruwer auch. Das weiß nur nicht jeder. Das gilt speziell für das Inland. Die vor wenigen Wochen gegründete "Regionalinitiative Mosel" soll helfen, die Region und ihre Produkte noch bekannter zu machen. Deshalb stand auch die dritte Moselkonferenz der SPD unter dem Oberbegriff "Die Mosel als Markenzeichen". Das Podium im Kloster Machern war hochrangig besetzt. Neben Minister Hering saßen dort Sabine Winkhaus-Robert (Moselland-Touristik), Elmar Rettinger (Institut für geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz), Peter Sound (Initiative ("Mittelrhein spezial") und SPD-Generalsekretärin Heike Raab. Der Blick in den Saal, in dem sich zirka 200 Zuhörer drängten, zeigte, dass sich nicht nur SPD-Mitglieder auf den Weg gemacht hatten. Viele Bürgermeister und Mandatsträger anderer Couleur waren vor Ort. Winzer und Gastronomen vervollständigten das Bild. Sie deckten auch geografisch den deutschen Teil der Mosel ab: vom Oberlauf bei Trier bis vor die Tore von Koblenz. Die Referenten nahmen eine Bestandsaufnahme vor. Nicht alles war wirklich neu. "Aber man braucht auch einen langen Atem. Wir reden hier über Jahrzehnte", stellte Minister Hering fest. Auch die Festlegung auf eine Dachmarke garantiere keinen Erfolg. Der sei nur möglich, wenn Winzer, Gastronomen, die Wirtschaft, Kommunen und das Land auch wirklich gemeinsame Sachen machen. Egoismus und falsche Erwartungen könnten den Erfolg hemmen, sagte Peter Sound. Er stellte das Projekt "Mittelrhein spezial" vor. Dort ist eine Initiative entstanden, die sich dafür einsetzt, dass die Region eine Identität, unter anderem mit ihren Produkten, findet. Wie es mit dem Egoismus aussieht, zeigt ein Beispiel. Die Internet-Domäne mosel.eu nennt die Verbandsgemeinde Untermosel ihr Eigen. Versuche, diese Adresse für die ganze Mosel zu nutzen, sind bisher fehlgeschlagen. Für die Mosel formulierte Sabine Winkhaus-Robert das Ziel so: "Wir brauchen eine Kommunikation der Weinkulturlandschaft nach innen und außen." Dazu gehören für sie ein gemeinsames Erscheinungsbild und eine gemeinsame Dachmarke. Andere Landstriche (Rheinhessen, Mittelrhein, Hunsrück, Saarland) halten durch ein Internet-Portal wichtige, unter anderem geschichtliche Daten vor. Ein solches sei auch für die Mosel wünschenswert, sagte Elmar Rettinger. Sein Institut stelle sein Wissen gerne zur Verfügung. Nach außen sollte die Region in nicht allzu ferner Zukunft einheitlich auftreten und sich positiv darstellen. Nach innen gilt es aber noch, Schwachstellen zu erkennen und möglichst abzustellen. "Viele junge Leute wissen nichts über den Weinbau", stellte Winzer Ulrich Stein (Alf) fest. Sein Rezept: Winzer sollen Schülern die Thematik näher bringen. Dieser Vorschlag fiel bei Josef Peter Mertes, dem Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion Trier, sogleich auf fruchtbaren Boden. Hering: Manchmal wird zu viel geregelt

Stein machte sich auch dafür stark, dass die Weinkontrolleure ihre Arbeit überdenken - zum Beispiel unter dem Motto "helfen statt strafen". Wegen kleinster Verstöße würde manche Kollegen wie "Staatsfeinde" behandelt, sagte er. "Manchmal wird zu viel geregelt", stimmte Minister Hering zu. Der weinunkundige Verbraucher werde oft überfordert. Abhilfe solle eine so genannte Clearing-Stelle schaffen, in der kleine Verstöße gegen Verordnungen unbürokratisch geregelt werden können. Die Grundstimmung der Winzerschaft sei positiv wie seit Jahrzehnten nicht mehr, sagte Weinbaupräsident Adolf Schmitt. Er sieht den Fluss als internationales Gewässer. Deshalb sollten die Anstrengungen für ein einheitliches Leitbild auch Frankreich und Luxemburg mit einbeziehen. Minister Hering ist optimistisch, dass sich etwas Großes entwickelt. "Die Mosel hat die Chance, zu einer besonderen Marke zu werden", sagte er.

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