Happy Mosel - very British!

BERNKASTEL-WITTLICH. Obwohl die Wettervorhersage durchwachsen war, badete Happy Mosel gestern in strahlendem Sonnenschein. Unter den Radlern und Inlinern befanden sich auch viele ausländische Gäste.

 Schon vormittags herrschte riesiger Andrang auf den autofreien Straßen entlang der Mosel.Foto: Joachim Johanny

Schon vormittags herrschte riesiger Andrang auf den autofreien Straßen entlang der Mosel.Foto: Joachim Johanny

Beinahe hätten sie es verpasst, die Austauschstudenten Chris und Dave aus den USA sowie David aus England und Liz aus Wales: den gestrigen Happy Mosel-Sonntag. Aber zum Glück gab's noch Gero Feilen. Der gebürtige Trierer, der mit seinen Englisch sprachigen Freunden an der Kölner Universität Betriebswirtschaft studiert, packte die Vier am Sonntagmorgen in der Domstadt mit ihren Inlinern ins Auto und ab ging's nach Neumagen-Drohn. Dort wurde gleich zu Beginn mit einem kräftigen Schluck Moselriesling an einem der vielen Weinausschanke ein erstes fremdländisches Vorurteil gegenüber der Mosel ausgeräumt. Vor allem die beiden Briten waren überrascht von der Qualität des Weins und konnten sich nur wundern, warum der deutsche Wein in ihrem Heimatland teilweise einen so schlechten Ruf genießt. Dann ging's los für die fünf Studenten in einer gekonnten, flotten Inline-Kette moselaufwärts zwischen steil aufragenden Weinbergen und einem in der Sommersonne glitzernden Flusslauf. Kein Motoren- und Autolärm weit und breit. Ein Bild, wie es idyllischer nicht sein konnte. Entsprechend aufgeräumt und entspannt war die Stimmung. Wildfremde Menschen grüßten sich beim Vorbeifahren, man lachte sich an, motovierte sich gegenseitig, bewunderte ausgefallenes Sportgerät, kam bei Pausen an den vielen Essens- und Getränkeständen ohne Mühe ins Gespräch mit den Nachbarn, egal ob diese aus Holland, Belgien, Luxemburg oder aus einem deutschen Landeswinkel angereist waren. Eine Gelassenheit und Offenheit, die den vier ausländischen Studenten so gar nicht deutsch vorkommen wollte, sondern auf sie fast schon britisch wirkte. Da gab es Großfamilien, die gemütlich plaudernd im straßenbreiten Pulk radelten oder hetzende Männerkolonnen, die ohne Rücksicht auf die Figur im eng anliegendem Einheitstrikot rasten, als ob es gelte, sich für die Tour de France zu qualifizieren. Hemdchen der Profi-Radställe, auch vom Team Telecom, waren diesmal auffallend wenig vertreten. Genießerisch ruhende Liege-Radler paddelten scheinbar mühelos um geduldige Väter herum, die mit ihren auf dem Dreirad mühselig kämpfenden Sprößlingen radelten. Und natürlich gab es auch die klassischen Zwei-Pärchen-Gruppen. Die beiden Herren in Profikluft auf ihren blitzblank polierten 24-Gang-Designer-Rädern vorne weg, zehn Meter dahinter die Damen auf ihren Einkaufsrädern mit Dreigangschaltung. Der große Satiriker Wilhelm Busch hätte an all den bunten Eindrücken und Widersprüchen seine helle Freude gehabt. Auch die Verpflegung war wie immer vielseitig bis exotisch. In Lieser wartete ein kleiner Stand mit karibischen Salaten und fruchtigen Leckereien aus dem eigens eingerichteten Tonofen auf. Petra Bohn, Aushilfskraft aus Wittlich, schaut auf die Doppelreihe durstiger Radfahrer, die sich vor ihrem Getränkestand gebildet hat, und dann auf die Uhr. "Das Hauptgeschäft kommt erst noch", weiß sie aus Erfahrung, "nach der Mittagszeit, wenn die ersten Gruppen zu erschöpft sind, um weiterzuradeln und wenn die Sonntags-Langschläfer und Kurzausflügler eingetroffen sind." Für die vier Englisch sprachigen Gäste war Happy Mosel ein außergewöhnliches Happening. Noch nirgendwo hatten sie so viele Fahrräder auf einmal gesehen, noch konnten sie sich vorstellen, dass ein solches Event in Großbritannien oder den USA ähnlichen Erfolg haben könnte. Sie jedenfalls sind fest entschlossen, in ihren Heimatländern Werbung zu machen für Happy Mosel.

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