Harsche Kritik aus den USA

BERNKASTEL-KUES. Die Weinlage "Bernkasteler Doctor" ist begehrt. Für die Weinberge werden Spitzenpreise gezahlt. Gerade deshalb ist die Versteigerungs-Praxis weiter ein Thema.

Die Verpachtung von zwei Doctor-Weinbergen aus dem Besitz der Heilig-Geist-Stiftung hat bis in die USA Wellen geschlagen. Der bekannte Weinimporteur Fran Kysela spricht von "Kurzsichtigkeit des Verwaltungsrates" und dem "Unvermögen, den globalen Zusammenhang zu erkennen." Wie berichtet hatte der Verwaltungsrat der Heilig-Geist-Stiftung den Zuschlag an die Meistbietenden, Winzer aus Graach, Maring-Noviand und Osann-Monzel, wieder rückgängig gemacht. Den Zuschlag bekamen statt dessen zwei Weingüter aus Bernkastel-Kues, die schon Besitz in der Weinlage haben. Die Lage weist einen hohen Grundstückswert auf, ihre Weine erzielen Spitzenpreise. Die Heilig-Geist-Stiftung handelte bei der Entscheidung allerdings im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Sie behält sich bei der Versteigerung vor, unter den drei Letztbietenden der Auktion zu wählen. Der anwesende Notar hatte diesen Passus auch verlesen. Die Winzer wussten also Bescheid."Warum gab es überhaupt eine Versteigerung?"

In den USA kam die Entscheidung, den ursprünglichen Zuschlag rückgängig zu machen, aber nicht gut an. Fran Kysela, in dessen Auftrag Winzer Armin Vogel eine der beiden Parzellen ersteigert hatte, zeigt sich empört. "Warum wurde denn überhaupt eine Versteigerung durchgeführt, wenn es später abgelehnt wurde, dem Höchstbietenden den Zuschlag für die Verpachtung des Bernkasteler Doctors auf neun Jahre zu geben? Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die Versteigerung manipuliert wurde", sagt er. Ziel der Versteigerung hätte es seiner Meinung nach sein sollen, neues Interesse am Doctorberg zu gewinnen. In den vergangenen Jahren sei der Wettbewerb der Einzellagen um Anerkennung in der Weinwelt ständig gestiegen. "Einen amerikanischen Importeur zu haben, der sich dazu verpflichtet, in den Doctor zu investieren, hätte dem Ansehen der Lagen einen neuen Impuls geben können." Ein aufsteigender Erzeuger wie Armin Vogel hätte seiner Meinung nach "den Ruf des Doctors nur vergrößern können". Fran Kysela spart nicht mit deutlichen Worten: "Der Verwaltungsrat mag erreicht haben, dass ein höherer Preis pro Quadratmeter bezahlt wird, er hat sich dabei jedoch gründlich blamiert. Der deutsche Weinbau braucht neue Leute und neue Ideen. Der Verwaltungsrat hat mit Erfolg eine unlautere Versteigerung durchgeführt und dabei die Kreativität abgewürgt."

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