Heilige und Halunken

Die Präsentation des Buchs war an historischer Stätte, dem Dormitorium des einstigen Minoritenklosters im Zeller Stadtteil Merl. In diesem Kloster war seit dem hohen Mittelalter bis 1804 eine Lateinschule untergebracht. Bedeutende Beamte, Äbte, Kanzelredner und Professoren haben hier ihre grundlegende Ausbildung erfahren. 19 Absolventen dieser Lateinschule haben bedeutende Stellungen erworben und sind in dem Buch aufgeführt.Schwestern und Patres

Das Repertoire der Namen erstreckt sich von einer Königin bis zum Halunken, vom Heiligen zum Verbrecher, von Klerikern über Freidenker, Wissenschaftler, Künstler, Politiker, Amtsträger, Sportler, Pädagogen, Widerstandskämpfer, Auswanderer bis hin zu einfachen Menschen. Wie Laudator Franz Piacenza ausführte, lebte und arbeitete die größte Zahl der aufgeführten Personen im Stillen, ohne Öffentlichkeit. Es waren Ordensschwestern und Patres, die ihre selbstlosen Werke der Nächstenliebe ihrem Glauben unterordneten, aber auch Kommunalpolitiker, die in den schweren Nachkriegszeiten den Wiederaufbau beschleunigten und der Demokratie den Weg ebneten. Als eines von vielen Beispielen führte Piacenza den Zeller Arzt Kuno Keuthen auf. Er war ein erklärter Gegner des Nazi-Regims. Er hatte stets ein "offenes Ohr" für die jüdischen Mitbürger in Zell und war der einzige Arzt, der ihre Kranken noch bis 1940 behandelte. Unter den 50 aufgelisteten Zellern, die auf der "Schwarzen Liste" der Nationalsozialisten standen, wurde der Mediziner an erster Stelle aufgeführt. Die ärztliche Pflicht erfüllte Kuno Keuthen bis zu seinem Tode im Jahre 1949. Piacenza erwähnte auch Dr. Gustav Stein, der von 1872 bis 1952 lebte und 25 Jahre Landrat des Altkreises Zell war. Auf seine Initiative hin wurde die Siedlung Briedeler Heck errichtet und das kreiseigene Lehr- und Versuchsweingut Sonneck in Bullay gegründet. In dem Buch sind aber auch kuriose Lesegeschichten aufgeführt. So zum Beispiel die von Dr. Walter Stein, der von 1945 bis 1948 Amtsbürgermeister in Kirchen an der Sieg war und Anfang Februar 1948 zum kommissarischen Landrat des Kreises Cochem bestellt wurde. Am Tag seiner Wahl erschien eine Presseveröffentlichung, wonach seine beiden Söhne ohne Erlaubnis mit dem damals einzigen Dienstwagen des Kreises gefahren waren. Diese Meldung brachte die Kreistagsmitglieder derart in Rage, dass sie seine Wahl zum Landrat ablehnten. Daraufhin verschwand er mit seiner kompletten Familie aus Cochem. Über seinen weiteren Verbleib liegen in den Archiven keine Aufzeichnungen vor.Zehn Jahre Recherche

Franz Piacenza würdigte die herausragende Leistung des Herausgebers des Buches über die Persönlichkeiten des Kreises. Er hatte rund zehn Jahre für seine Nachforschungen benötigt. Er lobte seinen Mut und die daraus resultierende Entschlossenheit, ein Projekt anzugehen, das eine echte Bereicherung für die Heimat darstelle. Alfons Friderichs dankte in seiner ihm bescheidenen Art allen, die zum Gelingen des Werks beigetragen haben. Sein besonderer Dank galt seiner Familie für den gewährten Freiraum und die tatkräftige Unterstützung sowie dem Trierer Verlag, in dem das Buch erschienen ist. Das Buch von Alfons Friderichs kann beim Herausgeber oder auch beim Kliomedia-Verlag in Trier, Telefon 0651/4639846, zum Preis von 19,80 Euro erworben werden.

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