Heiße Diskussion um Rasengräber

Mülheim · Pflegeleichte Rasengräber sind in vielen Orten ein Thema. Die Gebühren auch. Horst Schuch hält sie in seinem Heimatort für zu hoch. Der Ortsbürgermeister hält sie für angemessen. Auch in anderen Gemeinden wird über diese Bestattungsform geredet.

Horst Schuch weiß genau, wie der Ort aussieht, wo er einmal seine letzte Ruhe findet. Ein Rasengrab auf dem Mülheimer Friedhof soll es sein, und in einem Sarg möchte er bestattet werden. Nach seinen Worten bedurfte es aber eines Kampfes, damit überhaupt Rasengräber zugelassen wurden. Anfang 2012 stellte er einen Antrag an die Gemeinde. Einige Monate später beschloss der Gemeinderat Rasengräber zuzulassen - allerdings nur bei Urnenbestattungen. Um doch schnell zum Ziel zu kommen, sammelte Schuch mehr als 100 Unterschriften und reichte den Einwohnerantrag bei der Gemeinde ein. Ende Januar 2013 votierte dann die Mehrheit des Rates dafür, die Rasengräber auch für Särge zu öffnen.

Der zweite Schritt war die Preisgestaltung. Der Gemeinderat setzte im April 2013 die Gesamtkosten für ein Rasengrab (inklusive allgemeine Gebühr und Platte) auf 3500 Euro fest (Ruhezeit 25 Jahre). "Zu hoch", sagt Schuch. Im Durchschnitt falle die Gebühr in umliegenden Orten um 700 Euro niedriger aus. Diesen Satz hat der Gemeinderat bei der Haushaltsberatung für 2014 bestätigt. "Obwohl ich alle Gemeinderatsmitglieder schriftlich auf die überhöhten Gebühren auch im Vergleich zu allen Nachbargemeinden hingewiesen habe", sagt Schuch. "Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man durch die bei uns auffallend hohen Gebühren eine Nachfrage nach Rasengräbern vermeiden will", fügt er an.
Das sei nicht so, sagt Ortsbürgermeister Friedhelm Leimbrock. Horst Schuch sei der Erste, der nach einem Rasengrab gefragt habe. Dem Wunsch sei die Gemeinde nachgekommen. "Wir sind der Meinung, dass die Gebühr angemessen ist", erklärt er. Man habe sich bei der Festsetzung mit der VG abgesprochen.Der Unterschied bleibt


Horst Schuch hat früher bei einer Bank gearbeitet. Mit Zahlen kennt er sich also aus. Er hat auch die reine Pflege für ein Rasengrab verglichen. Den Aufwand, den die Gemeindearbeiter nach der Bestattung für die vereinbarte Laufzeit betreiben. In erster Linie für den Rasenschnitt. In Mülheim kommt er da für die 25 Jahre auf 3000 Euro, im wenige Kilometer entfernten Monzelfeld sind es nur 2000 Euro, im ebenfalls nahen Veldenz 2400 Euro (allerdings für 30 Jahre).
Auch Patrick Klippel, bei der VG unter anderem für die Friedhöfe zuständig, hat diesen Vergleich auf Wunsch des TV angestellt. Seine Zahlen: Mülheim 2800 Euro, Monzelfeld 1800 Euro, Veldenz 1900 Euro. Der Unterschied bleibt also, zu Veldenz wird er sogar noch größer."Preis ist nur zweitrangig"


Ob das daran liegt, dass es in Veldenz schon seit mehreren Jahren eine Gebührenordnung für Rasengräber gibt, in Mülheim aber erst seit gut einem Jahr? Patrick Klippel weiß es nicht und auch der hauptamtliche Beigeordnete Leo Wächter, auf vielen kommunalen Feldern bewandert, zuckt mit den Schultern. Da ist höchstens die Vermutung, dass die Mülheimer im Wissen über die aktuelle Diskussion um die Defizite auf Friedhöfen gleich etwas höher gegriffen haben.

"Das Thema Friedhof ist sensibel", sagt Leo Wächter. Im Grunde müssten die Gebühren überall erhöht werden, um einen Ausgleich zu erreichen. Fünf bis sechs Rasengräber gebe es bisher in Veldenz, sagt Ortsbürgermeister Norbert Sproß. Bei den Gebühren habe man sich an umliegenden Gemeinden orientiert. In Monzelfeld habe sich während seiner fünfjährigen Amtszeit am Preis nichts geändert, sagt Ortsbürgermeister Johannes Zanders. "Der Preis ist auch nur zweitrangig", sagt er. Es gehe um die Definition des Begriffes Rasengrab (siehe Extra).
Horst Schuch sieht sich durch die Zahlen bestätigt. "Durch das Anbieten von Rasengräbern zu einem vernünftigen Preis, könnte das bei der Friedhofsverwaltung entstehende Defizit wesentlich gesenkt werden. Warum man dies nicht will, bleibt für mich ein Rätsel", sagt er. Und er fügt an: "Es wird wohl sehr viel Überzeugungskraft durch die Verbandsgemeinde bedürfen die anderen Gemeinden davon zu überzeugen, die Pflegegebühren um circa 700 Euro zu erhöhen."Extra

Wie der Name sagt, wird auf einem Rasengrab nach der Bestattung Rasen gesät. Zudem wird eine Platte mit dem Namen des Verstorbenen verlegt. Rasengräber sind pflegeleicht und werden deshalb besonders von Angehörigen gewählt, die nicht am Ort wohnen. Trotzdem, so Monzelfelds Ortsbürgermeister Johannes Zanders, gibt es immer wieder Probleme. Obwohl die Gemeinde den Pflegeauftrag hat, werden immer wieder Pflanzen auf die Gräber gestellt. Das behindere die Arbeit in der Vegetationsphase. "Bei uns gibt es 365 Tage Diskussion darüber", sagt der Ortschef. Wenn er in dieser Hinsicht einen Wunsch frei hätte, sehe der so aus: "Abschaffung aller Rasengräber." cb

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