Hereinspaziert in die Figurenwelt von Ilona Klawitter

BURGEN. Seit ihrer Kindheit liebt die Pragerin Ilona Klawitter das Schöne, Märchenhafte, die Natur. In ihren künstlerisch gestalteten Puppen, Figuren und Figürchen, in zauberhaften Szenerien wird das lebendig, wovon sie träumt – einer friedvollen Welt ohne Aggression und Hass. In ihrem Haus in Burgen begleitet ihre Kunst Ilona Klawitter auf Schritt und Tritt.

Wer bei Ilona Klawitter zu Hause anklopft, tritt in eine andere Welt ein. Kecke Waldgeister, lustige Gnome und zierliche Elfen heißen den Besucher im Reich der Künstlerin willkommen. Im alten, neuen Haus in Burgen eröffnet sich eine Welt der schönen Dinge, eine Welt der Träume und Märchen, der Fantasie, des Theaters und der Musik - lebendig geworden durch Klawitters künstlerische Hand. Gemälde an den Wänden tragen ebenso Klawitters "kunstvolle Handschrift", und Krippenfiguren in Räumen und Nischen zaubern weihnachtliche, friedvolle Atmosphäre. Austellungen im In- und Ausland zeugen von ihrer Kunst, sie ist Mitbegründerin des Vereins "Künstlerdorf" in Maring. Ihr jüngstes Werk ist eine Szene aus Andersens "Die Schneekönigin". "Ich liebe dieses Märchen", bekennt die sympathische Frau. Das Buch besitzt sie seit ihrem ersten Lebensjahr. Mit der Schneekönigin, den Elfen und Zwergen, die die Blumenkinder-Zwiebeln zur Winterruhe in die Erde legen, hat sie dieser Märchenwelt figürliches Leben eingehaucht. Ilona Klawitter, die in Prag geboren und in sozialistischer Zeit aufgewachsen ist, liebt schöne Dinge - ob selbst gefertigt oder aus fremder Hand. Sie zeigt ein zierliches Püppchen, das durch inniges Geliebtsein schon etliche Abnutzungsspuren zeigt. Das Figürchen stand einst bei Klawitters Großmutter in Böhmen im Vitrinenschrank zwischen Porzellantassen. "Dieses Figürchen war der Auslöser für meine künstlerische Leidenschaft", bekennt Klawitter, die 1968 mit Ehemann und Kindern nach Deutschland kam. Vor sechs Jahren kaufte sie ein altes Bauernhaus in Burgen, in dem viel eigene Renovierungsarbeit steckt. Und das Haus räumt ihrer Kunst, die sie als Teil des Alltags auf Schritt und Tritt begleitet, viel Platz ein. Beruflich ging sie einst als technische Zeichnerin zwar andere Wege, aber schon als Kind hat sie mit ihrer Schwester Spielzeug aus Papier, Farbe und Modellin selbst gefertigt. Das Material, aus dem ihre Figuren- und Puppenträume sind, ist eine besondere Modelliermasse, die sie bis heute aus ihrem Heimatland bezieht. Aus der - in der Handwärme - formbaren Konsistenz entstehen die Köpfe und Gliedmaßen, die dann im Ofen gehärtet werden. Für die Gesichtszüge benutzt Klawitter spezielles Werkzeug - neben Zahnarztbesteck auch ein altes Nagelfeilensortiment ihrer Mutter. Kein Gesicht gleicht dem anderen, jedes hat seine "Seele". Bei Klawitter sind Kopf und Mimik das A und O jeder Figur oder Puppe. Keine ist starr, jede ist in "Bewegung". Die Kleidung fertigt die Künstlerin aus einem Riesenfundus an Stoffen - von zartem Spitzentüll bis kuscheligem Pelz, der "kaschiert" (mit Leimwasser gestärkt) seinen Faltenwurf auf ewig behält. Seit sechs Jahren hat sich Klawitter verstärkt der Fertigung von Krippenfiguren zugewandt. Krippen hatten im Sozialismus kaum einen Platz. "Als Kind habe ich in Prag einmal eine große Krippe in einem Schaufenster eines Schuhladens gesehen", bemerkt Klawitter. Solch eine wollte sie auch einmal fertigen. Die Freude an schönen Dingen ließ die Autodidaktin kreativ werden. "Diese Freude, diese innere Ruhe will ich mit meinen Werken auch an andere weitergeben", erklärt sie. Sie hat ein wenig Kindheit ins Erwachsensein mitgenommen. Denn als Kind stellte sich die Naturliebhaberin immer vor: "Im Wald kannst du mit den Elfen tanzen". So ist ein Traum - zumindest künstlerisch - wahr geworden.

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