Herrenpartien und Heimatgeschichte

KLEINICH. (urs) 30 Jahre lang hat Erich Ströher Kleinichs Geschicke gelenkt. Nun sind Jüngere am Zug. Aufs Privatleben will er sich aber dennoch nicht beschränken.

Dem VG-Rat bleibtErich Ströher erhalten. Schließlich ist er dort wie in diversen Ausschüssen "erst" seit 1989 aktiv. Die Geschicke von Kleinich lenkt jedoch künftig ein anderer. Nachdem Ströher den Weg für einen Jüngeren frei gemacht hat, wählten die Kleinicher den bisherigen ersten Beigeordneten Burkhard Born, der am Montag auf sein Amt vereidigt wird. Nach 25 Jahren als Ortsbürgermeister der acht Kirchspiels-Orte sowie fünf Jahre als Ortsvorsteher des Ortsteils Kleinich ist das für den Ströher, der seit 1969 im Rat saß und 1988 die Ehrennadel des Landes erhielt, kein Grund zur Traurigkeit.Das Großprojekt der Ära Ströher ist die 1991 gebaute Hirtenfeldhalle gewesen - ein Gemeinschaftsprojekt mit Irmenach-Beuren. Daneben stand der Ausbau von Ortsdurchfahrten und Wirtschaftswegen, die Erneuerung des Kindergartens und die Unterhaltung der Gemeindehäuser in acht Dörfern an. In der jüngsten Periode hat sich Kleinich jedoch nach Ansicht von Ströher "schwer getan". Da war die Diskussion um den Steinbruch. Ein Thema, das noch nicht beendet sei, da es einen laufenden Pachtvertrag der beteiligten Firmen gebe. Endgültig gestorben sei die am Vogelschutzgebiet gescheiterte Windenergie. "Das Thema Schwimmbad hängt auch noch in der Luft", sagt Ströher. Das 1967 vom Kirchspiels-Schulverband gebaut Bad ist seit fast zwei Jahren geschlossen. Ein Zuschuss-Antrag sei gestellt, aber keiner wisse, ob daraus etwas wird. "Problematisch und aufregend war dann noch die Geschichte Flughafen Hahn", rundet Ströher seine Bilanz ab. 1993 hatte die Gemeinde gegen den 24-Stunden-Flugbetrieb erfolglos geklagt. Nach Ansicht von Ströher hatten sie sich so gut sie konnten gewehrt. Aber wegen der Arbeitsplätze sei das eine zweischneidige Sache. Mit der Startbahnverlängerung stünde die Gemeinde nun erneut unter Druck: "Ich glaube nicht, dass das verhindert werden kann." An den Gedanken, nun im Ruhestand zu sein, muss sich Ströher erst gewöhnen. "Ich denke, das kommt erst in den nächsten Wochen - noch bin ich ja im Amt", sagt Ströher. "Die Langeweile werd ich schon in den Griff bekommen." Erstes Hobby bleibt der Männergesangverein. "Der nimmt immer Zeit in Anspruch", sagt Ströher, seit 1969 Vorsitzender. Neben Politik und Musik spielt auch Sport bei dem 67-Jährigen eine große Rolle. "Wenn ich Zeit hab, setz ich mich gern aufs Fahrrad", verrät der zweifache Vater, der einen 13-jährigen Enkel hat. Bevorzugte Route ist der neue, 35 Kilometer lange, Kirchspiels-Radweg mit Belginum-Abstecher. Ansonsten macht sich Ströher zu einwöchigen "Herrenpartien" mit seinem "Vierer-Club" auf. Einem Team, das "schon einiges erradelt" hat. Selbst für Schlechtwetterperioden hat der frühere Landwirt und Briefträger etwas in petto. Auf dem Schreibtisch habe sich einiges angesammelt, verrät der "Nachtmensch", der selten vor ein Uhr schlafen geht. Außerdem will er sich im Chronik-Team des Heimatvereins, das sich der Geschichte widmen soll, engagieren.

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