Herz und Ohr für die Region

SALMTAL. (cbe) Wilhelm Follmann erforscht seit über 25 Jahren die Geschichte der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. Auf viele amüsante und nachdenkliche Geschichten ist er dabei gestoßen.

Ob Dorfchronik, Ortsnamenforschung oder Kulturdenkmäler, wenn jemand Fragen zur Geschichte der Verbandsgemeinde Wittlich-Land hat, heißt es meist: "Am besten fragen wir mal den Wilhelm Follmann, der weiß bestimmt Näheres." Gemütlich sitzt der Heimatforscher im Wohnzimmer seines Elternhauses in Salmtal. Der Bahnangestellte, den es inzwischen der Liebe wegen nach Konz verschlagen hat, erzählt, dass er schon als Kind mit Atlas und Lexikon vor dem Fernseher gesessen hat und immer wissen wollte, was, wo passiert. Sein Interesse für die Region wurde aber erst geweckt, als er beruflich in Baden-Württemberg zu tun hatte und sich dort mit Kultur und Geschichte beschäftigte. Dabei habe er sich immer wieder überlegt, wie es zu dieser Zeit wohl im Wittlicher Land zugegangen sei. Mit einem Buch über Salmtal begannen seine Forschungen. "1977 habe ich mir dann zum ersten Mal Literatur dazu ausgeliehen", so Wilhelm Follmann. Dann sammelte er Informationen über die Orte Klausen und Piesport und später über alle Dörfer in der Gegend. "Wichtig ist nicht nur, in Bibliotheken und Archiven nach Quellen zu suchen. Wichtig ist auch, den älteren Menschen zuzuhören, die noch sehr viel über alte Zeiten wissen", erklärt er. Seit 1981 forscht er mit anderen Interessierten im Kulturkreis Peter Zirbes. Dort beschäftigt man sich unter anderem mit mundartlichen Themen oder der Herkunft der Ortsnamen. "Ein Höhepunkt der Arbeit mit dem Kulturkreis waren mit Sicherheit die Veranstaltungen zum 100. Todestag von Peter Zirbes, im Jahr 2001", resümiert Wilhelm Follmann. Außerdem soll das Wissen über die Region mit Vorträgen, Wanderungen und Exkursionen in die Öffentlichkeit getragen werden. Trocken und langweilig ist Geschichte für ihn nie. Neben amüsanten Vorkommnissen stößt er oft auch auf Trauriges oder Grausames. "Da ist es dann sehr wichtig, verantwortungsvoll mit der Geschichte umzugehen, um kein falsches Bild zu zeichnen", so der Heimatforscher nachdenklich. Und überrascht mit seinem Fazit: " Bei vielem merkt man, dass sich doch wenig verändert hat, wenn man zum Beispiel von Streitigkeiten zwischen Kirche und Gemeinde liest." Eine seiner Lieblingsgeschichten stammt aus der Kaiserzeit. In einer Schulchronik stieß er auf einen Eintrag, dass zur Kaiserzeit, um 1880, der Patriotismus der Dorfbewohner zu wünschen übrig ließ. Denn viele besuchten den Gottesdienst zu Kaisers Geburtstag nicht oder gingen schon, bevor das Gebet für den Kaiser gesprochen war. Als kuriose Geschichte über diese Geschichte weiß Follmann, dass man in den 1920er Jahren diesen Eintrag aus der Schulchronik entfernt haben wollte, was aber nicht mehr möglich war. Wilhelm Follmann ist auch im Gesangverein aktiv und engagiert sich kirchlich. Und er hat einen Wunsch für die Zukunft: Dass die Vergangenheit von den Verantwortlichen mehr beachtet wird, und die Jugendlichen mehr über die Region erfahren, in der sie aufwachsen.

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