"Heute wäre er ein Star"

Bernkastel-Kues · Festakt, Ausstellung, Freiluftkonzert, Freundschaftsabkommen: Die Stadt Bernkastel-Kues steht am Wochenende im Zeichen von Nikolaus Cusanus. Zu Gast ist eine Delegation aus Brixen, wo Cusanus 14 Jahre lang Kardinal war.

Bernkastel-Kues. "Würde Nikolaus Cusanus heute leben, wäre er ein Star. Er war seiner Zeit voraus." Stadtbürgermeister Wolfgang Port sagt es. Marco Brösch, der das geistige Erbe des berühmtesten Sohnes von Bernkastel-Kues, in Form der Bibliothek hütet, nickt zustimmend. Cusanus war in erster Linie Theologe und Kardinal. Ein Mann, der sogar im Vatikan Einfluss hatte. Was vor allem geblieben ist, sind seine philosophischen Gedanken, die teilweise wieder aktuell sind. Dass der Sohn eines wohlhabenden Schiffers eine Besonderheit darstellt, zeigte sich 2001, als sein 600. Geburtstag gefeiert wurde. Da wurde sogar eine Briefmarke herausgegeben. Nun stehen die Feiern zum 550. Todestag an. Wesentlich kleiner als 2001 aber doch in besonderem Rahmen (siehe Extra).
Cusanus war 14 Jahre lang Fürstbischof von Brixen (Südtirol). Er sollte ein Musterbistum schaffen, war aber oft auf der Flucht und im Exil, weil viele Bürger seine Pläne ablehnten.
Am Samstag wird dieses Verhältnis ganz offiziell wieder gerade gerückt.
Die beiden Städte, jede ein Magnet für Touristen, unterzeichnen ein Freundschaftsabkommen. Dazu reist eine Delegation aus Südtirol rund 700 Kilometer an die Mosel. An der Spitze Bürgermeister Albert Pürgstaller und Bischof Ivo Muser.
Der Samstag steht im Zeichen dieser Freundschaft, den Sonntag beherrscht das Cusanus-Gedenken. Einer der Höhepunkte im Rahmen des Festaktes am Sonntag: Es wird eine Handschrift aus dem 15. Jahrhundert vorgestellt, die das Nikolaus-Hospital mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder erworben hat. Zum Inhalt gehört eine deutschsprachige Auslegung von Cusanus zum Vaterunser.
Die Cusanus-Bibliothek in Bernkastel-Kues umfasst mehr als 300 Handschriften aus dem neunten bis 18. Jahrhundert. 270 davon stammen aus dem Besitz von Nikolaus Cusanus. Der Mann aus Kues fasziniert auch an seinem 550. Todestag noch viele Menschen, nicht nur durch den nach ihm benannten Verkehrskreisel am Stadteingang aus Richtung Wehlen. Nach Auskunft von Marco Brösch gibt es in Argentinien, Japan, Italien, Russland, Frankreich und den USA Cusanusgesellschaften.
"Wir haben pro Jahr etwa 700 Führungen und 4000 bis 5000 angemeldete Besucher", berichtet der Bibliothekar. Dazu gehören auch Schüler, deren Schule den Namen von Nikolaus Cusanus trägt. "Sie sollen ihr Wissen in die Welt hinaustragen", wünschen sich Brösch und Stadtbürgermeister Port.
Musikalischer Höhepunkt der Feierlichkeiten ist am Samstag das Konzert der Karlsbader Symphoniker. Die Künstler aus der tschechischen Partnerstadt von Bernkastel-Kues präsentieren auf dem Karlsbader Platz Vivaldis Zauber einer Sommernacht. Bei schlechter Witterung wird das Konzert in die Michaelskirche verlegt. Für diesen Fall gibt es keine Plätze mehr. Für die Freiluftveranstaltung können an der Abendkasse noch Karten erworben werden. Das Konzert ist Teil des Mosel Musikfestivals.Extra

Die wichtigsten Programmpunkte: Samstag, 9. August, 16 Uhr: Messe und Weihe des neuen Zelebrationsaltars in der Kapelle des Nikolaus-Hospitals durch den Brixener Bischof Ivo Muser; 17 Uhr Öffentliche Stadtratsitzung mit Unterzeichnung des Freundschaftsabkommens zwischen Brixen und Bernkastel-Kues im Weinmuseum; 20.30 Uhr: Open-Air-Konzert (Vivaldis Zauber einer Sommernacht) auf dem Karlsbader Platz:. Sonntag 10. August, 10 Uhr: Pontifikalamt mit Bischof Ivo Muser in der Pfarrkirche St. Briktius in Kues; 12 Uhr: Festakt im Innenhof des St. Nikolaus-Hospitals/Cusanusstift; 16 Uhr: Eröffnung Sonderausstellung "Das Erbe des Cusanus". cb

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