Hier Enkirch, bitte einfahren!

ENKIRCH/KÖVENIG. Sieben Meter rauf und runter: Die Schleuse Enkirch befördert Ausflugsboote und Frachtschiffe von einer Staustufe in die nächste.

Mit einem eleganten Schlenker zieht ein weißes Passagierschiff in die Schleusenkammer, dicht gefolgt von einem Frachtschiff. "Der hat Vorschleusung", sagt Andreas Loewen, Schichtleiter an der Schleuse Enkirch, und weist auf das Ausflugsschiff. Loewen tritt an einen Computer-Bildschirm, ein paar Mausklicks, und das Schleusentor flussaufwärts schließt sich. "Linienschiffe haben Vorschleusung, wenn sie nach Fahrplan fahren und den mit uns abgestimmt haben", erklärt der Schleusenwärter. Auf einem Sammelfahrschein vermerkt er die Schleusung."Noch eine Bergfahrt, dann könnt ihr rein"

Das Tor ist zu, das Wasser strömt aus der Kammer. Sieben Meter tief sinkt das weiß gestrichene Ausflugsschiff zwischen die glitschigen Wände der Schleusenkammer. Dann hat es die Höhe des "Unterwassers" erreicht, des flussabwärtigen Teils der Mosel. Die beiden Torhälften schwingen auf und entlassen Ausflugsschiff und Frachter in die tiefer gelegene Staustufe. Mit einem lauten Knacken meldet sich das Funkgerät. Ein Schiffer einige Kilometer flussaufwärts will wissen, ob er an der Schleuse warten muss. "Kommt ruhig", sagt Loewen. "Noch eine Bergfahrt, dann könnt ihr rein." Die Bergfahrt - das ist ein Sportboot aus Luxemburg, das schon flussabwärts der Schleuse wartet. Per Mobiltelefon hat sich der Eigentümer angemeldet. Normalerweise können Sportboote eine kleine Selbstbedienungs-Schleusenkammer benutzen, per Knopfdruck gehen sie auf Berg- oder Talfahrt. Das Luxemburger Boot aber ist zu groß für die Kammer. "Sonst würde ich es nicht hier schleusen", sagt Löwen. Das Boot fährt ein, und wieder schließen sich per Mausklick die Tore. Zehn Minuten später ist die Kammer voll. Der Bootsführer stapft die Treppe zum Steuerstand der Schleuse hoch. 4,50 Euro muss er für das Schleusen auf den Tisch legen - hätte er auf das nächste Frachtschiff gewartet, hätte er kostenlos "mitfahren" können. Wieder knackt das Funkgerät. "Das ist Kanal 10, die Schiffe untereinander", erklärt Loewen. Ein Sprecher aus Oberwesel liest Meldungen vor. "Verkehrsfunk für Schiffe", sagt Loewen. "Das hört jetzt jeder auf Mosel, Necker, Rhein und Saar." Inzwischen ist das nächste Frachtschiff in die Schleuse eingelaufen. "Der müsste Futtermittel drin haben", sagt Andreas Löwen nach einem Blick auf seinen Monitor. Dort kann er sehen, welche Schiffe auf seine Schleuse zufahren, wie groß sie sind und was sie geladen haben. Ein zweiter Blick auf den Schirm: "Der hier ist 90 Meter lang, 11,40 Meter breit und kann 2400 Tonnen laden." Nach der Ladung berechnet sich die Gebühr für die Schiffer für die Nutzung der Wasserstraßen - inclusive des Schleusens. Ist ein Schiff leer, fährt es kostenlos. Während das Frachtschiff in der Schleuse festmacht, springt eine Frau von Bord und wirft zwei Müllsäcke in einen Container neben dem Schleusenbecken - ein Service, der in der Nutzungsgebühr eingeschlossen ist. Mit nacktem Oberkörper steht ein Mann an der Reling und schaut ihr zu. Gibt es auch Kontakt zu den Schiffern? "Man kennt den Einen oder Anderen", sagt Löwen. "Manchmal braucht jemand Informationen - wo ist ein Arzt, wo kann ich was essen gehen. Es kommt auch vor, dass mal einer eine Flasche Bier hochbringt. Nur, trinken darf ich das im Dienst nicht." Wieder knackt es im Funkgerät von Andreas Löwen. Ein leerer Tanker meldet sich an - Talfahrt. Kurz darauf meldet sich ein weiterer Schiffer: Bergfahrt, Eisenerz nach Dillingen.

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