Hilfe aus Wittlich kommt an

WITTLICH. Katrin Bornmüller hat durch ihre Arbeit bei der Internationalen Gesellschaft für Menschlichkeit (IGFM) Freunde und Bekannte in vielen Ländern. Nun machten Jadranka Cigelj, Leiterin der kroatischen Sektion der IGFM, und der Salisianer-Pater Don Mirko Barbaric aus Bosnien-Herzegowina einen Kurzbesuch bei ihr in Wittlich.

 Besuch bei Katrin Bormüller (rechts): Jadranka Cigelj, Leiterin der kroatischen Sektion der IGFM, und der Salisianer-Pater Don Mirko Barbaric aus Bosnien-Herzegowina machten einen Kurzbesuch.Foto: Nora John

Besuch bei Katrin Bormüller (rechts): Jadranka Cigelj, Leiterin der kroatischen Sektion der IGFM, und der Salisianer-Pater Don Mirko Barbaric aus Bosnien-Herzegowina machten einen Kurzbesuch.Foto: Nora John

Jadranka Cigelj hat schreckliche Dinge erlebt. Zwei Monate lang wurde die Juristin und Mutter eines Sohnes im serbischen Gefangenenlager Omarska festgehalten. Was Cigelj von dieser Zeit erzählt, ist grauenhaft. "Was hier ein Jahr ist, ist dort eine Minute", schildert sie ihre Eindrücke. Mit 18 Frauen wurde sie in einem Raum, dem "Appartement 102", so auch der Titel ihres Buches, in einem ehemaligen Bergwerk eingesperrt. Insgesamt waren es 36 Frauen, von denen fünf die Haft nicht überlebten. Hunger, Folter, Vergewaltigungen gehörten für die Frauen zum Alltag in dieser Zeit. "Ich habe überlebt, weil ich ein Ziel hatte", erzählt Cigelj. Sie habe ihrem Sohn Schutz geben müssen, der in der ebenfalls von Serben bedrohten Stadt im Nordwesten Bosniens gelebt habe. "Ich habe viel gebetet", beschreibt Cigelj ihre Überlebensstrategie. Doch habe sie, die sich vorher eher als "kalte Frau" eingestuft habe, im KZ auch eine Liebe zu einem ebenfalls inhaftierten Neurochirurgen gefunden. Es sei eine menschliche, platonische Liebe gewesen. Doch auch dieser Mann überlebte die Gefangenschaft nicht. Das Buch über ihre Gefangenschaft, dass jetzt durch Katrin Bornmüllers Bemühungen aus dem Kroatischen ins Deutsche übersetzt wird, habe sie erst mehrere Jahre nach dieser Zeit im Jahr 1992 schreiben können. "Ich wollte dieses Buch ohne Hass schreiben", sagt Jadranka Cigelj. Heute tritt sie als Zeugin in Den Haag im Prozess gegen Slobodan Milosevic und ihre damaligen Peiniger auf. Auch über die heutige Situation in Kroatien erzählt die engagierte Menschenrechtlerin. Es lebten immer noch viele Flüchtlinge aus Bosnien in Kroatien. Diese bosnischen Kroaten könnten nicht zurück in ihre Heimat, weil ihre Häuser zerstört sind. Gleichzeitig seien sie für viele "Menschen zweiter Klasse". Die Armut und die Arbeitslosigkeit seien extrem hoch, berichtet Cigelj. Besonders an der Grenze zu Bosnien gebe es eine humanitäre Katastrophe. Patenschaften sollen Studium ermöglichen

Um humanitäre Hilfe bemüht sich Don Mirko Barbaric in Zepce in Bosnien. Der Salisianer ist Direktor an einem seit 1999 bestehendem Schulzentrum. Zum einen gebe es eine Schule mit technischer Orientierung und außerdem ein Gymnasium. Diese Schulen seien offen für alle, fast 500 Schüler - egal, ob Christen oder Moslems, könnten hier unterrichtet werden, betont Barbaric. Durch die humanitäre Hilfe aus Wittlich habe er bereits im vorigen Jahr ärmste Familien unterstützen können. Im Oktober wird ein weiterer Hilfstransport erwartet. Durch seine Schüler und auch durch den beim Roten Kreuz tätigen Hausmeister erfahre er von bedürftigen Familien, so dass die Hilfe richtig ankomme. Außerdem versucht Barbaric, begabten Schülern durch Patenschaften die Möglichkeit zu einem Studium zu eröffnen.

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