Hilfe vom sagenhaften Pichtermännchen

WITTLICH. (red) Ob es das Pichtermännchen wirklich gibt – wer weiß es. Ingrid Franz aus Wittlich ist jedenfalls überzeugt, dass die legendäre Figur vom Pichterberg ihr geholfen hat.

An einem lauen Frühlingsabend machte ich mich auf zum Trimm-Dich-Pfad am Pichterberg, besser gesagt, ich fuhr mit dem Auto dorthin, das ich auf dem kleinen Parkplatz abstellte. Kurz darauf lief ich in den Wald, um an den zwanzig Stationen, die bekanntlich an einem Rundweg liegen, meine Übungen zu absolvieren. Schließlich war ich nach schätzungsweise 40 Minuten - eine Uhr hatte ich nicht dabei - an der letzten Station angekommen. Abgekämpft und verschwitzt näherte ich mich dem Parkplatz und freute mich schon auf einen Trunk aus meiner Wasserflasche, die im Auto lag. Ich griff nach dem Schlüsselbund in meiner Hosentasche - aber, o Schreck - er war weg. Mich überfiel Panik. Es bestand kein Zweifel, ich hatte ihn im Wald verloren. Dass ich das Auto abgeschlossen hatte, daran konnte ich mich genau erinnern, und ein Griff an die Beifahrertür bestätigte dies auch. So entschloss ich mich kurzerhand, den ganzen Weg zurückzulaufen, doch diesmal in umgekehrter Richtung, um Entgegenkommende nach dem eventuellen Fund meiner Schlüssel zu fragen. Doch immer nur Fehlanzeige. Auch meine gründliche Suche blieb ergebnislos. Und ich stellte mir schon vor, dass ich nun auch noch den weiten Rückweg bis nach Hause zu Fuß absolvieren müsste, wenn ich nicht Bekannte träfe, die mich vielleicht mitnähmen. Plötzlich fiel mir das Pichtermännchen ein, das hier oben in den Wäldern wohnen sollte. Meine Tochter Astrid hatte mir Geschichten von ihm erzählt, die sie von ihrer Grundschullehrerin Ilse Schlax erfahren hatte, und ein Wandertag zum Pichterberg war damals auch damit verbunden. Das Pichtermännchen sollte nämlich manchmal schon Menschen aus Notsituationen geholfen haben, genauso wie es Bösewichte bestrafte. Und bei mir, so dachte ich, läge ja nun eine Notsituation vor. Allerdings bezweifelte ich, dass es verloren gegangene Schlüssel wiederbringen könnte. Vielleicht sollte ich lieber zum heiligen Antonius beten. Jemand müsste mir doch helfen, und plötzlich war ich ganz ruhig und zuversichtlich geworden. Ich war wieder auf dem Parkplatz angelangt und schaute sehnsüchtig in das verschlossenen Auto, in dem auf dem Beifahrersitz meine Wasserflasche lag. Und dann lehnte ich mich gegen die Fahrertür und murmelte nur noch: "Pichtermännchen, bring mir meine Schlüssel wieder!" Traurig setzte ich mich auf den Boden und legte den Kopf zwischen die Beine. Was war das, ich traute meinen Augen nicht! Unterhalb der Fahrertür blitzte hinter einem Stein etwas Metallenes. Es war mein Schlüsselbund. Danke, liebes Pichtermännchen!

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