Hinsetzen, abwarten, einsteigen

Bernkastel-Kues/Morbach · Wie kommen Bürger von A nach B, wenn sie kein Auto haben und kein Bus fährt? In Zukunft vielleicht mit einem Autofahrer, der sie an einer Mitfahrerbank einsteigen lässt. Das interkommunale Projekt soll 2017 umgesetzt werden.

 Eine Mitfahrerbank in der Eifel: Auch nach Bernkastel-Kues und Morbach sollen welche.TV-Foto: Archiv/Eileen Blädel

Eine Mitfahrerbank in der Eifel: Auch nach Bernkastel-Kues und Morbach sollen welche.TV-Foto: Archiv/Eileen Blädel

Foto: (e_bit )

Bernkastel-Kues/Morbach. Mobilität auf dem Land: Immer wenn über die Qualität des Lebens und Arbeitens abseits der Ballungszentren geredet wird, kommt dieses Thema zur Sprache. Kritisiert wird häufig der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV). Doch wer genau hinsieht, merkt schnell: Außerhalb der Zeiten, in denen Schulkinder unterwegs sind, ist die Passagierzahl in den Bussen sehr überschaubar. Es gilt also, nach anderen Lösungen Ausschau zu halten.
Und die haben, was in der ländlichen Region, nicht verwunderlich ist, wiederum mit dem Auto zu tun. Das Zauberwort heißt Mitfahrerbänke. Die Verbandsgemeinde Speicher ist dabei so etwas wie der Vorreiter. Dort wurde diese Idee bereits vor mehr als zwei Jahren umgesetzt. Die Idee ist einfach: hinsetzen, abwarten, einsteigen. Wer in einem Ort auf einer speziellen Bank sitzt, der signalisiert, dass er gerne mitgenommen werden möchte. Durch ein Schild kann er sein Reiseziel, meistens wahrscheinlich der nächste größere Ort mit Arzt und Geschäften öffentlich machen. Natürlich gibt es keine Garantie, dass jemand hält, aber wenn sich diese Idee herumspricht, erhöht sich die Chance. Vertreter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues und der Einheitsgemeinde haben sich bereits vor Ort über die Erfahrungen in der VG Speicher informiert. Und die sind offenbar so gut, dass Bernkastel-Kues und Morbach dieses Projekt gemeinsam umsetzen möchten. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Bürger verschiedener Gemeinden, wie Monzelfeld, Longkamp und Kleinich, in beiden Orten Bezugspunkte haben. Andreas Hackethal, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Morbach, spricht von "vielen verbindenden Elementen".
Natürlich müsse der versicherungsrechtliche Aspekt gesehen werden, sagt Leo Wächter, hauptamtlicher Beigeordneter der VG Bernkastel-Kues. Hier gelte und das sei auch mit Experten geklärt: Wer sich in das Auto eines anderen setzt, hat zum Beispiel bei einem Unfall keinerlei Regressansprüche. Nicht erwünscht sei, dass Kinder das Angebot in Anspruch nehmen. Schließlich sage man denen, nicht zu Fremden ins Auto zu steigen.
Wächter geht davon aus, dass pro Bank Kosten von etwa 600 Euro anfallen. Schließlich solle das Sitzmöbel auch auffallen. Die von Bürgermeister Ulf Hangert ins Leben gerufene Bürgerstiftung habe organisatorische Hilfe, zum Beispiel bei der Sponsorensuche, zugesagt.
Auch Rufbus ist im Gespräch


Derzeit reden Bernkastel-Kues und Morbach auch über einen Rufbus, der zwei Mal pro Woche durch die beiden Kommunen fahren soll. Partner könnte das Deutsche Rote Kreuz sein. Vor einigen Jahren gab es bereits die Bestrebung solch einen Bus durch das gesamte Kreisgebiet fahren zu lassen (der TV berichtete). Dieser Plan scheiterte aber. Leo Wächter und Andreas Hackethal hoffen, dass in dieser Hinsicht noch in diesem Jahr Nägel mit Köpfen gemacht werden. Dann könnte der Bus Anfang des kommenden Jahres seine Fahrten aufnehmen. cb

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