Hinter jeder Sucht steckt Sehnsucht

WITTLICH. (red) Die Eltern der sechsten Klassen des Cusanus-Gymnasiums Wittlich haben sich zu einem pädagogischen Elternabend zusammengesetzt, um gemeinsam daran zu arbeiten, was frühzeitig gegen Suchtgefährdung getan werden müsse. Unterstützt wurden sie dabei von zwei Experten.

Christian Thiel, Fachkraft für Suchtprävention bei der Caritas Wittlich, und Hubert Lenz, Beauftragter für Jugendsachen bei der Polizeidirektion Wittlich, erläuterten kompetent, wieso ein Kind süchtig werden kann. Thiel erklärte anhand des so genannten Tankmodells Faktoren, die zur Suchtgefährdung beitragen. Jeder Mensch besitze einen seelischen Tank, der optimalerweise gefüllt sein sollte, damit die seelischen Bedürfnisse befriedigt werden können, um so zu einer starken Persönlichkeit heranzureifen. Die "Tankstellen" eines Kindes seien Geborgenheit in der Familie, Ausübung von Hobbies und das Gefühl, von Freunden akzeptiert zu werden. Nicht zu vernachlässigen sind auch Entspannungsfaktoren wie Musik und Sport. "Manchmal fällt eine dieser Tankstellen, zum Beispiel die Tankstelle Familie, aus", erklärte Thiel. Dann etwa, wenn das Familienleben nicht mehr so intakt sei, wenn Kinder zu hohen Leistungsanforderungen der Eltern ausgesetzt seien und wenn die Eltern zu wenig Zeit für sie hätten.Kinder suchen sich "Ersatztankstellen"

Falls nun andere Tankstellen diese seelischen Bedürfnisse des Kindes nicht ausgleichen könnten, führe dies bei Kindern dazu, "Ersatztankstellen" zu suchen. Viele Kinder konsumierten dann übermäßig Süßigkeiten, zögen sich hinter Fernsehen und Computerspiele zurück oder konsumierten Alkohol und rauchten. Wann aus diesem Defizitverhalten ein Suchtverhalten wird, sei nicht genau zu sagen. Der Übergang sei fließend, vollziehe sich manchmal schnell, könne sich aber auch über Jahre hinziehen. Hinter einer Sucht stecke jedenfalls, erklärte Hubert Lenz, immer eine Sehnsucht - der Wunsch, seelische Bedürfnisdefizite auszugleichen. Innerhalb der Suchtformen unterscheidet die Fachwissenschaft stoffgebundene und stoffungebundene Süchte - Medikamente, Nikotin und Alkohol einerseits, Esssucht, Spielsucht und Kaufsucht andererseits. Lenz stellte informativ aus polizeilicher Sicht auch die konkrete Situation im Hinblick auf den Konsum illegaler Drogen in Wittlich dar, informierte die Eltern über gängige illegale Suchtmittel und klärte sie über die rechtliche Seite des Drogenkonsums auf. Am Ende der Veranstaltung war allen Anwesenden klar, dass Suchtvorbeugung schon im Kindesalter, besonders in den Familien stattfinden muss, dass Eltern wie auch Lehrer die Kinder in ihren Bedürfnislagen ernst nehmen und suchtpräventiv arbeiten sollten.

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