Höchster Genuss

DEUSELBACH. Am mit 818 Metern höchsten Punkt des Landes und mitten im Wald – im Hochwald eben – liegt das Wintersportgebiet Erbeskopf. Vor allem dank der Ende 2003 angeschafften neuen Schneekanonen nehmen Skifahrer und Boarder selbst für einen Tagestrip 100 Kilometer Anfahrt in Kauf.

Wenn schon zu Hause Ski-Freuden genießen, dann doch wohl auf der höchsten Erhebung von Rheinland-Pfalz – und dem Saarland. Doch erst mit dem Ausbau der Infrastruktur (Parkplatz), einer verstärkten Werbung sowie vor allem dem Kauf der neuen Beschneiungsanlage wurde der Erbeskopf dem vom Betreiber selbst gestellten Anspruch des Wintersportgebiets Nummer eins im Land gerecht. Dennoch: Für den Ansturm an manchen Wochenenden, an denen bis zu 10 000 Gäste kommen, ist das Gebiet doch nicht gerüstet. Lediglich ein Lift für die beiden Hauptpisten und demzufolge eine unerträglich lange Warteschlange sowie begrenzte Bewirtungsangebote am Hang lassen die Vorfreude rasch schmelzen wie Schnee auf einem Südhang. Das ist der Erbeskopf nun gerade nicht, was gut für den Pistenzustand, aber weniger gut fürs Gemüt der Wintersportler ist. Denn was gibt’s Schöneres, als bei klirrender Kälte im strahlendem Sonnenschein die Piste hinunter zu jagen? Nicht viel!

DER SPASSFAKTOR:

Das Wintersportgebiet auf dem höchsten Berg des Landes ist kein Geheimtipp mehr. Dennoch lockt auch er viele Besucher aus dem nahen Umkreis. „Die Skier standen noch vom Urlaub bereit und wollten noch nicht eingemottet werden, da habe ich mir einen Tag frei genommen und bin hierher gefahren“, freut sich Manfred Groß aus dem gut 30 Kilometer entfernten Berschweiler über die Wintersport-Möglichkeit vor der Haustür. Doch auch von weiter weg kommen die Gäste. Wie Stefanie Höftmann, die aus Saarbrücken angereist ist. Sie sagt: „Ich habe mir nach dem Skiurlaub neue Skier gekauft, und die muss ich nun rasch noch ausprobieren. Da bietet sich der Erbeskopf an.“
Und da die Pisten bis um 21 Uhr geöffnet sind, lohnt sich auch eine weitere Anreise. Zumal das Fahren unter Flutlicht einen besonderen Kick darstellt. Ebenso die Schanzen, die am Rand der Piste eins die ganz Verwegenen anziehen. So auch Boarder Giuseppe Taibi (35) aus dem rund 15 Kilometer entfernten Brücken, der sagt: „Die Piste hier ist schon ganz okay, doch das Springen macht am meisten Spaß.“ Sagt’s, macht sich von dannen und hebt ab. Nur mit dem Schlepplift will er sich nicht anfreunden. Die Konzentration und das Können der Fahrer haben am Testtag aber auch etliche Buckel auf der Piste gefordert. Die war aber wie die Liftspur alles in allem gut präpariert.

DER FAMILIENFAKTOR:

Auf dem Erbeskopf kommen sowohl Anfänger als auch Fortgeschrittene auf ihre Kosten. Bieten Piste zwei (mit Ausnahme des steilen Startbuckels) und der sich anschließende Familienhang die Möglichkeit, es etwas langsamer angehen zu lassen und in weiten Schwüngen zu mehr Sicherheit auf dem Brett/den Brettern zu gelangen, so lässt Piste eins auch flotte Abfahrten zu. Diese unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade kommen besonders Gruppen entgegen, bei denen nicht alle gleich fit sind. Wie Familie Kollmann, die aus Saarbrücken angereist ist. Während Papa Sascha bekennt: „Ich bin alles andere als ein Profi“, sagt Tochter Sarah selbstbewusst: „Ich aber!“ Und da Mama Anja sich auch als Anfängerin sieht, würden sich getrennte Abfahrten anbieten. Doch da die Familie an einem Werktag da ist, ist auch auf Piste eins genügend Platz für alle.

DER PREISFAKTOR:

Mit den von Vereinen betriebenen und kleineren Skipisten wie in Daun oder Prüm in der Eifel sind die Preise am Erbeskopf nicht konkurrenzfähig. Da kostet die Liftkarte mal eben drei bis vier Euro mehr. Dennoch: Trotz seines Bekanntheitsgrads und der Kostenbelastung durch die Schneekanonen sind die Preise noch weit gehend moderat und in Relation zum vom Angebot ebenbürtigen Gebiet auf dem Idarkopf (Kreis Birkenfeld) sogar günstig.
FAZIT: Die unterschiedlich anspruchsvollen Pisten machen den Erbeskopf für eine große Bandbreite von Wintersportlern interessant. Vor allem Familien kommen auf ihre Kosten. Und obwohl der Erbeskopf das bekannteste Wintersportgebiet im Land ist, sind die Preise noch alles andere als unverschämt. Wer allerdings auf zünftigen Après-Ski steht, wird enttäuscht. Und wer viel abfahren und wenig anstehen möchte, sollte nicht am Wochenende anreisen.

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