Hohe Ansprüche an Manager

Wo liegen die Gründe für das Management-Scheitern, das derzeit die globale Wirtschaft bestimmt? Mit dieser und anderen Fragen beschäftigte sich eine hochkarätige Diskussionsrunde in Himmerod.

 Über das Thema „Management und Führung im 21. Jahrhundert. Sonntagsreden oder substanzieller Wandel“ diskutierten (von links) Holger Klein, Moderator Ekkehard Nau, Petra Garnjost und Jürgen Schichterich.TV-Foto: Willy Speicher

Über das Thema „Management und Führung im 21. Jahrhundert. Sonntagsreden oder substanzieller Wandel“ diskutierten (von links) Holger Klein, Moderator Ekkehard Nau, Petra Garnjost und Jürgen Schichterich.TV-Foto: Willy Speicher

Himmerod. Das letzte Führungskräfte-Forum dieses Jahres stand im Zeichen der aktuellen Finanzkrise. Was müssen Unternehmer aus ihr lernen, worin liegt die Verantwortung der "kleinen Leute"?

Die Zusammensetzung der von Unternehmensberater Ekkehard Nau moderierten Runde versprach tiefe und ungewöhnliche Einblicke in die Ursachen des Management-Scheiterns, das derzeit die globale Wirtschaft bestimmt: ein "Banker", ein Psychiater und eine Professorin, die in Luxemburg künftige Führungskräfte auch für den Finanzsektor ausbildet. "Bestimmte Systeme suchen sich bestimmte Charaktere und umgekehrt. Ein gewisser Grad an Narzismus, also an seelischer Störung, ist notwendig, wenn man an die Spitze will", beschrieb Jürgen Schichterich, leitender Abteilungsarzt der Kliniken Daun, die psychische "Grundausstattung" der modernen Manager. Für diejenigen, die Kapitalvermehrung als höchstes Lebensziel ansehen, gingen dabei andere soziale Strukturen verloren. Zwar sei die Orientierung der Verbraucher mitverantwortlich für das Funktionieren eines solchen Gesellschaftssystems, doch das Machtgefälle zwischen Managern und Kunden sei eine reale Erfahrung.

Petra Garnjost, Direktorin der Sacred Heart University in Luxembourg, betonte die große Bedeutung ethischer Werte in der Ausbildung des Management-Nachwuchses. "Die Frage ist jedoch, ob ethisches Verhalten durch strenge Kontrollen eingefordert werden kann oder ob die Strenge nicht gerade dazu führt, dass kreative Wege gesucht werden, um Lücken im System zu finden."

Eine ähnliche Beobachtung teilte Holger Klein, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Östliche Südeifel. Die ländlichen Banken, die achtzig Prozent ihrer Umsätze allein mit den Kunden vor Ort und nicht mit Interbanken-Geschäften tätigen, seien zwar von der Krise deutlich weniger betroffen. Aber generell sei erst seit der verschärften Regulierung des Finanzwesens durch Basel II zu verzeichnen, dass sich renditehungrige Anleger und Banker auf die hoch komplizierten und kaum noch verständlichen Produkte konzentrierten, die weltweit ein hervorragendes Rating hatten und erlaubt waren.

"Die Kontrollierbarkeit war eine Illusion", zeigte er sich überzeugt. Statt an Zahlen orientierte Umsatz-Zielvorgaben und Boni müsse die Persönlichkeitsentwicklung der Mitarbeiter im Vordergrund stehen. Das bringe im konkreten Geschäftsalltag einen nachhaltigeren Effektivitätssprung.

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