Holzmonster steigt aus dem Brett

WITTLICH. Große Hände, kleine Hände: Wie aus einem Holzbrett ein Monster, Stern oder Engelchen wird, können Kinder jeden Dienstag kostenlos mit Hilfe von Holzspielzeugmacher Alfred Konrad an dessen Stand erleben.

Der Mann sägt. Die Maschine surrt: "Dschschrrrdschrrr." Ringsum warten still Kinder, eins wackelt im Sägetakt. Alle halten ein Holzbrettchen vorm Bauch. "Wer ist der nächste?", fragt der Mann. Ein Junge reicht ihm sein Brett. Rote, wilde Zacken umkränzen darauf ein grünes Gesicht auf rotem Kugelbauch. "Was ist das, ein Teufel?", fragt der Mann. "Ein Monster!", ruft der Knirps mit künstlerstolzer Stimme.Glatt und schön: Sorgsam arbeiten lernen

"Mensch toll", sagt der Mann und sägt vorsichtig um jede einzelne Monstersträhne herum. Der Junge streckt sich. Anschließend wird er sein Werk gewissenhaft schleifen. Die Kinder sind begeistert vom Mann, alias Alfred Konrad, und dem kostenlosen Angebot, einmal selbst ein kleines Holzwerk zu gestalten. Neben der Säge stehen zwei Bierzelttische. Von oben sieht man neben vielen Holzstücken und Buntstiften Mütze an Mütze. Solche mit Bommeln und Zipfeln. auch in Farben, in denen sich kein Erwachsener auf die Straße trauen würde. Katharina, 5 Jahre, sagt: "Ich will auch mal Schreiner werden, weil das toll ist. Holz riecht anders, und da kann man reinbohren." Jonas hat sich vier Motive aussägen lassen: Tannenbaum, Herz, Mond, Stern. Jetzt kommt die Feinarbeit mit Schleifpapier: "Ich hab nur schon einmal einen Stein geschleift", sagt er: "Mir hat alles gefallen. Aber ich will Schauspieler oder Architekt werden." Auch die Erwachsenen sind begeistert. "Die Aktion ist spitzenmäßig. Das Arbeiten mit dem Holz ist total faszinierend, und die Kinder sehen, wie wahnsinnig viel Arbeit das ist. Am Ergebnis begreifen sie: Je sorgsamer sie arbeiten, umso glatter und schöner wird es", sagt Brigitte Ambrosius. Andrea Daus, die mit Tochter und Neffe gekommen ist, meint: "Das ist eine Attraktion. Es kommt selten vor, dass man so etwas kostenlos geboten bekommt. Hier hat man sich wirklich Mühe gegeben, alle sind sehr nett." Laura hat neongelbe Fingernägel. Rote Strähnen fallen der 14-Jährigen in die Stirn, wenn sie sich über ihren Holzengel beugt: "Ich finde gut, dass man machen kann, was man selbst will. Das ist nicht wie in der Schule, wo einem was vorgeschrieben wird." Auch sie schleift geduldig ihr Werk, Nagellack hin oder her: "Kleinigkeiten wie der Heiligenschein, das ist mehr Arbeit, macht aber auch mehr Spaß." Nebenan kritisiert ein Knirps seine Oma, die beim Zeichnen hilft: "Was ist das denn für ein komischer Mond?" Florian nimmt derweil die Sache selbst in die Hand: "Zwei Tannenbäume, ein Mond, ein Stern." Warum er die Motive gewählt hat? "Weil ich Mond und Stern so schön hell finde und Tannenbäume so schön grün." Seine Mutter sagt: "Die Aktion ist ganz toll. Mit Naturholz haben Kinder im Normalfall wenig zu tun. Sie sehen, was man alles damit machen kann." Der erste Vater kommt mit Kind. Er zeichnet - ein Flugzeug: "Als Kind habe ich gerne geschnitzt. Zuhause hat man heute nicht mehr die Möglichkeiten, wer hat schon in der Garage eine Werkstatt?""Mein Kind will gar nicht nach Hause gehen."

Es wird dunkel. Alfred Konrad sägt ein letztes Bild aus. Seine Frau Anne hat ihm den ganzen Tag geholfen: "Die waren alle so eifrig. Und wenn die Buben mal beim Bohrer auf den Knopf drücken dürfen, da sind die einfach stolz." "Kann ich bitte noch ein Loch gebohrt haben?", fragt prompt schüchtern eine Mutter: "Mein Kind will gar nicht nach Hause gehen." Der Mann bohrt. Ein Mädchen bedankt sich. Er sagt: "Komm doch am Dienstag wieder, oder am Sonntag, den zwölften. Dann bauen wir Fledermausflughöhlen. Kannst Du das sagen?" "Fledermausflughöhle", sagt das Mädchen. Noch mehr Lachfalten um Alfred Konrads Augen: "Das ist es, was mir Spaß macht. Das sind schöne Momente, wie das Mädchen dieses schwierige Wort sagt." Die Stadt Wittlich und der Stadtmarketing-Verein machen es durch ihre finanzielle Unterstützung möglich: Jeden Dienstag, 14 bis 17 Uhr, können bis inklusive 21. Dezember Kinder am Holzspielzeugstand in der Neustraße kostenlos werken. Am Sonntag, 12. Dezember, wird außerdem wie schon im vergangenen Jahr ganztägig ab 11 Uhr gegen eine Spende für den Verein "Von Betroffenen für Betroffene" der Bau von Nistkästen und Fledermausflughöhlen angeboten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort