Hommage an die gute alte Zeit

BERNKASTEL-KUES. (mbl) Eine dunkle, dampfende Flüssigkeit im Topf, Männer und Frauen stehen um sie herum, jemand hält in einer Zange einen dicken weißen Klumpen und hält ihn über das Gefäß, eine Flüssigkeit wird darüber gegossen, eine Flamme züngelt hoch… So beginnt die Szene im Saal des Hotel Burg Landshut - genauso wie der Anfang im Filmklassiker "Die Feuerzangenbowle".

Zu diesem doppelten Genuss hatten sich zahlreiche Besucher im nostalgischen Ambiente des Hotelsaales getroffen. Hier ließen sie sich zurückversetzen in Schulzeiten der 30er Jahre, in denen Pauker den unmöglichsten Streichen ihrer Pennäler ausgesetzt sind - und doch ist der Film gleichzeitig ein Loblied auf die Schule. Am 28. Januar 1944 wurde die "Feuerzangenbowle" unter der Regie von Helmut Weiß und dem Drehbuch von Heinrich Spoerl nach seinem gleichnamigen Roman mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle in Königstadt uraufgeführt. Seit acht Jahren heißt es im Hotel Burg Landshut "setzen se sech", entspannen Sie und lassen Sie sich verzaubern von diesem Filmklassiker, der bis heute nichts von seinem Reiz verloren hat. Damals machte die Moselkino-GmbH Bernkastel mit dieser Veranstaltung der Stadt ein Geschenk zum Weihnachtsmarkt. Später lief die stets gut besuchte Filmvorführung unter der Federführung von Uli Dahm und Stefanie Simon vom Landshut."Nostalgisches Entspannen"

Normalerweise findet die Veranstaltung draußen im Innenhof statt, wo die Besucher in Decken gehüllt bei romantischem Fackelfeuer heißer Feuerzangenbowle, Glühwein oder Kinderpunsch den Filmspaß genießen, berichtet Simon. Doch aufgrund des stürmischen Regenwetters musste der Film drinnen über die Leinwand laufen, doch das tat dem Kinospaß kaum Abbruch. Die Zuschauer hatten ihre Freude und amüsierten sich köstlich über die Lehrer-Originale und die zu immer neuen Streichen aufgelegten Primaner. Die Stimmung stieg mit jedem neuen Anschlag auf die Vorgesetzten und mit jedem weiteren Schluck des "teuflischen" Gebräus aus der Tasse. Dabei durfte es auch ruhig etwas mehr als "nor enen wenzigen Schlock" sein. Denn die heimische Feuerzangenbowle hatte glücklicherweise nicht die Auswirkungen wie Lehrer Schnauzens selbstfabrizierter Heidelbeerwein, der unter den Pennälern eine Höllenstimmung erzeugte. Und was lockt die Besucher alljährlich zum Kult-Kinospaß? "Es ist die einmalige Atmosphäre", bestätigt Roman Weiskopf aus Kröv, der mit einer Gruppe von Freunden von Anfang an dabei ist. "Ich finde es toll, dass Uli und Stefanie mit so viel Idealismus alle Jahre wieder diese Kult-Veranstaltung realisieren", so Weiskopf. Hier könne man wahrhaft die Seele baumeln lassen. "Und außerdem ist unsere Clique begeisterter Fan von Feuerzangen-Bowle, die hier im Landshut teuflisch gut schmeckt", gesteht der Kröver. Auch Peter Mohrs aus Traben-Trarbach schätzt diese besondere Film-Stimmung im Advent. Die vorweihnachtliche Zeit sei eigentlich eine Zeit der besinnlichen Erwartung, doch davon sei im heutigen Alltagsstress kaum mehr etwas zu spüren. Für Mohrs und seine Freunde bedeutet der Besuch des Kultfilms ein wenig nostalgisches Entspannen, "hier geht man durch die Tür und die Hektik bleibt einfach draußen", bemerkt er. Das ist auch der Grund, warum einige der Gäste zum ersten Mal kommen. "Wir kennen den Film, aber wir wollten einfach mal die besondere Kino-Atmosphäre hier im Landshut miterleben", verraten Catherina Coen und Thomas Queckbörner. Auch die Hausgäste Rolf Stachel und Andrea Breuer aus Köln lassen sich das Ereignis nicht entgehen. Und wie war das mit der Film-Geschichte? Die ist frei erfunden, wahr ist lediglich der Anfang - die Feuerzangenbowle. Wahr sind aber auch die Erinnerungen, die die Besucher mit sich tragen, die Träume, die sie spinnen - und die konnten sie weiter spinnen beim gemütlichen Beisammensein im Kaminkeller bei Grammophon- und Schellackplatten-Musik mit Liedern von Rühmann, Alberts oder Zarah Leander.

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