Hundegeläut und Halali-Feuer

Zu ihrer ersten Verbandsschleppjagd haben die vom Pferdesportverband Rheinland-Nassau damit betrauten "Reiterfreunde Gornhausen" 65 Reiter aus Rheinland-Pfalz und angrenzenden Bundesländern begrüßen können.

 Bei der ersten Schleppjagd des Pferdesportverbandes Rheinland-Nassau in Gornhausen sorgen die Teilnehmer nicht nur auf freier Flur für ein imposantes Schauspiel. Auch das Vorpreschen der eingens angemieteten Hundemeute ist sehenswert. TV-Foto: Ursula Schmieder

Bei der ersten Schleppjagd des Pferdesportverbandes Rheinland-Nassau in Gornhausen sorgen die Teilnehmer nicht nur auf freier Flur für ein imposantes Schauspiel. Auch das Vorpreschen der eingens angemieteten Hundemeute ist sehenswert. TV-Foto: Ursula Schmieder

Gornhausen. Noch ist kein Pferd zu sehen auf der Wiese am Gemeindehaus. Dabei wird die "Berittene Bläsergruppe Schinderhannes" in einer halben Stunde zur ersten Verbandsschleppjagd (siehe Extra) der Reiterfreunde Gornhausen blasen. Die dicht an dicht parkenden Pferdetransporter lassen aber erahnen, dass es an Teilnehmern nicht mangelt. Die aus allen Himmelsrichtungen angereisten Reiter haben nur vor dem Satteln ihrer Pferde noch Wichtigeres zu tun. Für ein solches Ereignis schlüpfen nämlich alle in ihren schicksten Reitdress. Beim Stelldichein vor der mehrstündigen Jagd, die mit 30 Hindernissprüngen aufwartet, bietet sich daher ein farbenfrohes Bild.

Nach einem kurzen Hallo eilen die 65 Reiter und Reiterinnen dann zu ihren Pferden. Bevor das "Hundegeläut" erklingt, das Bellen der rund ein Dutzend Hunde der "Sauerlandmeute", wollen sie startklar sein. Die wie die Reiter von einem "Master" angeführte Meute aus Radevormwald wird die Schleppe aufspüren. Nach kurzen Grußworten, darunter auch das von Rheinland-Pfalz-"Master" Udo Walbröhl, kann die Jagd beginnen. Walbröhl ist begeistert von dem Szenario: "Diese tolle Reiterschar gibt uns Recht, diese Schleppjagd an Gornhausen vergeben zu haben."

Für den erst vor einem Jahr gegründeten Verein ist es die erste Verbandsschleppjagd. Es sei schon eine "Riesenauszeichnung", dass der Pferdesportverband Rheinland-Nassau sie mit seiner jährlichen Verbandschleppjagd betraut habe, weiß Vorsitzender Michael Frank zu schätzen. Allerdings zählten Jagden in Gornhausen auch zu den begehrtesten in ganz Rheinland-Pfalz. Die Teilnehmer reisten ebenso wie "der große Tross der Zuschauer" nicht nur aus der Region an, sondern auch aus dem Rhein-Main-Gebiet sowie aus Aachen oder Mönchengladbach. Beim Vorjahres-Herbstritt lag die Beteiligung laut Frank zudem mit mehr als 80 Reitern weit über dem Landesdurchschnitt von 40 oder 50 Reitern.

Abgesehen von der Freude an der Jagd selbst, trägt dazu auch das Rahmenprogramm bei mit abendlichem "Halali-Feuer", dem symbolischen Verbrennen der Jagd. Eine Jagd in Gornhausen sei schon etwas Besonderes, bestätigt Arnold Keller vom Reit- und Jagdclub St. Hubertus Noviand. Während anderenorts oft auf Angebote wie das Schüsseltreiben verzichtet werde, sei hier abends richtig "Remmidemmi". Das Wichtigste bleibt jedoch die Jagdreiterei an sich. Wer damit in Berührung gekommen sei, den lasse das nicht mehr los, weiß Lothar Kreuz aus Boppard. Das sei schon toll - "gerade im Herbst mit dem bunten Laub und dann die Jagdhornbläser und das Hundegeläut", schwärmt er aber auch von der "großen Familie". Entsprechend locker wird es daher auch gesehen, wenn mal etwas nicht so klappt. So treten die "berittenen" Bläser teils ohne Pferd an. Ihres habe einfach "auf stur gestellt", erzählt Evi Gerullis-Kuhn aus Langweiler.

EXTRA Schleppjagd: Hetzjagden, bei denen Ross und Reiter einer auf Wild angesetzten Hundemeute hinterher preschen, sind in Deutschland seit 1936 verboten. Eine rein sportliche Variante ist das Jagdreiten. Während bei der "Fuchsjagd" ein mit einem Fuchsschwanz gekennzeichneter Reiter die Rolle des Fuchses übernimmt, wird bei der "Schleppjagd" eine Spur gelegt, die Schleppe. Ein vorausreitender Reiter, auch Fuchs genannt, bringt diese zum Beispiel mithilfe eines Kanisters aus, aus dem einen Lösung tropft. Die Hundemeute und die sich in Feldern (Gruppen) anschließenden Reiter setzen dieser - teils über Hindernisse und angeführt von einem eigenen "Master" - dann nach. (urs)

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