Ich liebe Weihnachten!

Sie wissen ja, ich trinke gerne einen guten Schoppen Wein, am liebsten mit meinen Kumpels im gemütlichen Gasthaus um die Ecke. Neulich saßen wir wieder zusammen, erzählten, lachten, frotzelten auch ein bisschen über diesen und jenen, es war jedenfalls wieder richtig gesellig.

Am Nebentisch saß ganz allein, ein Glas Bier vor sich, unser "Doktor". Alle nennen ihn so, was er genau macht, wissen wir alle nicht, er soll in den 70er-Jahren mal ein paar Semester Soziologie studiert haben. "Komm rüber Doktor", rief ich ihm zu. Der Doktor nahm Platz. "Da haben wir die Bescherung", fing er an. "Heiligabend, Weihnachten, deutsche Familienidylle. Das ist doch alles Schwachsinn." Und er schwadronierte weiter, sprach von Konsumterror, von Fressorgien, von oberflächlichen Familienritualen, von religiösem Kitsch und so weiter. Er würde das alles nicht mitmachen. "Ich stehe über diesen Dingen", sagte er mit einem leicht verbissenen Gesichtsausdruck. Ich schaute in die Runde: Schweigen. Der Doktor hatte wohl wieder mal den Nagel auf den Kopf getroffen. "Nein", sagte ich schließlich und lächelte den Doktor an: "Ich freue mich darauf, wenn heute Abend meine Wilma die Gans in den Backofen schiebt, wenn die Kerzen am Weihnachtsbaum brennen, wenn Wilma ihr Geschenk auspackt, und ich freue mich auf die Christmette und darauf ganz andächtig 'Stille Nacht, Heilige Nacht' mitzusingen. Und morgen kommt unser Sohn Wilfried mit Familie. Dann wird nochmal groß gegessen und dann werden nochmal Geschenke ausgepackt." Der Doktor trank sein Glas Bier aus und ging. Irgendwie tat er mir leid. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten! Bis dann, Euer Wilbert hat jetzt auch ein Weblog: www.intrinet.de/blog/landeier

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