Ideen im Kopf statt in der Box

WITTLICH. Es war einmal eine Idee, die wurde zur Ideen-Box und die steht seit Oktober 2002 im Alten Rathaus und wartet auf Post. Doch diese Möglichkeit, sich aktiv an Wittlichs Zukunft zu beteiligen, ist in Vergessenheit geraten.

Die Wittlicher sprechen wohl lieber über die Dinge, die ihnen am Herzen liegen. Das Angebot, sie aufzuschreiben und in die Ideen-Box im alten Rathaus am Markt zu werfen, wird jedenfalls kaum noch genutzt. Ganze fünf Vorschläge in einem Jahr, so die ernüchternde Bilanz. Möglicherweise ist der bürgerfreundliche "heiße Draht" zu Verwaltung und dem Wittlicher Stadtmarketing-Verein auch einfach zu wenig bekannt. Dabei hat es der Holz-Kasten sozusagen nicht nur in sich. Weihnachtsmarkt und Wohnmobilplatz

Bei einer TV -Nachfrage vor einem Jahr nannte Leo Kappes folgende auf diesem Weg eingereichte Ideen, die mittlerweile umgesetzt sind: die Verlagerung des Weihnachtsmarktes auf den Marktplatz, die Stände des Wochenmarktes wie früher aufzustellen, die Weihnachtsbeleuchtung erst am ersten Advent einzuschalten und einen Wohnmobilparkplatz zu schaffen. Zu diesem Punkt informiert Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadt: "Wir waren im vergangenen Jahr relativ spät in der Saison mit unserem Stellplatz am Start, der Platz war also noch kaum bekannt. Entsprechend gering war die Nachfrage, genaue Zahlen liegen nicht vor, weil die Benutzung großzügig gehandhabt wurde. In diesem Jahr wird der Wohnmobilstellplatz bundesweit in den einschlägigen Fachzeitschriften beworben, er wird in den dort veröffentlichten Verzeichnissen aufgeführt sein. Auch die Kirmesbesucher werden wir auf die günstige Stellplatzmöglichkeit für Wohnmobile hinweisen." Auch an anderen Vorschlägen wird gearbeitet. So hieß es vor einem Jahr, dass besonders Kinder die "Ideen-Post" genutzt hätten und die Stadt signalisierte, dass man auf die Anregungen der "Kunden von morgen" reagieren werde. Ulrich Jacoby nennt als konkrete Beispiele auf TV -Nachfrage: "Stadtmarketing Wittlich e.V. wird zu Beginn der Sommerferien im Stadtpark eine Kino-Freiluft-Veranstaltung durchführen, die besonders Kinder und Jugendliche ansprechen wird. Das Kulturamt der Stadt Wittlich wird seine Aktionen mit Schulklassen und Kindergärten weiterführen, und es wird in Verbindung mit dem Jubiläumsjahr Georg Meistermann im gesamten Landkreis ein großes Kunst- und Kulturprojekt für Kinder und Jugendliche von 6 bis 21 Jahren geben." Weltrekord-Schal und Mitternachtsschwimmen

Der Vorschlag aus dem vergangenen Jahr, ein Faltblatt mit Sehenswürdigkeiten der Stadt herauszugeben, ist ebenfalls nicht vergessen. Jacoby: "Der Verein Stadtmarketing arbeitet daran. Es gibt auch bereits eine solche Info-Schrift: Im Reisebegleiter für Wittlich, herausgegeben von der Tourist-Information, werden die Sehenswürdigkeiten vorgestellt." Soweit die erste Bilanz. Immerhin 35 Anregungen waren von Oktober 2002 bis Ende Januar 2003 eingegangen. Ein Jahr später sieht die Bilanz mager aus: Fünf zusätzliche Ideen - meist blieb die Ideen-Box leer. Ein Grund ist, dass die Wittlicher auf ein persönliches Gespräch setzen. Für manchen Bürger ist beispielsweise Karsten Mathar vom Stadtmarketingverein Wittlich zur "lebendigen" Ideen-Box geworden, die auch fleißig "gefüttert" wird. Mathar zählt auf: "Wünsche von Privatpersonen sind etwa, dass ihr Nachbargrundstück, welches der Stadt gehört, regelmäßig gemäht wird. Jugendliche wünschen sich - solange es keine Großveranstaltung in Wittlich gibt - einen Konzertshuttelbus oder ein Mitternachtsschwimmen im Freibad, vielleicht zum Ferienbeginn." Weitere Anregungen: Die der Stadt gehörende Minigolfbahn zu renovieren und stärker touristisch einzubeziehen: ein großes multikulturelles internationales Sommerfest zu veranstalten oder eine Silvesterparty-Aktion im Anschluss an den Weihnachtsmarkt. Doch nicht nur Vorschläge, auch konkrete Aktionen von Privatpersonen kann Mathar nennen: "Zum Beispiel: Wittlicher Bürger stricken den längsten Schal der Welt. Das wird wohl zum Herbst aktuell - und Wittlicher Maler/Künstler stellen ihre Werke im Stadtpark vor. Termin ist voraussichtlich im Juli." Wie immer spielt die Finanzierung eine große Rolle. Karsten Mathar, aus Sicht des Stadtmarketingvereins: "Diese Ideen werden von mir kanalisiert und unterstützt. Leider hat der Verein keine freien Finanzmittel für solche Aktionen." Aus Sicht der Verwaltung ist man dennoch auf einem gutem Weg. Vor einem Jahr fand sich in der Box der Zettel "Danke für den schönen Weihnachtsmarkt". Und über welche freundliche Post konnte sich die Stadt im vergangenen Jahr freuen? Ideen-Post gab es zwar keine, aber Ulrich Jacoby sagt: "Meist geschieht dies spontan mündlich gegenüber den Mitarbeitern oder gegenüber dem Stadtmarketing-Verein. Viele loben die als durchweg positiv empfundene Entwicklung und die gute Kommunikation."

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