Ikonen sind der Stadt (noch) lieb und teuer

TRABEN-TRARBACH. Welche Kleinstadt in Deutschland kann von sich behaupten, ein Ikonen-Museum ihr eigen zu nennen? Sehr viel Geld ließ sich die Stadt vor zwei Jahren den Bau des Ikonenzentrums kosten. Das Haus ist wohl einmalig zwischen Flensburg und Garmisch, doch die Besucherzahlen lassen zu wünschen übrig. Das jährliche Defizit beträgt rund 16 000 Euro.

Mehr als 100 "moderne" Ikonen des bis zu seinem Tod im Jahre 1996 in Kautenbach lebenden russischen Künstlers Alexej Saweljew beherbergt das "Haus der Ikonen" in Trarbach. Ende September 2004 wurde das Haus, in dem sich neben den Ausstellungsräumen ein Meditationsraum, ein Seminarraum und eine kleine Werkstatt befinden, eingeweiht. Das Gebäude, das mit öffentlichen Fördergeldern sowie mit Mitteln aus der Stadtkasse finanziert wurde, und die Kunstwerke gehören der Stadt. Betreut wird das Haus der Ikonen von einem Förderverein, dem 35 Mitglieder angehören. Etwa 15 von ihnen machen während der Öffnungszeiten dort abwechselnd Kassendienst und Aufsicht. 3,50 Euro pro Stunde erhalten sie dafür von der Stadt. Das macht etwa 10 000 Euro im Jahr, inklusive der Unterhaltungskosten für Strom, Heizung und Versicherung kommen insgesamt knapp 17 000 Euro zusammen, die die Stadt Jahr für Jahr zur Verfügung stellen muss. Die Einnahmen aus Eintrittsgeldern decken nur einen Bruchteil dieser Kosten. Im vergangenen Jahr zählte Vereinskassenwart Franz Palm 1200 Besucher, was rund 1600 Euro Einnahmen entspricht. In diesem Jahr sind es ein paar mehr, bis heute besuchten 1340 Menschen das "Haus der Ikonen", 1800 Euro Einnahmen verbuchte Palm bislang. Dass das zu wenig ist, wissen auch Günter Oberle, Vorsitzender des Ikonen-Fördervereins, und Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus, die stets die Finanzen der Stadt im Blick haben muss. Der Förderverein will nun im kommenden Jahr die Besucherzahlen ankurbeln. Im Mai und Juni dieses Jahres fand eine sehenswerte Sonderausstellung statt, ferner hielten Ikonen-Experten Fachvorträge. Die Besucherresonanz war dennoch bescheiden, aber es konnten Kontakte zu ähnlichen Museen geknüpft werden. Unter anderem zum Ikonen-Museum Frankfurt und dessen Leiter Richard Zacharuk. Oberle und Zacharuk vereinbarten eine enge Zusammenarbeit. Bereits im kommenden Jahr werden Ikonen des Frankfurter Museums aus dem 17. bis 19. Jahrhundert in Traben-Trarbach zu sehen sein. Die Vernissage ist am Palmsonntag, 1. April. Oberle ist es ferner gelungen, eine Sonderausstellung Traben-Trarbacher Ikonen vom 17. Januar bis 7. Februar 2007 in der St. Christophoruskirche in Wolfsburg zu bestücken. Dabei soll natürlich auch für die Stadt geworben werden. Sicher werden auch die Frankfurter in naher Zukunft Ikonen aus Traben-Trarbach zeigen. Oberle: "Dabei werden wir auch für die Stadt Traben-Trarbach werben." Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus erhofft sich für die kommenden Jahre eine Belebung des "Hauses der Ikonen", damit das jährliche Defizit nicht ausufert und im besten Fall deutlich reduziert werden kann. Pönnighaus: "Wenn wir das nicht schaffen, müssen wir auch über andere Konzepte nachdenken." Sie könne sich auch Sonderausstellungen in dem Haus vorstellen, die mit Ikonen direkt nichts zu tun haben.

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