Im Osten geht die Sonne auf

WITTLICH-LÜXEM. Module für eine Fotovoltaik-Anlage finden auf jedem Dach Platz. Und sie erzeugen beachtlichen Solarstrom, selbst, wenn sie wie bei Familie Elsen die Sonnenstrahlen nur auf der Ostseite einfangen.

"Mir war es lieber, mein Geld liegt auf dem Dach, als auf der Bank." Dieser Satz mag für die Dame, die auch in anderer Hinsicht eigenwillige Wege geht, bezeichnend sein: Dumm ist er jedoch nicht. Denn bevor Gertrud Elsen sich im vergangenen Jahr eine Fotovoltaik-Anlage aufs Dach montieren ließ, hat sie knallhart gerechnet. Das Ergebnis: Nach spätestens 15 Jahren wird sich die Investition ausgezahlt haben. Danach wird sie auf direktem Weg ins Plus wirtschaften. Bei einer von der Firma Shell Solar garantierten Lebensdauer von mindestens 25 Jahren könnte da eine erkleckliche Summe zusammen kommen. Shell und Solar? Selbst große Ölfirmen haben längst nach alternativen Konzepten gesucht, geforscht und auch darin investiert. In Lüxem erteilte die Shell Solar GmbH einer Firma aus Kenn lediglich den Auftrag, die Fotovoltaik in Lüxem aufs Dach zu legen - ansonsten ist sie der direkte Vertragspartner von Familie Elsen. 14 Module haben auf neun Quadratmetern freier Fläche Platz gefunden. "Wir hätten noch einige mehr genommen", sagen die nun selbstständigen Stromerzeuger. Leider liegt der Giebel ihres Hauses auf der Südseite, so dass die Fotovoltaik-Anlage, die auf der Ostseite platziert wurde, weniger Strom erzeugt als die theoretisch möglichen 2,1 Kilowatt Strom in einer Stunde. Dennoch: Die Ausbeute liegt hier bei 80 Prozent.Kleiner Beitrag zum Weltklima

Der erzeugte Strom wird direkt ins Netz eingespeist und mit 45,7 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Zahlen müssen Elsens für jede abgenommene Kilowattstunde nur rund 16 Cent. Heutige Verträge sehen für den Endverbraucher noch günstiger aus. "Ungerecht", befindet Elsen, aber nicht zu ändern. Der ökologische Gesichtspunkt wiegt für sie schwerer: "Wir helfen dabei, den Kohlendioxyd-Ausstoß ein kleines Bisschen zu reduzieren." Einen besonderen Service bietet die Shell Solar im ersten Betriebsjahr der Anlage an, das im August zu Ende geht. Von einem Satelliten aus dem All ermittelt, sendet Sat-Watch jeden Monat eine grobe Einschätzung der Werte, die aufgrund der Wetterlage im Wohngebiet von Familie Elsen ungefähr hätten erzielt werden müssen. Die vorläufig letzte, fein säuberlich abgeheftet, liest sich folgendermaßen: "Sehr geehrte Frau Elsen, im Zeitraum vom 1. Juni bis 30. Juni 2004 sollte der Energieertrag Ihrer Anlage zwischen 207 und 261 Kilowattstunden betragen haben."Jetzt sind sie Stromerzeuger

Daran kann zeitnah verfolgt werden, ob die - immerhin sehr neue Anlage - auch wirklich die Menge Strom erzeugt, die rein rechnerisch ermittelt wurde. Mal lägen sie im oberen, mal im mittleren Bereich dieser groben Schätzung, berichten die Elsens. Jeden Monat lesen sie die tatsächliche Stromerzeugung auf einem eigens dafür installierten und vom RWE ordnungsgemäß verplombten Zähler ab. Im Juni waren es exakt 223,6 Kilowattstunden - alles in Ordnung also. Mit der Anlage auf dem Dach gelten die Elsens de facto als Unternehmer - sie erzeugen Strom. Das reduziert die Summe der Investitionen noch einmal um 16 Prozent, denn nach einem Jahr zahlt das Finanzamt die Mehrwertsteuer zurück. Inklusive Installation, Zähler und Verplombung hat Familie Elsen für die Anlage 13 500 Euro bezahlt: Das macht abzüglich der Mehrwertsteuer 11 340 Euro. Ein Rat, der bares Geld wert ist: "Interessenten sollten sich unbedingt mehrere Angebote einholen", sagt Gertrud Elsen. Die Unterschiede seien beträchtlich. Mit einem ihr immer wieder begegnenden Vorurteil würde sie gerne aufräumen: Regenerative Energien machen den Strom des Endverbrauchers nicht erheblich teurer. Nur einen Prozentpunkt schlägt das RWE dem Gesamtbetrag des individuellen Verbrauchs dazu: Ein kleiner Beitrag für umweltfreundlich erzeugte Energie.

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