Im Wald, da sind die Kinder – aber nicht mehr lange

KRÖV. Alle sind begeistert: Kinder, Eltern und Erzieherinnen. Seit Januar dieses Jahres gibt es in Kröv das Projekt Waldkindergarten. Weil nach den Sommerferien die Zahl der Kinder schrumpft, werden die zwei zusätzlich eingestellten Betreuerinnen voraussichtlich nicht mehr weiter beschäftigt werden können.

Der Mistkäfer mit dem glänzenden schwarzen Panzer krabbelt über Tims Unterarm. Tim findet das ganz spannend, und der Käfer scheint sich ganz wohl zu fühlen. Tim passt auch ganz fürsorglich auf das kleine Insekt auf. In ein Einmachglas hat er Moos und Laub gefüllt, für einige Tage ist es die neue Wohnung des putzigen Krabbeltierchens. Tim, Philipp Jasmin, Leon und viele andere Jungen und Mädchen der katholischen Kindertageseinrichtung Kröv sitzen auf einem Baumstamm, man hört nur Vogelgezwitscher und das leise Rauschen der Blätter im Wind. Um halb neun hat sie ein Bus vom Kiga Kröv die vier Kilometer bis zur Kröver Jagdhütte gebracht. Jeden Morgen, egal ob es schneit, regnet oder die Sonne scheint, spielen und lernen die Kinder unter hohen Buchen- und Eichenbäumen. Abwechselnd, jeweils für eine Woche, genießen die "Rotfuchsgruppe", die "Eichhörnchengruppe" und die "Waldameisengruppe" das Naturerlebnis. Seit Januar dieses Jahres gibt es in Kröv diesen Waldkindergarten. 60 der 80 im Kiga Kröv untergebrachten Jungen und Mädchen profitieren davon. Zwei Erzieherinnen konnten dafür einstellt werden, Tanja Zuber und Kerstin Molitor. Tanja Zuber, die Kinder nennen sie "Tanne", hat bereits Erfahrungen in einem anderen Kindergarten mit dem waldpädagogischen Projekt gemacht. Und sie ist begeistert. Die Kinder erhalten Ruhe, sie genießen die Natur, lernen sie wertschätzen und lernen viel über Pflanzen und Tiere. Sie habe Spuren im Schnee gesucht, Höhlen und Tipis gebaut, mit Lupen Pflanzen und Insekten beobachtet und im Frühling das Erwachen der Natur erlebt. Die Leiterin des Kindergartens, Monika Hamacher-Löwen, sagt: "Das ganzheitliche Erleben der Natur, das Beobachten der Jahreszeiten, das Spielen mit Naturmaterialien - das alles ist gut für Kinder und fördert ihre Entwicklung." Ein weiterer Vorteil: Die Kinder streiten viel weniger im Wald. Denn dort gibt es keine Wände, keine verschlossenen Türen, alles ist offen und weitläufig - die Natur wirkt beruhigend. Hamacher-Löwen: "Der Wald ist ein wunderbarer Kontrast zu unserer sonst so reizüberfluteten Welt." Die Gemeinde Kröv hat für dieses Projekt die Jagdhütte zur Verfügung gestellt, für den Bustransfer ist der Kreis zuständig. Anfangs, so Hamacher-Löwen, waren viele Eltern skeptisch, inzwischen seien aber alle Feuer und Flamme". Auch die Befürchtungen, die Kinder könnten sich verletzen oder "verbotene" Früchte essen, haben sich nicht bestätigt. In "Trockenübungen" wurden sie intensiv auf den Aufenthalt im Wald vorbereitet. Krank ist keines der Kinder geworden, das Spielen an der frischen Luft, auch wenn's regnet oder ein kalter Wind pfeift, härtet ab. Der kleine Leon hat sogar festgestellt: "Wenn es regnet ist es im Wald noch schöner. Dann kann man prima in die Pfützen springen." Wie es derzeit aussieht, wird aber das Waldprojekt nach dem Sommer nicht mehr weiter geführt werden können. Zur Zeit sind 82 Kinder im Kiga Kröv gemeldet, nach den Ferien sind es nur noch 60. Das bedeutet weniger Erzieherinnen und damit auch das vorübergehende Aus für das waldpädagogische Projekt. Monika Hamacher-Löwen will zwar noch einmal beim Träger der Einrichtung, der Kita GmbH in Trier, vorsprechen, sieht aber kaum Chancen für den Kröver Waldkindergarten in 2006/07.

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