Im Zeichen des Sports

WITTLICH-LÜXEM. Sie stammt aus Osann, lebt in Lüxem, und fährt für ihr Leben gern Fahrrad. Mit diesem Hobby erobert sich Sonja Jostock ganz allmählich alle Kontinente. Die letzte Tour führte sie und ihren Freund nach Afrika.

Dass siebeim Vortreffen zu irgendeinem Skiurlaub Stephan kennenlernte,erwies sich als Glücksfall für Sonja Jostock. Nicht nur der Liebewegen, die beiden verband von Beginn an auch eine großeLeidenschaft fürs Fahrrad fahren. Allerdings betreiben die beidenden Sport exzessiver als jene, die an freien Sonntagen mit demRad in die Eifel oder an die Mosel fahren. Bei ihnen stehen fast alle Tage im Zeichen des Sports: Zur Zeit hat der Triathlon sie in seinen Fängen.

Der komplette Sommer ist verplant, um immer noch ein bisschen stärker und widerstandsfähiger zu werden für die nächste große Tour. Perus Anden warten, und da gilt es, fit für die Höhe zu werden. Wochenlange Sonderschichten sind also angesagt. Da bleibt es nicht aus, dass das wichtigste Gut, die Gesundheit, gehegt und gepflegt wird. Zigaretten sind tabu, Heilfasten hat Sonja gerade hinter sich, und selbst Kaffee ist inzwischen gestrichen. "Ich habe den Carokaffee für mich entdeckt", erzählt sie, "und werde wohl ganz darauf umsteigen".

Köln, Mainz, Lüxem und Burma

Das gemeinsame Hobby schweißt zusammen. Es macht Freude, führt das Paar nach und nach in die ganze Welt, und es wird niemals langweilig. "Gestern bin ich drei Stunden geradelt, vorgestern eineinhalb Stunden gelaufen, und am Tag davor war ich auf dem Mountainbike unterwegs." Vom ersten selbst verdienten Geld - damals bei Dr. Oetker - hat sich die heutige Rettungsassistentin das erste wirklich gute Fahrrad geleistet. Damit fuhr sie ein paar Jahre eifrig durch Köln, später durch Mainz, noch später durch Lüxem. Ein noch besseres Rad legte sich Sonja dann nach der Bekanntschaft mit Stephan zu. Der erste dicke Trip führte sie nach Burma (der TV berichtete). Nun erfüllte sie sich ihren alten Traum: Afrika! Am Landepunkt Niame in Niger blieben die beiden zwei Tage und akklimatisierten sich in Ruhe. "Anders als in Burma, wo wir immer wieder Probleme mit der Polizei hatten, habe ich mich in Afrika vom ersten Moment an rundum wohl gefühlt." Durch Burkina Faso ging es auf schweren Sandpisten und regulären Straßen bis nach Mali. Von Bamaho brachte der Flieger sie wieder nach Deutschland - pünktlich zum Weihnachtsfest.

Sonjas Reisetagebuch ist ein in winzigen Buchstaben beschriebenes Blatt. Jedes Gramm zählt, besonders bei sandiger Piste. "Die Sandschieberei ging mir manchmal ganz schön auf die Nerven", gesteht die 32-Jährige. 1500 Kilometer lang war die Strecke, für die sie sich zweieinhalb Wochen Zeit nahmen. Es gab Tage, an denen sie nur 24 Kilometer vorwärts kamen. Im Mittelpunkt der Wochen in Afrika stand bei den Touristen ebenso wie bei den Einheimischen das Wasser.

Die nächste Tour führt in die Anden

Insgesamt 13 Nächte verbrachten sie im Zelt. Neben den zwölf Kilo schweren Rädern transportierte jeder noch mal 23, 24 Kilo Gepäck einschließlich der Wasserflaschen mit sich. Kaffee, Wasserfilter, Campingsachen, Gaskocher, "Trecking-Futter", womit sie gut beraten waren, denn die Regenzeit war gerade vorbei und frisches Obst knapp. Beide verloren einige Kilos an Körpergewicht.

Die Hitze war gigantisch. Sonja nahm es gelassen: "Ich radle sowieso lieber bei hohen Temperaturen." Wenn sie gegen acht Uhr den nächsten Tagestrip begannen, sahen sie sich sofort nach dem nächsten Brunnen um. "Wir gehen hier in Europa ins Fitnessstudio. In Afrika stampfen die Frauen den halben Tag Hirse." Absolute Schwerstarbeit, sagt Sonja. Und kilometerweit tragen sie frisches Wasser heran, mal aus Pump-, mal aus Ziehbrunnen. Nach dem Weg zu fragen, erwies sich als schwieriges Unterfangen. "Die meisten Leute kommen kaum aus ihrem Dorf heraus und kennen sich selbst nicht aus."

Die afrikanische Weite hat es Sonja auf immer angetan. "Ich werde auf jeden Fall wieder dorthin fahren", schwärmt die junge Frau, während sie Zuhause im Hof ihr Fahrrad mit der Zahnbürste vom roten Wüstensand zu befreien versucht. Doch zunächst einmal wartet das Triathlon-Training für die anstrengende Tour durch die Anden.

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