Image steht auf dem Spiel

Bernkastel-Kues · Den größten Teil des Jahres ist in Bernkastel-Kues die Hölle los. Doch von Januar bis Ostern werden in der Altstadt offenbar die Bürgersteige hochgeklappt. Das kommt bei Einheimischen und Tagesgästen nicht gut an. Auch der Stadtbürgermeister ist besorgt.

 Mittelmoselweinfest Bernkastel-Kues 2014. TV-Foto: Klaus Kimmling

Mittelmoselweinfest Bernkastel-Kues 2014. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Bernkastel-Kues. Kein Ort in der Region präsentiert sich in seinem äußeren Erscheinungsbild, zwischen Frühling, Sommer und Herbst auf der einen und dem Winter auf der anderen Seite, so unterschiedlich wie Bernkastel-Kues. In der Saison herrscht dort in vielen Betrieben die Sieben-Tage-Woche. Speziell für Januar und Februar gilt dagegen das geflügelte Wort: Man kann nackt über den Marktplatz laufen und keiner sieht es. Stadtbürgermeister Wolfgang Port, der ansonsten nicht viel auf Bernkastel-Kues kommen lässt, sieht das Image der Stadt in Gefahr.Besen statt Kehrmaschine


Natürlich müsse eine Stadt, die von Ostern bis Anfang November und im Advent von Gästen überschwemmt werde, auch einmal durchschnaufen - aber im richtigen Maß. Es werde, zu Recht, oft geklagt, dass im Winter nichts los sei. "Eine Grundauslastung muss aber da sein", sagt er. Dazu gehörten Kernöffnungszeiten und ein entsprechendes Angebot. Nicht alle Betriebe einer Sparte dürften gleichzeitig geschlossen sein. Und der Kunde und Gast müsse sich informieren können, welche Geschäfte, Lokale und Cafés überhaupt geöffnet haben.
"Die Kommunikation fehlt", sagt Konditor Norbert Hansen. Oft sei auch der erste Eindruck entscheidend: Wer im Winter von der Brücke Richtung Markplatz, dem Herz der Altstadt, schaue und nur dunkle Fassaden sehe, wende sich schon mit Grausen ab. "Bei mir ist immer Licht an. Auch in den Betriebsferien", sagt der Caféhausbesitzer.
Außerdem präsentiere sich die Innenstadt dreckig. "Es würden besser 100 Besen gekauft statt einer Kehrmaschine", sagt er und stellt gleichzeitig fest: "Das Wir-Gefühl war mal da, es baut sich aber immer mehr ab."
Sein Kollege Jan Ernst wünscht sich einen Kurs zum Thema: Wie kehre ich vor meiner eigenen Haustür. Gleichzeitig regt er an, die Gäste zu einer Bewertung über die Stadt zu animieren. Renate Willkomm lehnt Schuldzuweisungen ab. Sie hätte aber nichts dagegen, wenn das Wegwerfen von Zigarettenkippen und Kaugummis unter Strafe gestellt würde. Das Image der Stadt sieht Stadtbürgermeister Port aber vor allem durch die unterschiedlichen Öffnungszeiten in Gefahr. "Die einen machen um 16 Uhr zu, die anderen um 17 Uhr, manche öffnen erst um 11 Uhr", moniert er. Parfümeriebesitzerin Gerlind Eberle hat das ganze Jahr über auf. Auch sie sorgt sich um das Bild und Ansehen der Stadt. "Im Winter müssten die Geschäfte zumindest alle zusammen ein paar Stunden geöffnet haben", wünscht sie. Zustimmung kommt von Bianca Waters, die seit Juli 2014 die Geschäfte der Entwicklungsagentur führt. Ihre ersten Erfahrungen nach einer Reihe von Gesprächen: "Wir müssen viel enger zusammenstehen."Diskussion läuft schon lange


Die Diskussion um die Öffnungszeiten ist nicht neu. Regelmäßig wird im Werbekreis der Stadt darüber diskutiert. Zu Kernöffnungszeiten im Winter hat es jedoch nie gereicht. Im Gegenteil: Zehn Stimmen, zehn unterschiedliche Meinungen. Im Grunde macht jeder, was er will. Anordnen kann der Werbekreis feste Öffnungszeiten nicht.
Aus wirtschaftlicher Sicht sind manche Tage im Winter verlorene Tage. Den potenziellen Gast oder Kunden interessiere das aber nicht, sagt Stadtbürgermeister Port. Wenn der mehrfach vor verschlossenen Türen stehe, erzähle er das zu Hause. Und das Image, dass die Stadt den Leuten im Winter die kalte Schulter zeige, könne sich Bernkastel-Kues nicht leisten.
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