In Bestform - auch ohne Generalprobe

WITTLICH. Einen ansprechenden Mix aus zahlreichen Stilrichtungen bot das Blasorchester zum Neujahrskonzert. Der neue Dirigent präsentierte sich und seinen Trupp in Bestform - und das sogar ohne Generalprobe.

Ein neues Gesicht dirigiert das Wittlicher Blasorchester: Ralf Bernardy heißt der Mann, der bereits im Heeresmusikcorps Koblenz gespielt hat, und der wie der Vorsitzende Rainer Becker aus Meerfeld stammt.ss s

Becker wünschte den fast 300 Besuchern im Hotel Lindenhof für das neue Jahr trotz aller Widrigkeiten einen gesunden Optimismus und gab ihnen zum Geleit ein afrikanisches Sprichwort mit auf den Weg: "Wende dein Gesicht der Sonne zu und du lässt die Schatten hinter dir." Dennoch ignoriert sein Orchester die Flutkatastrophe in Asien nicht. Ein stattlicher Betrag kam auch hier zusammen, der in den Spendentopf der Stadt wandern wird. Der Wittlicher Bürgermeister Ralf Bußmer, der noch kein Neujahrskonzert ausgelassen hat, konnte den bisher gesammelten Betrag erhöhen. Mit der schwungvollen Willkommensfanfare des Stückes "Welcome to the music" begann der Reigen der vorgetragenen Werke, die sich durch einen bunten Mix aus verschiedenen Stilrichtungen auszeichnete: Für das Blasorchester der Garant für immer neuen Nachwuchs aus den Reihen des Jugendorchesters, für die teils recht jungen Zuschauer Garant für einen gefälligen Abend. Zum ersten Mal bei einem Neujahrskonzert mit dabei waren Lena Frenzer (Klarinette), Mareike und Markus Boor (Altsaxophon und Trompete), Marius Dreis (Schlagzeug) und Sven Follmann (Flügelhorn). Sie seien "nur ein kleines bisschen aufgeregt" gewesen, meinten sie unisono. Wie schnell stetige Übung den Meister machen kann, bewies Johanna Becker bei ihrem Solo an der Piccoloflöte gleich nach der Pause im "76 Trobones" von Naohiro Iwai. Der Japaner greift bei seinen Arrangements immer wieder gerne auf in unseren Breiten eher ungewöhnliche Tonarten zurück, worauf Hermann Barth, der Moderator des Abends, hinwies.Radetzky-Marsch setzt den Schlusspunkt

Neben solcherlei sachdienlichen Erklärungen würzte Barth in bekannter Manier die Veranstaltung mit zahlreichen Anekdoten von Berühmtheiten aus den unterschiedlichsten Sparten. So erfuhren die Zuhörer unter anderem, dass Adenauer seinerzeit der Meinung war, die Kirche habe zu vom Bundestag beschlossenen Gesetzen weder "Ja" noch "Nein" zu sagen, sondern höchstens "Amen". Flotte Märsche und Polkas dürfen bei einem Bläserkonzert nicht fehlen, doch die Wittlicher präsentierten mutig auch ganz andere Werke. Beeindruckend waren beispielsweise das von Jacob de Haan umarrangierte "Ariosolo" von Johann Sebastian Bach - schwierig für bekanntermaßen kraftvolle Blasinstrumente, die getragenen Streicherpassagen zu interpretieren -, und das moderne "She's out of my life" von Michael Jackson, bei dem Lothar Valerius ein Solo am Flügelhorn darbot. Nach dem obligatorischen Radetzky Marsch, der den offiziellen Endpunkt hinter ein spannendes und abwechslungsreiche Konzert setzte, durften die Musiker die Bühne immer noch nicht verlassen. Wiederum beherzte Marschmusik zeigten sie mit Johann Schrammels "Wien bleibt Wien". Den Abschied gestaltete Rainer Becker ganz professionell: Untermalt von einem leise und sanft gespielten "Happy New Year", einem erfolgreichen Abba-Titel von 1989, entließ er seine Besucher in ein - hoffentlich wirklich - glückliches neues Jahr.

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