In Kröv ist es eine Ehre, Prinz zu sein

KRÖV. Die Suche nach einem Prinzenpaar gestaltet sich mitunter äußert mühsam. Erst kürzlich berichtete der TV über die Schwierigkeiten mancher Karnevalsvereine, ein passendes Pärchen ausfindig zu machen. Anders jedoch in Kröv. Dort ist es eine Ehre, Prinz und Prinzessin zu sein.

"Für mich hat sich ein Jugendtraum erfüllt." Karl-Heinz Schnabel wird Prinz. Prinz in Kröv, wo dieses närrische Amt wirklich noch was zählt. Und weil seine hübsche Ehefrau Silvia ebenso stolz und mit freudiger Erwartung als seine Prinzessin auf die bald beginnende närrische Zeit im Januar und Februar blickt, sind sich beide einig: "Das wird ganz bestimmt eine wundervolle Zeit." Von der ersten Galasitzung am 22. Januar bis Aschermittwoch am 9. Februar haben sich beide vorsorglich Urlaub genommen. "Damit wir ohne Stress diese schönen Wochen erleben können", sagt Silvia. Prinz und Prinzessin in Kröv: Das ist schließlich etwas Besonderes. Der Präsident des Karnevalvereins, Heinz Stadtfeld, kennt nicht das Problem vieler anderer Karnevalsvereine, die sich Jahr für Jahr auf die Suche nach einem Paar machen müssen.In der Regel schwingen Ehepaare das Zepter

Seit 1965, als der Verein "Kröver Reichsnarren", der aus den beiden Vorgängervereinen "Komm an mein Herz" und "Schmetterling" hervorgegangen ist, gab es jedes Jahr ein Prinzenpaar in Kröv. Und fast immer war es ein Ehepaar, das für ein Jahr das närrische Zepter schwang. "Wir kümmern uns um die Prinzenpaare, wir helfen ihnen und unterstützen sie, auch finanziell", sagt Stadtfeld. Dem können Ellen und Dieter Kuschina, das Prinzenpaar von 2003, nur beipflichten: "Wir wurden sofort in die große Vereinsgemeinschaft aufgenommen." In Kröv achtet man darauf, dass das Prinzenpaar stets im Mittelpunkt steht. "In manchen Orten laufen die so nebenher, gelegentlich kommen sie sich richtig verloren vor", hat Heinz Stadtfeld festgestellt. In Kröv hingegen tut man alles, um die närrischen Würdenträger zufrieden zu stellen. Das fängt damit an, dass das Prinzenpaar Aktive des Vereins nach Hause einlädt. John Schotman, der 2002 mit seiner Gattin Heike die Ehre hatte, erinnert sich an seine Eltern, die vor 15 Jahren ebenfalls Prinzenpaar waren: "Sie hatten schon befürchtet, die trinken uns den Keller leer, aber nach der Feier waren mehr Flaschen im Keller als vorher." So sind die Kröver: Kaum einer muss auf seinen Kosten sitzen bleiben, jeder steuert etwas dazu bei. So auch am Sonntag nach der zweiten Galasitzung, wenn traditionell das Prinzenhaus geschmückt wird. Da werden einige Liter Glühwein und mehrere Dutzend heiße Würstchen konsumiert - das Prinzenpaar kommt aber zumindest finanziell dabei ungeschoren davon. Kaum Geld kostet auch die Kostümierung. Die Frau braucht lediglich ein hübsches Abendkleid, das auch zu anderen Gelegenheiten getragen werden kann, und der Mann besorgt sich eine weiße Hose. Die Umhänge stellt der Verein. Vereinspräsident Heinz Stadtfeld achtet auf ein simples Prinzip: "Wenn das Prinzenpaar hinterher nicht sagen kann, dass es das Ganze gerne nochmal machen will, hat etwas nicht gestimmt." Aber dazu ist es bisher noch nicht gekommen. Es gab sogar schon den Fall, dass ein Prinzenpaar in der Warteschleife hing. Ernst-Josef und Kordula Beth waren für 1989 gefragt worden, beide mussten aber für dieses Jahr absagen. 1990 war vom Verein bereits Manfred und Heide Engels die Prinzen- und Prinzessinnenwürde versprochen worden, und ein Jahr später fiel Karneval wegen des Golfkriegs komplett ins Wasser. So konnte das Ehepaar Beth erst 1992 endlich die närrische Bühne betreten.

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