In den nächsten Tagen besteht verstärkt Sonnenbrandgefahr

Nach Angaben des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Mosel ist der Traubenschluss inzwischen überall erreicht beziehungswei´se überschritten. Noch nicht beendet ist der Falterflug.

 Die Traubenbeeren (unser Foto zeigt eine gestern aufgenommene Rieslingtraube) haben fast Erbsengröße erreicht. TV-Foto: Winfried Simon

Die Traubenbeeren (unser Foto zeigt eine gestern aufgenommene Rieslingtraube) haben fast Erbsengröße erreicht. TV-Foto: Winfried Simon

Bernkastel-Kues. (red) Die sehr kühle und wechselhafte Witterung der vergangenen Wochen hat zu einer Entschärfung des Infektionsdrucks durch Oidium geführt. Es ist mit deutlicher Erwärmung und Hochdruckeinfluss zu rechnen, so dass die Traubenentwicklung schnell fortschreitet.

Oidium: Mit dem Stadium Traubenschluss ist die Gefahr von Oidiumneuinfektionen stark abnehmend. Wenn kein Befall vorhanden ist, kann jetzt auf Azole wie Systhane 20 EW 0,24 l/ha oder Topas 0,24 l/ha (nicht für exportierende und wein- bzw. traubenabliefernde Betriebe) übergegangen werden. Bei Vorbefall kann nochmals Prosper (0,8 l/ha) eingesetzt werden.

Peronospora: Auf Grund des Witterungsverlaufs der abgelaufenen Woche mit Tagestemperaturen um 15 Grad und nächtlicher Abkühlung auf unter 11 Grad sind keine weiteren Infektionen durch Peronospora erfolgt. Da sich die Anfälligkeit der Trauben gegenüber Peronospora weiter verringert, ist in den meisten Lagen die Anwendung von Kontaktfungiziden (z.B. Folpan 80 WDG 1,6 kg/ha; Polyram WG 3,2 kg/ha) ausreichend. Nur dort, wo neue Ausbrüche nach Niederschlägen beobachtet wurden, ist eventuell nochmals der Einsatz eines tiefenwirksamen Mittels erforderlich. Zur Abschlussbehandlung können auch die Kupferpräparate Cuprozin flüssig (1,6 l/ha, 35 Tage WZ), Cueva (16 l/ha, 35 Tage WZ) oder Restmengen von Funguran verwendet werden.

Botrytis: Erst zur Abschluss-Spritzung werden wieder Spezialbotrytizide empfohlen.

Schwarzfäule: Traubenbefall durch Schwarzfäule wurde bereits in mehreren Anlagen beobachtet. Es ist daher darauf zu achten, dass bei der Auswahl des Pero- bzw. Oidiumfungizids nur Mittel mit ausreichender Wirkung gegenüber Schwarzfäule zum Einsatz kommen. Sollte dies nicht der Fall sein, kann zur Schwarzfäulebekämpfung zusätzlich ein nach § 18a genehmigtes Mittel eingesetzt werden (Polyram WG, Flint, Systhane 20 EW).

Schwarzholzkrankheit: Die Symptome der Schwarzholzkrankheit werden jetzt sichtbar (von der Triebspitze her beginnende Blattvergilbung, starke Verrieselung und Absterben von Trauben). Um die Ausbreitung der Krankheit in der Rebe zu unterbinden oder zumindest zu reduzieren, sollten umgehend alle symptomtragenden Triebe abgeschnitten werden. Der Flug der Winden-Glasflügelzikade Hyalesthes obsoletus (Überträger der Schwarzholzkrankheit) ist noch nicht abgeschlossen. Deshalb sollte in Befallsgebieten die Bekämpfung der Großen Brennnessel (Wirtspflanze für H. obsoletus), um den Infektionsdruck auf die Rebe nicht zu erhöhen, zum jetzigen Zeitpunkt noch unterbleiben.

Traubenwickler: Der Mottenflug ist witterungsbedingt in der letzten Woche merklich zurückgegangen. Bei einsetzender wärmerer Witterung ist ein Wiederanstieg des Falterfluges möglich. Deshalb wird möglicherweise außerhalb von RAK-Gebieten ein zweiter Insektizideinsatz mit z.B. Runner (0,64 l/ha), Mimic (0,8 l/ha), Steward (0,1875 kg/ha) oder einem Bacillus thuringiensis-Produkt erforderlich. Das Insektizid SpinTor (0,16 l/ha) ist bienengefährlich! Kein Einsatz bei Vorhandensein blühender Pflanzen!

Das DLR bittet, nach wie vor die Pheromonfallen regelmäßig zu kontrollieren und den Falterflug zu melden.

Grüne Rebzikade: Erst beim Auftreten deutlicher Blattsymptome sollte auf Larvenbefall geachtet werden. Bei durchschnittlich mehr als 3 bis 5 Larven pro Blatt kann eine Bekämpfung mit Kiron (2,4 l/ha) oder Steward (0,1875 l/ha) erforderlich werden.

Obstbaumspinnmilbe: Bisher wurde im Anbaugebiet noch kein Befall festgestellt. Vor den letzten Behandlungen sollten insbesondere Junganlagen (1- bis 3-jährige) auf Spinnmilben überprüft werden. Bei mehr als eins bis zwei Spinnmilben pro Blatt ist ein Akarizid wie Apollo (0,48 l/ha,), Envidor (0,64 l/ha, bienengefährlich), Kiron (2,4 l/ha,) oder Masai (0,4 kg/ha,) einzusetzen, da sich die Population bis zum Herbst noch stark aufbauen kann.

Applikationstechnik: Bei obigen Mittelaufwand-Mengen wurde der Basisaufwand mit dem Faktor 4 multipliziert.

Zum jetzigen Zeitpunkt ist die Entblätterung der Traubenzone wegen möglicher Sonnenbrandschädigungen unbedingt zu unterlassen.

Stiellähme: In stiellähmegefährdeten Anlagen ist alles zu unterlassen, was die Wüchsigkeit fördert. Bodenbearbeitungen sollten unterbleiben, und stattdessen sollte gemulcht werden. Auch Stickstoffzufuhren über das Blatt sind zu unterlassen. Magnesiumbehandlungen sind nur dann erfolgversprechend, wenn sie wiederholt fortgesetzt und die Traubenstiele gut benetzt werden. Folgende Präparate sind im Handel: Bittersalz (Epso Top), in Weißweinsorten späte Anwendungen vermeiden, Magnesiumoxide (Falnet, Lebosol-Magnesium 500), Magnesiumcarbonate (Lebosol-Magnesium 400) und Magnesiumnitrate (Magnisal, Lebosol-Magnesiumnitrat).

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