In der Freiheit lauern viele Gefahren

WITTLICH. Immer wieder werden der Kripo vermeintliche Katzendiebstähle, -verletzungen oder auch -vergiftungen gemeldet. Laut Polizei steckt allerdings hinter diesen Ereignissen oft keine kriminelle Handlung.

Kürzlich erreichten die Polizei fünf Anzeigen wegen vergifteter Katzen in Dörbach. Der Ortsbürgermeister startete wegen dieser Sache einen Aufruf im VG-Blättchen mit der Bitte um Hinweise. Doch die Polizei gibt Entwarnung. Peter Neu von der Kripo: "Auch wenn wir die toten Tiere nicht mehr untersuchen konnten, gehen wir davon aus, dass hier niemand gezielt die Katzen vergiftet hat." Seine Ermittlungsergebnisse: Die Katzen könnten Ratten gefressen haben, die ihrerseits Köder mit einem langsam wirkenden Gift aufgenommen hatten. In Dörbach waren aufgrund eines verstärkten Auftretens von Ratten Giftköder im Kanalsystem ausgelegt worden (der TV berichtete). Die Katzen könnten aber auch eine der verbreiteten Krankheiten wie Katzenseuche oder Katzenaids gehabt haben, wie ein hinzugezogener Tierarzt meinte. Neu: "Der Großteil der Katzen war nicht geimpft und eine noch lebende Katze zeigte die typischen Symptome der Seuche. Ihr hingen lange Schleimfäden aus dem Mund." Dass Katzenhalter kriminelle Energie wittern, sobald ihr Tier einen kranken Eindruck macht oder gar verschwunden ist, erlebt Peter Neu häufig. Doch nur in seltenen Fällen steckt seiner Meinung nach wirklich Kriminelles hinter diesen Fällen. "In diesem Jahr wurden uns etwa 15 bis 20 Katzen als gestohlen oder auch verletzt gemeldet. Doch wir haben in unserem Bereich keinen konkreten Hinweis auf einen professionellen Tierfänger gefunden. Ganz oft hat das Verschwinden der Katzen andere Gründe." Und auch Verletzungen könnten auf vielerlei Arten erfolgen. Generell, so macht Neu klar, seien freilaufende Katzen vielen Gefahren ausgesetzt. So lernten sie erst beim ersten Kontakt mit einem Auto, dass der Straßenverkehr gefährlich sei. Oft sei es dann aber zu spät. Viele Katzen würden von Jägern erschossen, denn laut Gesetz dürfen wildernde Katzen zum Jagdschutz getötet werden, wenn sie im Jagdbezirk in mehr als 200 Metern Entfernung zum nächsten Haus angetroffen werden. Und wer wolle sagen, dass eine Katze, die ansitze, nicht wildere? Die Tiere könnten auch aufgrund von Territorialkonflikten mit Artgenossen aus ihrem Revier vertrieben werden. Auch Hobbygärtner werden schon mal zu Katzenfeinden. Neu: "Wir hatten bereits mehrere Fälle, in denen Gartenbesitzer zum Luftgewehr gegriffen oder Fallen aufgestellt haben, weil sie den Garten gegen Katzen verteidigen wollten, die dort ihre Hinterlassenschaften verscharrt haben."Tierarzt: Kontrolliertes Laufen lassen unrealistisch

Neu weiter: "Das Beste wäre: Katze an die Leine." Doch da ihm auch klar ist, dass das kaum möglich ist, appelliert er an die Tierliebhaber, ihre vierbeinigen Freunde nicht unkontrolliert laufen zu lassen. "Eine unrealistische Forderung", konstatiert Michael Tietz, Tierarzt in Wengerohr. Einen Garten katzensicher zu machen, sei nur mit sehr großem Aufwand möglich, und nur wenige Katzen könne man drinnen halten. Viele Tiere würden dann aggressiv. Tietz widerspricht zudem der Auffassung der Polizei, dass in der Region keine Tierfänger unterwegs seien. "Es verschwinden immer mal wieder an die zehn Katzen auf einen Schlag. Die können nicht alle angefahren werden." Auch Svetlana Gabricevic von der privaten Tierhilfe in Daun sieht einige Beweise für Tierfänger. Ein Beispiel, das auch der Wittlicher Kripo bekannt ist: "Im Kreis Daun sind im August zwei professionell gehäutete Katzen gefunden worden. Danach haben sich viele Leute gemeldet, etwa 40 Katzen sind verschwunden. Die Tiere haben an einer Route gelebt, das kann kein Zufall sein."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort