Indianerzelte aus Matratzen gebastelt

TRABEN-TRARBACH. Zu den "Trawender Pänz" gehörte einst Wolfgang Wendhut, der heute in Starkenburg lebt. Von hier blickt der 74-Jährige hinab auf die "Mussel" und hinüber zum "Morjahl", und in seiner Jugendzeit interessierten Mosel und Mont Royal ganz besonders.

"Langweile kannten wir nie", erinnert sich der Bildhauer- und Steinmetzmeister. Nach den Schulaufgaben warteten zunächst Arbeiten in Haus, Feld und Garten auf die Kinder, doch dann ging es an den Fluss oder hinauf auf den Berg. Wenn in der Schule Naturkundeunterricht angesagt war, machte sich Wolfgang Wendhut auf "Molchsjagd" im Blutweiher hinter dem heutigen Flughafen-Parkplatz. Dazu wurde eine Büchse mit zwei Löchern versehen, durch die eine Kordel gezogen wurde. Von der Mutter entlieh er sich ein Einmachglas, in das Wasser und Moos kamen, und dann wurde die Büchse in den Weiher gelassen und langsam wieder herausgezogen. War ein Molch gefangen, so landete dieser im Einmachglas und wurde am nächsten Morgen in der Schule bestaunt. Spannend war für Wolfgang Wendhut auch das "Schwerwle suchen". Eine kleine Hacke, Marke Eigenbau, kam dabei zum Einsatz. Auf "Murjahl" wurden die Erdhaufen durchwühlt, die nach den Freilegungen der ehemaligen Festung durch Museumsgründer Dr. Ernst Willen Spies entstanden waren. "Wir waren stolz, wenn wir dann einige Scherben, mal einen Uniformknopf oder mit viel Glück gar einen tönernen Pfeifenkopf gefunden hatten." Der Museumsgründer, liebevoll "Lappi" genannt, war das große Idol der Kinder, und deren Funde wurden von ihm "mit den üblichen gruseligen Dankesworten mit fünf oder zehn Pfennig honoriert". Abenteuerliche Indianerspiele gab es hingegen an der Mosel. Viele große alte Weiden standen damals am Ufer, die nach jedem Hochwasser mit allerlei Gestrüpp zugeschwemmt waren. "Mit Messern bahnten wir uns in mühevoller Arbeit den Durchschlupf zur Mitte eines Stammes, wo wir uns die schönsten Höhlen bauten, die mit allerlei angetriebenen Kunstwerken geschmückt und mit Gras ausgepolstert wurden", erinnert sich Wendhut, der mit seinen Eltern und Geschwistern in der Kaiserstraße wohnte. In den Sommerferien sahen Wendhut und seine Kameraden die Zelte der Paddler an der Mosel. "Die mussten nachgebaut werden", erzählt er, und die Kinder waren dabei sehr erfinderisch. "In Richtung Kövenig war der Dreckplatz", erinnert sich der Bildhauermeister. Dort befreiten sie die alten Matratzen von ihrem Dreck und wuschen den Stoff in der Mosel. "Zuhause durften wir uns damit ja nicht blicken lassen", schmunzelt der 74-Jährige. Aus Bohnenstangen entstand das Zeltgerüst, der Matratzenstoff wurde darüber gelegt. Der Boden wurde mit Gras und alten Decken ausgepolstert, zwei bis drei Kinder hatten auf diese Weise ein Dach über dem Kopf. Mit Steinen bauten sie Feuerstellen, und bei Franke Bertha gab es Erbswurst, die mit gemopsten Möhren und anderem Gemüse zu einem leckeren Eintopf verarbeitet wurde.

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