Inhaltsreiche Rebtränen

LÖSNICH. Bei der Frühjahrsarbeit im Weinberg machte der 14-jährige Sven Roth aus Lösnich eine interessante Entdeckung. An den Schnittstellen der Reben sondert sich eine klare Flüssigkeit ab, die nach seinen Recherchen ein kostbares Nass ist.

 Für die meisten ist es Arbeit im Weinberg. Für Sven Roth ist es Forschung. Mit seiner Schwester Mareike sammelt er die Rebtränen, die sich an den Schnittstellen der Rebstöcke bilden, um die inhaltsreiche Flüssigkeit vielleicht einem Pharmakonzern zu übergeben. Foto: Claudia Müller

Für die meisten ist es Arbeit im Weinberg. Für Sven Roth ist es Forschung. Mit seiner Schwester Mareike sammelt er die Rebtränen, die sich an den Schnittstellen der Rebstöcke bilden, um die inhaltsreiche Flüssigkeit vielleicht einem Pharmakonzern zu übergeben. Foto: Claudia Müller

Es gibt viel zu tun im Weinberg; auch der 14jährigen Sven Roth aus Lösnich geht mit seinem Vater Jürgen in den Wingert. Schneiden und binden kann er längst, und so ist im aufgefallen, dass die Rebstöcke Flüssigkeit an den Schnittstellen absondern. Neugierig geworden, forschte er nach den sogenannten Rebtränen, auch Rebwasser oder Rebsaft im Internet. An einem warmen Frühlingstag bildet ein Rebstock bis zu einem Liter dieser Flüssigkeit. Bei seinen Recherchen erfuhr Sven Roth, dass diese Flüssigkeit das Eindringen von Bakterien, Pilzen oder anderen Krankheitserregern in die Rebe verhindern soll. "Aqua Vitis" oder "Lachryma Vitis" bezeichneten die alten Gelehrten den Saft der Reben. Schon vor mehr als 500 Jahren hatte man dieses Rebwasser als natürliches Heilmittel genutzt und es zur Behandlung von Hautkrankheiten wie Geschwüren, Ausschlägen, Schuppenflechte, Warzen oder Sommersprossen angewandt. Vermischt mit Olivenöl benutzte man es als Enthaarungsmittel. Eine positive Wirkungen haben die Rebtränen auch auf Kopf, Magen, Darm, Niere und Blase. Auch egen Brechreiz, Zahnschmerzen, Ohrenschmerzen und Kopfschmerzen kamen sie zum Einsatz. Nach einer Analyse der Flüssigkeit wird der Grund der besonderen Wirkung deutlich. Stoffe wie Cineol, alpha-Terpineol und besonders Thymol sind in den Rebtränen in hoher Konzentration vorhanden. Diese Stoffe besitzen antibakterielle und desinfizierende Wirkung, die besonders in Zusammenhang mit Hauterkrankungen nachgewiesen werden konnte. Nur im Frühjahr kann diese Rebensaft gewonnen werden. Daher haben die Roths Behältnisse an den Rebstöcken befestigt, um die Flüssigkeit aufzufangen, die jetzt durch Einfrieren haltbar gemacht wird. "Vielleicht ist ein Pharmakonzern an den Inhaltsstoffen der Rebtränen interessiert", hofft Sven Roth. "Ein Traum von mir wäre es, wenn durch Selektion oder Konzentration dieser Rebtränen ein wirksames Mittel gegen Krebs gefunden würde".

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